Sorgten für besondere Momente im Bürgersaal: die Mitglieder von "Los Ympossibles". Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Quartett verbindet in Ettenheim mit Leichtigkeit neue und alte Musik / Am Ende wird abgerockt

Von Jürgen Haberer

Ettenheim. Das Ensemble "Los Ympossibles" schlägt lustvoll eine Brücke von der alten zur neuen Musik. Beim Gastspiel im Rahmen des "Ettenheimer Musiksommer" überrascht das Quartett mit modernen Grooves, die auch in der Barock- und Renaissancemusik immer wieder aufblitzen.

Die alte Musik ist eindeutig das Metier von Love Persson. Der Schwede legt Barockcello und Kontrabass aber auch gerne einmal zur Seite, um dem Rock’n’Roll, seiner zweiten großen Leidenschaft zu frönen. Mit "Los Ympossibles" hat er sich eine Plattform zum Ausloten von Schnittmengen geschaffen. Hier schlagen Renaissanceklänge und barocke Kompositionen schnell auch einmal um in einen schwungvollen, erstaunlich modernen Groove. Es blitzen in Eigenkompositionen plötzlich auch Harmonien auf, in denen Klangbilder der alten Musik zitiert werden. Irgendwo dazwischen finden dann auch noch Reminiszenzen an die Folklore nahezu aller Kulturkreise Platz.

Das eigentlich bemerkenswerte an "Los Ympossibles" ist aber nicht die Verschränkung der Stilepochen. Es ist die spielerische Leichtigkeit, mit der Persson (Barockcello, Kontrabass), Daniela Heim (Violine), Patrick Ayrton (Cembalo) und Patricio Zeoli (Charango) immer wieder zwischen den Polen ihrer Musik pendeln. Der Mann aus Schweden ist dabei für die Arrangements, die immer wieder eingestreuten Eigenkompositionen zuständig, der Brite Ayrton für die Grundlagen, Heim für die sinnliche Leidenschaft. Zeoli und das Charango, ein aus Bolivien stammendes Zupfinstrument mit fünf Doppelsaiten, verkörpern die in nahezu alle Richtungen offene Brücke.

Das Konzert in Ettenheim eröffnet das Quartett mit einer Sonate von Silvius Leopold Weiss, einem Zeitgenossen Bachs. Die Tanzthemen des Werks reihen sich elegant aneinander, die abschließende "Paisanne" überrascht aber mit einem in der Barockmusik so nicht zu hörenden Schwung. Ganz anders Perssons "In the blink of an eye": Die Tonbilder sind modern und lautmalerisch. Zwischendurch klingen immer wieder Melodiefragmente an, die aus der Renaissancemusik schöpfen. Die anschließende Themensammlung des 1670 geborenen Engländers Turlough O’Carolon führt unterschiedliche Ansätze zusammen. Manches klingt pathetisch und hymnisch, anderes erinnert an Folksongs. Irgendwo dazwischen klingen aber auch die dissonanten Harmonien der Neuzeit an. Der zweite Teil wird mit drei Liedern von Andrea Falconieri eingeleitet, dem Meister der italienischen Schlager des 17. Jahrhunderts. Persson steuert einen Blues mit barockem Intermezzo bei. Am Ende erklingt eine polnische Suite von Aleksander Tansman, die in der abschließenden Mazurka förmlich überschäumt und in dem Händen von "Los Ympossibles" schlichtweg abrockt.