Ettenheim - Besser konnte es nicht laufen: Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und strahlendem Sonnenschein arbeiteten sich am Sonntag rund 3000 Narren mit 55 Zünften durch die Ettenheimer Altstadt – vorbei an Tausenden Zuschauern.

Ein Teilnehmerrekord von aktiven Narren sollte damit nicht gebrochen werden, denn die Innenstadt samt komplett besetzter Halle wird nun mal nicht größer. Das weiß auch die Narrenzunft Hoorig als Veranstalter und sortiert deshalb längst unter den Teilnehmer-Anfragen aus.

Obligatorisch war Umzugsstart mit Standarte, Narrenlicht und Stadtkapelle samt Ettenheimer Hähnlefeldhexen. Es folgte bunter Brauchtum aus der Baar, dem Hoch-, Mittleren und Nordschwarzwald, dem Dreiländereck und natürlich aus der Ortenau. Seit vielen Jahren kommentiert Michael Frey die närrische Parade durch die Altstadt per Lautsprecher, in dieser Form nun zum 18. Mal wiederholt.

Mode: Hästräger per Handschlag begrüßen

Niemand sonst hat einen besseren Überblick. Etwa über mit Reisigbesen bewaffnete Hexen aus Donaueschingen, Altdorf oder Lahr. Oder schreckliche Teufel vom Gaggenauer Sauberg, Oberprechtaler Berg oder aus Emmendingen. Besonders stark vertreten in dieser Hinsicht: die Höllenzunft Kirchzarten und die Schauinsländer Berggeister. Nicht minder spannend erinnerten andere Narrenzünfte an Früheres. Etwa die Ringsheimer Ramässer, Schutterwälder Pflumedrücker oder Niederweilerer Welschkorneber. Auch Häfnetgeister, Späudizunft und Chümmispalter verbreiteten alemannischen Wort- und Witzschatz.

An den Ettenheimer Straßenrändern herrschte beste Stimmung, teils sogar in schon frühlingshaftem Outfit. Neue Mode bei zahlreichen Kindern ist: Umzugsteilnehmer per Hand abklatschen. Damit kamen sie allerdings besonders bei Hexen und Teufeln nicht immer unerschrocken durch. Bonbons blieben selbstredend nicht lange liegen. Das wird sich wohl nie ändern. Konfetti war indes tabu. Nicht jedoch tönerndes, nämlich von "anständigen" Kapellen wie von schrägen Guggemusiken. Klangvoll hervor taten sich etwa die Pfaffenweilerer Schnecke-Blärer, die Gottenheimer Klang-Chaote und die Allschwilerer Mühlibachstänzer.

Darauf können die Ettenheimer Hoorige nun erneut stolz sein: Ihre jährliche Auswahl bietet einen schönen Querschnitt durch die badisch- alemannische Fasent.

Übrigens: Dieses Mal wurde als größte auswärtige Musikgruppe das Fahrnauer "Bläslisackele" registriert, dazu als größte teilnehmende Gesamtgruppe die Narrengilde Lörrach.

Die Narrenzunft Birgachtal hat die Ehre

Die Ehre, den Narrensprung durch das östliche Stadttor auszuführen, gebührte in diesem Jahr der Narrenzunft Brigachtal. Eine Verlegung des Spektakels nach hinten (12.11 Uhr) bewährte sich: Hunderte Zuschauer ließen sich das Ereignis nicht entgehen. Mit rund 110 Aktiven waren die Narren zuvor aus der Villingen-Schwenninger Gegend in zwei Bussen angereist, denn die Einladung der Hoorigen verpflichtet. Maik Friedrich, einer der drei Brigachtaler Obernarren: "Das ist für uns eine ganz besondere Ehre." So schritten nach den Fahnenträger (1923 gegründet) ohrenbetäubende "Trommelwieber" durch das Tor, gefolgt von Strohmännern und fahnenschwingender weiblicher Garde. Auch Strohhansele begeisterten mit ihrem speziellen Häs, quasi frisch vom Acker eingekleidet. Natürlich hüpfte auch der Narresome mit durchs Ettenheimer Tor. Nächstes Jahr feiert die Brigachtaler Narrenzunft ihr 60-jähriges Bestehen. "Hoorig-Miau" heißt übrigens ihr Schlachtruf. Knapp zehn Prozent der gesamten Einwohnerschaft (5100) sind bei ihr Mitglied.