Eines von rund 12 000  Elektroautos im Kreis: Die Zahl der Fahrzeuge die teilweise oder ganz mit Strom fahren hat in den vergangenen fünf Jahren um das Fünffache zugenommen. Unser Foto zeigt die Ladesäule bei der Peter-und-Paul-Kirche in Lahr. Foto: Armbruster

In den vergangenen fünf Jahren hat sich in Sachen E-Mobilität einiges getan: Die Zahl der Elektroautos im Kreis verdoppelte sich mehrfach, liegt aktuell bei rund 12.000. Die rasante Entwicklung flachte 2022 aber ab – Pandemie und Krieg wirken sich aus.

Ortenau - Insgesamt sind im Kreis fast 268 300 Autos zugelassen. Etwa jedes zwanzigste wird entweder ganz oder teilweise mit Strom angetrieben, geht aus den Zahlen der Ortenauer Zulassungsstelle hervor. Das klingt nach wenig, doch vor drei Jahren war nur eines von 100 Pkw ein Elektro- oder ein Hybridfahrzeug – heute sind es beinahe fünfmal mehr. Die Entwicklung verlief rasant: Die Zahl der Zulassungen hatte sich mehrfach verdoppelt, so etwa von 2019 (2655 Fahrzeuge) auf 2020 (5574) und dann wieder auf 2021 (10 308). Im laufenden Jahr geriet der E-Auto-Boom jedoch ins Stocken. Aktuell sind im Ortenaukreis 11 919 Elektro- und Hybridautos gemeldet – seit Jahresbeginn kamen nur 1000 Zulassungen hinzu.

Corona und Ukraine-Krieg wirken sich aus

Dabei wirkten wahrscheinlich verschiedene Aspekte zusammen: So sorgte die Corona-Pandemie in den zurückliegenden zwei Jahren bereits für Lieferengpässe – für die Stromer fehlten schlicht die Elektronikchips. Die Ukraine-Krise verschlimmerte die Situation noch weiter, da dort in großem Umfang Kabelbäume produziert werden, die über mehrere Wochen einfach fehlten. Zudem verdoppelte die Bundesregierung 2020 die staatliche Förderung – zum Umweltbonus kam die Innovationsprämie. Der Anreiz sorgte für eine deutlich höhere Nachfrage.

Die Konsequenz: Wer ein E-Auto bestellt muss heute – je nach Modell – mehrere Monate oder gar länger als ein Jahr auf die Auslieferung warten. Sieben Monate gelten gar als Standard. Das bringt für Kaufinteressierte ein Problem mit sich: Denn die volle Fördersumme für reine E-Autos gibt’s nur noch bis Ende 2022. Ausschlaggebend dabei ist der Zulassungstag. Wer sich also heute ein E-Auto bestellt, riskiert, nicht mehr volle Prämie zu erhalten – das sind aktuell noch bis zu 9000 Euro. Umweltbonus und Innovationsprämie liegen jeweils bei 3000 Euro. Dazu kommen weitere 3000 Euro vom Hersteller. Wie es 2023 weitergeht, war lange nicht ganz klar. Denn die Novellierung der Richtlinie Umweltbonus steht noch aus.

Förderung soll ab 2023 immer weniger werden

Geplant ist laut Entwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von Mitte April die Innovationsprämie bis Ende 2025 zu verlängern. Umweltbonus und Prämie sollen aber ab 2023 erst auf 4000, später auf 3000 Euro sinken, berichtet der ADAC. Der Herstelleranteil soll im gleichen Maße schrumpfen. Wie es überhaupt mit der Förderung weitergeht, hatte zwischenzeitlich auf dem E-Auto-Markt für Verunsicherung gesorgt.

Die Kommunen im Kreis gehen derweil mit guten Beispiel voran: So umfasst der Fuhrpark der Stadt Lahr insgesamt 179 Fahrzeuge – sechs Pkw, drei Lieferwagen und ein Arbeitsfahrzeug sind elektrisch angetrieben, teilt die Stadt mit. Der Dienstwagen des Oberbürgermeisters Markus Ibert ist ein Hybrid. "Die Stadt verfolgt das Ziel, den kommunalen Fuhrpark zu reduzieren und stattdessen stärker das Car- und Bikesharing-Angebot am Rathausplatz zu nutzen. Die im Fuhrpark verbleibenden Pkw sollen sukzessive durch E-Fahrzeuge ersetzt werden", erläutert Pressesprecherin Marion Haid.

Viele Kommunen wollen komplett auf E-Autos umstellen

Auch andere Städte und Gemeinden haben sich die Umstellung auf Elektrofahrzeuge auf die Fahnen geschrieben. "Das Ziel ist langfristig komplett auf Verbrennermotoren zu verzichten und auf elektrisch oder alternativ betriebene Fahrzeuge umzusteigen", berichtet etwa Udo Benz, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Ettenheim. Umgestellt werde sukzessive, je nach Ersatztermin der Fahrzeuge. Insgesamt 39 umfasst der städtische Fuhrpark aktuell, darunter ein Elektroauto und ein E-Roller.

Sukzessive umstellen will auch die Stadt Haslach, teilt Amtsleiter Martin Schwendemann mit. Insgesamt 56 Fahrzeug – "vom Friedhofsbagger über zwei Pooldienstwagen bis zum großen Kipplaster" – nutzt die Stadt Haslach, drei werden rein elektrisch betrieben, eines ist ein Hybridfahrzeug. "Was als Ersatzbeschaffung dazukommt, ist in der Regel elektrisch", so Schwendemann.

"Die eigene Flotte der Offenburger Stadtverwaltung wird zunehmend mit Elektroantrieb ausgestattet: Von 17 Pkw sind momentan fünf E-Autos", berichtet Pressesprecher Florian Würth. Der Fuhrpark der Technischen Betriebe Offenburg (TBO) umfasst aktuell 107 Fahrzeuge, davon handelt es sich aktuell um 19 Pkw – 13 sind E-Autos oder Hybride. Zwölf wurden in den vergangenen fünf Jahren angeschafft.