Die im Bau befindliche Feuerwache West auf dem Flugplatz-Gelände und vor allem das im Umfeld gefundene kontaminierte Material erhitzen weiter die Gemüter. Foto: Baublies

OB Markus Ibert hat sein Schweigen zum Thema Altlasten auf dem Flugplatz-Gelände gebrochen – für Entspannung sorgte das am Montag aber nicht. Im Gegenteil: Aus dem Gemeinderat wurden heftige Attacken auf die Stadtspitze gefahren.

Lahr – Die Fläche nördlich der entstehenden Feuerwache West, genauer: der kontaminierte Boden, der darauf lagert, hat in den vergangenen Tage das Stadtgespräch dominiert. Seit Montagabend redet auch Markus Ibert öffentlich mit. "Ich habe aus Respekt vor dem Gemeinderat keine Stellung gegenüber der Presse bezogen", erklärte der OB. Geholfen hat ihm diese Bekundung am Montagabend nicht.

"Ein Beispiel für vieles, was hier falsch läuft" (Dorothee Granderath, Grüne), "dilettantisch" und "liedrig" (Roland Hirsch, SPD), "völlig unglaubwürdig" (Lukas Oßwald, Linke Liste/Tierschutzpartei) – mit harschen Worte wie diesen beschrieben die Stadträte die Arbeit der Lahrer Verwaltung beim Bau der Feuerwache auf dem Flugplatz. Besonders das Dezernat III von Baubürgermeister Tilman Petters, der das Projekt Feuerwache West leitet, und eben Ibert als Rathaus- und ehemaliger IGZ-Chef auf dem Flugplatz bekamen ihr Fett weg.

Wie mehrfach berichtet, sind nördlich der neuen Feuerwache rund 2000 Kubikmeter Bauschutt aufgetaucht, der mit Teer durchsetzt ist. Das Landratsamt schloss jüngst aus, dass das Material in den Boden eingearbeitet werden könne. Laut Kostenprognose schlagen Abtransport und Entsorgung mit knapp 300 000 Euro zu Buche. Das Areal soll als Übungsplatz für die Feuerwehr und als mögliche Erweiterungsfläche dienen.

Ibert berichtete, dass die Stadt das Grundstück für das Feuerwehrgebäude 2019 zum Preis von 2,77 Euro pro Quadratmeter vom Flugplatz-Zweckverband IGP gekauft hatte – also sehr günstig. So hielten Ilona Rompel (CDU) und Jörg Uffelmann (FDP) der Verwaltung zugute, dass der Stadt zumindest wohl kein (größerer) finanzieller Schaden entstehen dürfte, was auf Beschluss des Gemeinderats nun geprüft werden soll. Dennoch machten die beiden Stadträte deutlich, dass sie die Kritik an der Verwaltung grundsätzlich teilen.

Die Herkunft der Altlasten bleibt wohl unklar, Ibert vermutet, dass sie von einem Bauunternehmen stammen, das das Gelände jahrelang gemietet hatte und 2015 insolvent gegangen war. Auf Nachfrage aus dem Rat – und gegenteilige Behauptung Oßwalds – betonte Ibert, dass er "erst im Laufe der vergangenen Wochen von entsorgungspflichtigem Material erfahren" habe.

Die einzige Fraktion, die auf Verbalattacken verzichtete, waren die Freien Wähler. Annerose Deusch erklärte lediglich, dass man bei künftigen Maßnahmen genauer hinschauen müsse, "um solche Überraschungen zu verhindern".

Am Ende votierte der Gemeinderat einstimmig für das Abfahren des Materials – der Feuerwehr zuliebe, wie mehrfach betont wurde. Zudem machte das Gremium im Verlauf der hitzigen Debatte mehrfach deutlich, dass es grundsätzlich vor allem mit der Kommunikation der Stadtspitze unzufrieden ist. Die Kosten für die Bodenentsorgung sollen auf Vorschlag des Rathauses und des Rats über 2022 nicht benötigte Mittel bei den Bauprojekten Kita in der Geroldsecker Vorstadt, in der Dinglinger Hauptstraße und dem Südflügel des Rathauses gedeckt werden.

Info - Deutlich teurer

In einigen Bereichen der Feuerwache West sind die prognostizierten Kosten seit der bis dato letzten Schätzung im vergangenen September deutlich gestiegen, unter anderem bei der Erschließung und der Entwässerung. Die Stadtverwaltung taxiert die Teuerung auf insgesamt gut 1,2 Millionen Euro. Unterm Strich stehen damit aktuell Gesamtkosten von knapp 13,5 Millionen Euro. Auch das wurde vom Rat kritisiert.