Der Welschensteinacher Dorfladen schließt. Der Steinacher Ortsteil verliert damit nicht nur seinen Nahversorger, sondern gleichzeitig auch ein Projekt, für das viele Beteiligte sich lange eingesetzt haben.
Steinach-Welschensteinach - Es war ein Projekt mit Strahlkraft: Als der Welschensteinacher Dorfladen im November 2017 öffnete, setzte die Gemeinde ein Zeichen für Nahversorgung in der Region. Was als Idee einer Gruppe engagierter Welschensteinacher begann, bekam sogar EU-Fördermittel: Mit einem sechsstelligen Betrag hat "Leader" seinerzeit die Einrichtung des Geschäfts gefördert.
Pachtvertrag läuft Ende April 2022 aus
Nun ist klar: Betreiber Günter Thiem zieht sich aus Welschensteinach zurück. Wenn der auf zunächst fünf Jahre befristete Pachtvertrag Ende April 2022 ausläuft, wird Thiem ihn nicht verlängern. Schluss ist für den Laden bereits Ende März. Denn dann stellt die Supermarktkette, mit der Thiem arbeitet, das Warenwirtschaftssystem um. In Welschensteinach wäre dann kein Kassieren mehr möglich.
Es fehlt an Personal
Das, so Thiem im Gespräch mit unserer Zeitung, ist aber nicht der ausschlaggebende Punkt. Das Problem sei – wie überall – das Personal: Es gebe schlicht nicht mehr genügend Kräfte, die in Welschensteinach arbeiten wollen. "Es tut mir in der Seele weh, den Laden zu schließen", betont Thiem. Er habe aber jetzt die Notbremse ziehen müssen.
Suche nach Nachfolge
Bedauerlich findet auch Nicolai Bischler den Rückzug Thiems. Als Bürgermeister der Gemeinde sei er im Vorfeld der Entscheidung in engem Austausch mit dem Dorfladen-Betreiber gewesen. Für ihn lautet die Devise aber jetzt: Nach vorne schauen. "Zusammen mit dem Verein bemühen wir uns um eine Nachfolgelösung", sagt Bischler. Ein neuer Dorfladen sei sicher ein Ziel, aber im Grunde würde die Suche ergebnisoffen erfolgen. Einen Wunsch hat er aber: "Die Nahversorgung sollte gesichert sein."
Thiem zu finden, war ein "Glücksgriff"
"Wir müssen die Entscheidung akzeptieren", sagt Björn Krugielka vom Verein "Unser Dorfladen" (siehe Info). "Wir haben lange und schwer gekämpft", macht er deutlich. Und blickt zurück: Dass Thiem seinerzeit als Betreiber des Ladens gefunden wurde, sei ein Glücksgriff gewesen. Fünf Jahre hat das gehalten.
Mehrere Gespräche mit Thiem
Dass nun Schluss ist, ist für Krugielka nicht nur "schade", sondern "aus persönlicher Sicht auch nicht nachzuvollziehen". Sowohl die Gemeinde als auch er und sein Vereins- und Ortschaftsratskollege Alexander Kern hätten mehrere Gespräche mit Thiem geführt. Auf Vorschläge sei letzten Endes nicht eingegangen worden.
Verein hat Ideen
Wie es jetzt weitergehen soll, ist noch unklar. "Wir haben Ideen, aber die sind noch nicht spruchreif", sagt Krugielka. Er betont aber auch, dass es bei dem kurzen Zeitraum zwischen Bekanntwerden des Rückzugs Thiems jetzt im November und dem tatsächlichen Ende des Pachtvertrags schwierig werden dürfte, für einen nahtlosen Übergang zu sorgen.
Eine Idee, die seinerzeit ganz am Anfang der Überlegungen zum Dorfladen stand, ist übrigens vom Tisch: Ein genossenschaftliches Modell mit Kern oder Krugielka an der Spitze. Danach hatte Klaus Hotz am Dienstagabend in der Sitzung des Ortschaftsrats gefragt. Beide sind beruflich zu sehr eingebunden, um als Kopf eines solchen Modells agieren zu können. Krugielka betonte aber, dass sie zur Unterstützung bereit wären. Und auch der Verein will aktiv bleiben.