Ettenheim/Lahr - Ein mögliches Nachtfahrverbot für Lastwagen in den Lahrer Stadtteilen Kuhbach und Reichenbach hat die nächste Nachbarkommune auf den Plan gerufen: Nach dem Protest aus Friesenheim kommt nun auch Gegenwind aus Ettenheim. Bürgermeister Bruno Metz hat sich am Mittwoch in einem offenen Brief an Landrat Frank Scherer gewandt. Betreff der E-Mail: "Verkehrsbeschränkungen und mögliche Verlagerungseffekte". Mit Ersterem ist das von Lahr seit Jahren geforderte Lkw-Nachtfahrverbot auf der Bundesstraße 415 gemeint, mit Letzterem die (befürchteten) negativen Auswirkungen auf Ettenheim.

Die Ausgangslage: Bekanntlich sucht die Lahrer Verwaltungsspitze schon lange einen Weg, Lkws die Fahrt durch Kuhbach und Reichenbach in den Nachtstunden zu untersagen. Erreichen will man dieses Ziel im Rathaus über einen Zwischenschritt – die Einführung von Tempo 30.

Das Ettenheimer Problem: Dieses "Hintertürchen", das auch Lahr-intern umstritten ist, lässt bei Metz die Alarmglocken schrillen: "Eine weitere Reduzierung der Geschwindigkeiten (...) führt nach unserer Überzeugung zu einer Mehrbelastung bei uns", heißt es in seinem Schreiben. Konkret sieht der Ettenheimer Rathauschef mehr Verkehr auf Ettenheimmünster, Münchweier und die Kernstadt zurollen. Schon heute wählten Pendler aus dem oberen Schuttertal verstärkt den Weg über den Streitberg (L 103) zu ihren Arbeitsplätzen im Lahrer Westen oder Schwanau. Diese Strecke sei zwar länger, aber in der Regel flüssiger zu befahren.

Er selbst, so Metz auf LZ-Nachfrage, habe Ettenheimer Forderungen nach einer Temporeduzierung auf der L 103 in der Vergangenheit mehrfach eine Absage erteilt. "Weil wir der Meinung sind, dass eine Landesstraße Verkehrsbedeutung hat." Ein Argument, dass der Bürgermeister jetzt analog für die B 415 ins Feld führt: "Wo Bundesstraßen in ihrer Befahrbarkeit eingeschränkt werden, beginnt die Suche nach Schleichwegen." Das wären am Ende häufig kleinere Straßen. Ergebnis: "Die Entlastung an der einen führt zur Belastung an der anderen Stelle." Dieses Phänomen lasse sich seit einem Jahr bereits beobachten, sagt Metz: In Ettenheim seien spürbar mehr Autos und Lkws unterwegs, seit in Reichenbach die Ortsdurchfahrt saniert wird.

Die Ettenheimer Forderung:  Um neue Betroffenheiten zu verhindern, bittet der Ettenheimer Bürgermeister Landrat Scherer nun, "eine großräumige Verkehrsbetrachtung auf den Weg zu bringen oder an geeigneter Stelle zu beantragen". Geprüft werden sollen etwa die Auswirkungen von Temporeduzierungen auf andere Strecken. Und zwar "über die Gemarkungsgrenzen hinaus, teilweise sicherlich auch über Kreisgrenzen hinweg". Der Ängste in Friesenheim: Bereits Anfang der Woche hatte sich Metz’ Friesenheimer Kollege Erik Weide gegen ein Lkw-Nachtfahrverbot in Kuhbach und Reichenbach ausgesprochen (wir berichteten). Weides Befürchtung: Dürfen die Brummis künftig nicht mehr über die B 415 fahren, weichen sie auf die B 3 in Friesenheim aus. Rathauschef Weide deutlich: "Diese Verlagerungseffekte werden wir nicht akzeptieren."

Wer will was?

Tempo 30 auf der B 415 sieht das zuständige Regierungspräsidium in Freiburg als realisierbar an. Allerdings wollen das die Kuhbacher und Reichenbacher nicht, wie Beschlüsse der jeweiligen Ortschaftsräte zeigen. Ein Lkw-Nachtfahrverbot indes ist aus Sicht der übergeordneten Behörde nur schwer umzusetzen – unter anderem wegen möglicher Verlagerungseffekte. Zu Letzteren hat der Lahrer Gemeinderat jüngst eine fachliche Untersuchung in Auftrag gegeben.