Martin Klatt vom Nabu-Landesverband ließ sich von Bauhof-Mitarbeiter Martin Ohnemus und Heike Schilinger die naturnah umgestalteten Grünflächen zeigen – und war für diese voll des Lobs. Foto: Decoux-Kone

"Natur nah dran": Referent für Arten- und Biotopschutz lobt umgestaltete Grünflächen

Ettenheim - "Vorbildlichen Umgang" mit den naturnah gestalteten Flächen bescheinigte Martin Klatt vom Nabu-Landesverband der Stadt Ettenheim. Diese hatte 2018 im Rahmen des Projekt "Natur nah dran" begonnen, öffentliche Grünflächen in artenreiche Lebensräume umzugestalten.

Nabu-Projektleiter Klatt war mit seiner Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit, Annette Marquardt, für eine Zwischenbilanz des Projekts nach Ettenheim gekommen: Gleich zum Beginn der Rundfahrt, auf der naturnah gestalteten Fläche vor dem Bauhof am Espenring stellt er fest, dass sich das "alles fantastisch entwickelt" hat.

Immer wieder verharrte er fasziniert von der mit der Flora verbundenen Vielfalt der Fauna. Die Furchenbiene zog ihn ebenso in seinen Bann wie später an der Naturnah-Fläche am Mühlenweg die Garten-Wollbiene. Ja: der Laie staunte bei diesem Biologie-Vor-Ort-Unterricht – und selbst der Fachmann wunderte sich: "Hast du das schon mit dem Fotoapparat festgehalten?", hörte man Klatt die fleißig fotografierende Begleiterin immer wieder fragen.

"Pfiffig" befand der Stuttgarter Experte die vom Bauhof gefundene Lösung, Radfahrern oder Fußgängern mit gespannten Kordeln das achtlose Befahren oder Betreten der wertvollen Flächen unmöglich zu machen, wie zuvor oft am Mühlenweg geschehen.

Ettenheim, die Stadt der Königskerzen

"Ettenheim scheint die Stadt der Königskerzen zu sein", stellte Klatt beim späteren Halt im Prinzengarten fest. Aber auch von Wildpflanzen wie Flügelginster, Steppenwolfsmilch, Labkraut, Kartäusernelke, wilde Malve oder Hauhechel war er begeistert, wie er Bauhofsleiter Markus Ohnemus mitteilte.

Heike Schillinger, die als Beauftragte der Stadt für Öffentlichkeitsarbeit die Gäste aus Stuttgart beim Rundgang mitbegleitete, schilderte, wie dieses naturnahe Gestaltungsprinzip etwa in den Mauernischen des Prinzengartens seine Anwendung gefunden hat – und weiterhin finden soll.

Auch Bürgermeister Bruno Metz betonte in seiner an Schillinger für die Gäste mitgegebenen Grußbotschaft den aus tiefer Überzeugung angestrebten Erhalt natürlicher Lebensräume. Diese komme beispielhaft zum Ausdruck in dem bereits 1998 eingerichteten Ökokonto, das inzwischen mehr als 66 Hektar bezieht, im Streuobstwiesenprojekt oder im naturnah betriebenen Stadtwald.

Der Landes-Nabu-Beauftragte sah Ettenheims Aufgeschlossenheit für naturnah gehaltene Fläche angesichts der vorgeführten Stationen an Flächen und Kübeln bestätigt. "Zu schauen, wie’s nach dem Projekt in Ettenheim weitergeht", sei die Zielsetzung seines Besuchs gewesen. Wie man in der Rohanstadt das wertvolle Prinzip auch bei nicht mehr geförderten Flächen weiter verfolge, das sei "sehr erfreulich, vorbildlich". So hoffe man, dass dieses Gestaltungsprinzip "bei den Gemeinden nach und nach Kreise zieht", so Klatt.

Aufwendig, aber artenreich

2018 war Ettenheim für das seit 2016 inzwischen in 61 Gemeinden realisierte Projekt "Natur nah dran" ausgewählt worden, bei dem städtisch-öffentliche Grünflächen in artenreiche Lebensräume für Pflanzen und Tiere umgewandelt werden sollen. Über das finanziell unterstützte erste Projektjahr 2019 hinaus – damals wurden zehn Anlagen umgestaltet, sieben davon finanziell unterstützt – wird sich die Zahl der naturnah gestalteten Flächen ab Herbst dieses Jahres auf dann 35 Anlagen sowie zehn Blumenkübel erhöht haben. Denn, das machte Bauhofleiter Markus Ohnemus beim "hohen Besuch" aus Stuttgart am Freitagnachmittag deutlich: "Wir haben diese Einstellung zu naturnaher Bepflanzung längst verinnerlicht." Nicht zuletzt auch deswegen, weil nach der Neugestaltung die Pflege der Flächen um ein Vielfaches für den Bauhof weniger aufwändig ausfällt als zuvor.