Handarbeit ist vor allem bei der Pflege von steilen Böschungen gefragt. Foto: Hoffmann Foto: Lahrer Zeitung

Natur: Nabu pflegt Wiesen in Ettenheim und Ringsheim

Ettenheim (woho). Alle Pflegewiesen können die Nabu-Leute nicht mit ihren Handsensen mähen; der Großteil muss weiterhin mit dem motorgetriebenen Balkenmäher bearbeitet werden. Doch haben beim jüngsten Sensenkurs einige Mitglieder und sogar Nichtmitglieder so viel Gefallen an dieser Arbeit im Gelände gefunden, dass sie dran bleiben und wissen wollen, wie sich ihre Pflegegrundstücke entwickeln.

An vier Samstagen haben frühmorgens fünf Männer insgesamt 60 Stunden auf der Ökowiese der Stadt Ettenheim im Osten des Marbachtals gearbeitet. Das sind vier Terrassen mit steilen Böschungen, in denen auch Bienenfresser brüten. Vor vier Jahren waren dort die Weinreben entfernt worden und seither wurde nur gemulcht. Als Folge der Düngung war das Gelände mit Brombeeren, Brennnesseln, wildem Wein, Feinstrahl, Berufkraut und Goldrute überwuchert. Allerdings war auch die seltene Osterluzei zu finden. Mit der Übernahme dieser Terrassen mit 204 Ar erhöhen sich die Nabu-Pflegeflächen auf den Gemarkungen Ettenheim auf insgesamt 849 Ar.

Gruppe könnte Zuwachs gebrauchen

Die Osterluzei ist traditioneller Bestandteil im Ettenheimer "Kritterbuschel" an Mariä Himmelfahrt. Dazu gehören nach Aussage des Stadthistorikers Dieter Weis auch das Fleischkraut (Oregano), das Johanniskraut, der Rainfarn (Magdalenenkrut), Wermut, Doste (Fleischkrut), Fuchsschwanz (Roti Wedel), Benediktendistel, Wollblume (Königskerze), Schafgarbe, Eisenkraut und Echte Goldrute (Goldähre). Wiesenknopf und Igelkolben wachsen auf feuchten Standorten und gehören auch dazu.

Die Arbeit mit der Sense dauert natürlich länger als mit dem Balkenmäher, aber die Sense ist schnell gepackt und vor Ort, die Anschaffungskosten und Instandhaltungskosten sind geringer, die Reinigung weniger aufwendig. Statt Sprit wird nur Wasser gebraucht, um den Wetzstein feucht zu halten – und die durstigen Kehlen.

Ziel der Pflege ist die Wiederherstellung und Förderung der Pflanzenvielfalt, die wiederum die Insektenvielfalt fördert. Wie es mittelfristig aussehen soll, kann man auf der Ökowiese am Kahlenberg sehen. Dort wird seit vergangenem Samstag ebenfalls mit der Sense gemäht.

Wie im Pflegevertrag mit der Stadt Ettenheim festgelegt, wird der Boden durch zweimaliges Mähen im Jahr ausgemagert. Wildkräuter und Blumen kommen dann wieder durch, Osterluzei und Rainfarn sind noch vorhanden. Die Steilböschungen werden freigehalten, damit die Bienenfresser wieder nisten können. Heimische Sträucher wie Holunder und Pfaffenhütchen werden gefördert, um auch anderen Vögeln Nistmöglichkeiten zu geben.

Das abgetrocknete Mähgut wird abgetragen und zum Kompostieren auf die Kahlenbergdeponie gefahren. Manche hartnäckige Neophyten kann man am besten durch Herausziehen mit der Wurzel aus dem Boden bekämpfen, am besten nach einem Regen. Wilde Weinreben werden auch entfernt, da sich von ihnen aus die Reblaus auf die nebenan stehenden Rebkulturen ausbreiten kann.

Für die Pflege erhält der Nabu Ettenheim Gelder über das Landratsamt Ortenaukreis, was aber den Aufwand nicht deckt. Deshalb ist man auf freiwillige Helfer angewiesen. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich bei Hardy Scheer, unter Telefon 07822/30 00 63, melden.