Ettenheim - Rückblick, Vorausschau, warme Worte – das ist das allgemeingültige, wohlschmeckende Rezept für einen Neujahrsempfang. Den der Stadt Ettenheim garnierte Bürgermeister Bruno Metz am Dreikönigstag um eine weitere Zutat: eine Kampfansage.

Was gemeint ist? Natürlich die drohende Schließung des Krankenhauses. Metz, das wurde bei seiner rund 45-minütigen Rede in der vollen Stadthalle deutlich, hat die entsprechende Entscheidung des Kreistags noch nicht verwunden – und klammert sich an die Bewährungschance, die den wackelnden Standorten zugestanden wurde: "Angezählt heißt nicht ausgeknockt", rief der Rathauschef den rund 400 Besuchern in astreiner Boxer-Sprache zu. Nein, Ettenheim liege alles andere als am Boden: "Unser Krankenhaus bringt seit Jahrzehnten eine herausragende Leistung." Das habe eine vom Ortenaukreis im vergangenen Jahr in Auftrag gegebene und "nur zögerlich veröffentlichte" Studie bewiesen. Weil kein anderer Standort so gute Bewertungen erhalten habe – von der Behandlungsqualität bis zum Wohlfühlfaktor – "werde ich weiterhin intensiv für dieses Krankenhaus kämpfen", versprach Metz und erntete dafür lang anhaltenden Zwischenapplaus (den längsten seiner Rede).

Auszugsweise weitere Themen der Neujahrsansprache.

> Finanzen: Dank  "einer stabilen wirtschaftlichen Lage" sei es 2017 erstmals gelungen, die Verschuldung der Stadt unter den Landesschnitt zu drücken. Aktuelles Zwischenfazit: "90 Millionen Euro an Vermögenswerten stehen Schulden von rund 15 Prozent gegenüber."

> Digitalisierung: "Wir sind sehr froh, dass wir nun in fast ganz Ettenheim eine leistungsfähige Breitbandversorgung haben", stellte Metz fest. Ob sich die Stadt per Antenne aktiv an der Behebung des Handy-Funklochs in Ettenheimweiler beteilige, hänge vom Wille der Dorfbewohner ab. Zu diesem Thema gebe es Pro- und Kontra-Stimmen, die Metz "gerne im Frühjahr über eine Bürgerbefragung genauer erkunden möchte".

> Wohnen: Klare Kante zeigte Metz beim Thema Bauen: Weil die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern den Bestand "erheblich" übersteige, "bin ich eindeutig dafür, das Angebot zu erhöhen" – auch mit der Ausweisung neuen Baulands. In der Kernstadt sollen die Bauplätze in den "Supperten" bald vergeben werden, zudem sieht Metz Potenzial in Altdorf ("Steinröhre"), Münchweier und Ettenheimmünster.

> Kinderbetreuung: Nirgendwo werde die Mehrbelastung für Kommunen besser dokumentiert als beim Thema Kinderbetreuung: "Die Auf- und Ausgaben entwickeln sich seit Jahren in keinem Bereich schneller." Allein bei den Kitas 2019 betrage das von der Stadt zu tragende Defizit "deutlich mehr als drei Millionen Euro". Vor rund zehn Jahren seien es noch 800 000 Euro gewesen.

 > Demokratie: Einen emotionalen Appell richtete Metz mit Blick auf die Europawahl im Mai: Er hoffe sehr, dass die Menschen "nicht der Versuchung erliegen, die zunehmende Komplexität mit scheinbar einfachen Thesen anzugehen". Für die Kommunalwahl setzt Metz auf "das Interesse der Bürgerschaft". Klar sei: Je voller die Listen der Fraktionen in Gemeinde- und Ortschaftsräten, desto mehr gelebte Demokratie vor Ort.

> Vernetzte Stadt: Mit Interesse habe Metz das Anforderungsprofil einer vernetzten Stadt, neudeutsch: Smart-City, gelesen, die von der EU gefördert werde. "Mobilität und Infrastruktur, Energieeffizienz, Umwelt- und Ressourcenschonung, wirtschaftliche Attraktivität, bürgerfreundliche Verwaltung – all das sind Punkte, die Ettenheim schon ganz gut erfüllt." Mithin sieht der Bürgermeister seine Stadt "auf einem sehr guten Weg zu einer Smart-City."

Info: "Glücksfälle"

Neujahrsempfänge sind immer auch ein guter Ort für Ehrungen: In diesem Jahr hob Bürgermeister Metz das Engagement der Flüchtlingsinitiative Neustart mit Beate Kostanzer, Michaela Vogt, Regina Dees, Lisa Woosy, Günter Däggelmann, Eugenia Escobar, Bertold Bangert, Achim Schwab und Erika Sieberts hervor. Als "Glücksfall" für die Stadt bezeichnete Metz auch die Arbeit der Historiker Bernhard Uttenweiler, Jörg Sieger und Dieter Weis.