Zwist mit Bundeskanzler Olaf Scholz (links)? Nein, sagt sein SPD-Fraktionskollege und Abgeordneter des Wahlkreises Emmendingen-Lahr, Johannes Fechner: "Es herrscht Einigkeit, dass wir unsere nächsten Schritte genau überlegen müssen." Ein Medienbericht vom Freitag hatte anderes vermuten lassen. Foto: Archivfoto: Wahlkreisbüro Fechner

Ein Bericht der "Bild" schlug am Freitag große Wellen. Demnach könnten in Deutschland schon in anderthalb Monaten alle Corona-Maßnahmen fallen. Aufhänger war ein Zitat von Johannes Fechner (SPD). Der relativiert jedoch gegenüber unserer Redaktion.

Berlin/Lahr - "Wird DAS unser Freedom Day?", fragte die "Bild" Freitagnachmittag in Riesenlettern auf ihrer Internetseite. Am 19. März, heißt es im Artikel, könnten die Einschränkungen, die die Pandemie den Deutschen seit mehr als zwei Jahren beschert, in Gänze Geschichte sein. Als Beleg dient der Autorin ausgerechnet eine Aussage des hiesigen Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion hatte der "Welt" gesagt: "Wir werden uns in den nächsten Wochen in aller Ruhe anschauen, ob eine Verlängerung der Corona-Schutzmaßnahmen über den 19. März hinaus überhaupt notwendig ist."

Indes, was auf den ersten Blick tatsächlich wie eine Forderung nach umfänglichen Lockerungen klingt – und der "Bild" viele Klicks gebracht haben dürfte –, ist beim zweiten Hinsehen deutlich weniger spektakulär, weil aus dem Zusammenhang gerissen, wie Fechner unserer Redaktion erklärt: "Es ist völliger Quatsch, wenn man da herausliest, dass ich den Wegfall aller Maßnahmen fordere", so der 49-Jährige. Er habe lediglich auf das Auslaufen der harten Länderverordnungen am 19. März hingewiesen, die der Bundestag laut Infektionsschutzgesetz noch einmal um drei Monate verlängern könnte. "Jetzt geht es darum, zu überlegen, was wir tun", sagt Fechner. Vom Beibehalten der aktuellen Vorgaben über deren Anpassung bis hin zu weitreichenden Lockerungen sei alles möglich.

Auch ein mögliches Zerwürfnis innerhalb der Ampel-Koalition oder gar der SPD-Fraktion, wie es die "Bild" andeutet, verweist Fechner ins Reich der Fabeln: "Es herrscht Einigkeit, dass wir unsere nächsten Schritte genau überlegen müssen, weil die Menschen zurecht die Schnauze voll haben von sich ständig ändernden Regeln." Bundeskanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) hatte zuletzt gesagt, die Lage sei derzeit nicht nach Lockerungen.

RKI: Langsam!

Tatsächlich hofft Fechner, dass die Mehrzahl der Virologen Recht behält und nach der Omikron-Welle die Maßnahmen über das Frühjahr und den Sommer zumindest reduziert werden können. Aber: "Wir haben bereits den Herbst im Auge, werden genau schauen, wie sich die Pandemie bis dahin entwickelt."

Laut aktueller Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) ist ein Abflachen der Omikron-Welle effektiver, als sie komplett zu unterdrücken. Demnach könnten bereits geringe Kontaktreduktionen zur Entlastung beitragen. Würden die Maßnahmen hingegen komplett wegfallen, würden die Infektionen vergleichsweise stark steigen.