José de Guimaraes vor einer seiner Installationen im Museum Würth in Erstein. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Kunst: Ersteiner Museum widmet José de Guimaraes Retroperspektive / Werke noch bis März 2020 zu sehen

José de Guimaraes zählt zu den bedeutendsten Künstlern Portugals. Anlässlich seines 80. Geburtstags zeigt die elsässische Dependance des "Museum Würth" eine Ausstellung , die den Maler, Objektkünstler und Anthropologen würdigt.

Erstein. Es ist eine über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft, die den Kunstmäzen Reinhold Würth und den 1939 in Guimaraes, Portugal geborenen Künstler José Maria Fernandes Marques verbindet. Würth hat mehr als 300 Arbeiten des unter dem Pseudonym José de Guimaraes agierenden Künstlers in seine Sammlung einverleibt. Die bis zum 20. März 2020 im Ersteiner Museum Würth zu sehende Ausstellung, fast die Hommage an den Freund aber weiter.

Neben dem Künstler kommen auch der Sammler und Anthropologe zu Wort. José de Guimaraes hat Ingenieurwesen, Malerei und Gravur studiert. Seine ausgedehnten Reisen um den Erdball haben aber auch ein tiefes Interesse für Ethnologie und Anthropologie, die Volkskunst und Mythologie ferner Länder und ihrer Völker geweckt. Die Ersteiner Ausstellung zeigt auch gut drei Dutzend Exponate aus der Sammlung von José de Guimaraes, die mehrere Tausend Objekte, Figuren und Masken, vor allem aus Afrika, China und Südamerika umfasst.

Das anthropologische Interesse prägt auch seine künstlerische Entwicklung. Ansätze der Pop-Art treffen bereits in den späten 1960er-Jahren auf Anleihen bei der Bildsprache der Volkskunst. Es entsteht das "Afrikanische Alphabet", basierend auf mehr als 100 Piktogrammen, die nun auch in der Ausstellung zu sehen sind. Es sind einfache Zeichen, Symbole und stilisierte Körperteile, die schnell auch in der Malerei von de Guimaraes aufgehen.

Es entsteht eine farbenfrohe, überbordende Bildsprache, die nach Mexiko und Japan blickt, mit Farben, Pigmenten Sand und Keramikscherben arbeitet, mit Mosaikfragmenten, die sich herausschälen, manchmal auch übermalt werden.

Es entsteht eine unverwechselbare, mit Elementen der "Art Brut" kokettierende Handschrift, die in den 1990er-Jahren noch einmal zu neuen Ufern, einer plastischen Ausdrucksform aufbricht. Es entstehen Objekte und Skulpturen, zusammengefügte Transportkisten mutieren zu Kunstwerken mit unzähligen Öffnungen und Türen, aus denen Neonherzen und Kinderspielzeug und Clown, Konsumgüter und religiöse Devotionalien in einem bunten Kaleidoskop durcheinanderwirbeln.

Die Retrospektive "Vom Künstler zum Anthropologen" über den Künstler José de Guimaraes ist noch bis zum 15. März 2020 im Museum Würth, in Erstein zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr. Weitere Infos auf der Webseite www.musee-wurth.fr