Unverständnis über die neuerliche Schließung herrscht bei den Kinzigtäler Händlern. Erwin Moser (Hausach) verweist auf Konzepte wie die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung. Foto: Kleinberger

Händler sind frustriert über neuerliche Schließung. Grund sind steigende Infektionszahlen im Kreis.

Es macht sich Frust breit im Einzelhandel. Aufgrund gestiegener Inzidenzzahlen muss dieser im Ortenaukreis nämlich wieder schließen – schon ab Samstag. Dann dürfen die Händler ihre Ware wieder nur per "Click and Meet" verkaufen.

Mittleres Kinzigtal - Nicht nur die Händler selbst sind frustriert. Bei einer Video-Pressekonferenz erklärte Landrat Frank Scherer, er persönlich finde die Maßnahmen nicht richtig. Zuvor hatte das Sozialministerium die Schließung angeordnet, da aus seiner Sicht ein "diffuses Infektionsgeschehen" vorliegt. Die Enttäuschung sitzt tief.

Hausach

"Es ist nicht zu verstehen, dass das Einkaufen im Fachhandel wieder erschwert wird", bringt es Erwin Moser auf den Punkt. Der Inhaber von Herren Moser betont, es hätten sich ohnehin keine Menschen im Fachhandel gedrängelt. Nun würden die Kunden wieder zum Discounter in die Non-Food-Abteilung getrieben, wo die AHA-Regeln selten eingehalten werden können. Zudem verweist Moser, der auch im Forum Hausach aktiv ist, auf eine Studie des Robert-Koch-Instituts. Laut dieser liegt die Ansteckungsquote im Handel unter dem Schnitt.

Mit Termin und großer Freude den Kunden gegenüber werden die Händler sie ab Samstag natürlich weiter bedienen – aber "mit einer Riesen-Wut im Bauch auf die Politik", so Moser. "Wir kämpfen weiter, auch wenn wir Vieles nicht mehr verstehen", sagt er. Auch die versprochenen Staatshilfen seien immer noch nicht angekommen. "Wir brauchen Lösungen, kreative und funktionierende Ideen wie die Luca-App", fordert Moser. Und blickt voraus: "Wir werden mit Vorsicht und Respekt mit diesem und anderen Viren leben müssen."

Wolfach

Die Kunden seien in der aktuellen Situation ohnehin schon verunsichert gewesen, blickt Reinhold Waidele für den Handels- und Gewerbeverein Wolfach zurück. Die wechselnden Regeln seien demotivierend. Per Terminvereinbarung werde ohnehin nur das Nötigste gekauft.

Für den neuerlichen Lockdown findet er starke Worte: "Es müsste doch so langsam jedem Politiker einleuchten, dass hier auf dem Rücken einiger Weniger die Folgen der Pandemie ausgetragen werden. Zwischenzeitlich betrachte ich das alles als ziemlich einfallslos". Er hofft, dass die Mitglieder in den besonders stark betroffenen Branchen nicht aufgeben. Dass der Handel überhaupt so lange öffnen konnte, verdankt er in Waideles Augen Landrat Frank Scherer. "Offensichtlich war er auch zu der Einsicht gekommen, dass im Einzelhandel nicht das neuralgische Geschehen für die Pandemie abläuft."

Der Gewerbeverein versuche, die Händler zu unterstützen, wo es geht. Waidele verweist in dem Zusammenhang auf die Internetauftritte des Gewerbevereins und Möglichkeiten wie die Luca-App.

Haslach

"Es kostet den einzelnen ungeheuer viel Kraft, das alles durchzustehen", so Martin Schwendemann für den HGH. Allerdings sei man bereits vorbereitet gewesen. "Es gab im Vorfeld einfach zu viele Signale, dass der Ortenaukreis eine Weisung aus Stuttgart erhalten werde."

Der HGH ist allerdings nicht untätig und tut laut Schwendemann alles Mögliche, um die Haslacher Händler zu unterstützen. Schon am Freitag wird im Bürgerblatt eine Aufstellung veröffentlicht, die alles Notwendige in Sachen Handel und Gastronomie erklärt. Natürlich bedeute das auch für die Händler Mehraufwand, "doch wir möchten alles tun, um den Kunden die Möglichkeit zu geben, trotz der Verschlechterung der Situation entspannt und sicher einzukaufen."

Persönlich rät Schwendemann dazu, einfach beim Geschäft anzurufen. "Alles weitere klärt sich dann am Telefon individuell, denn die Terminvergaben sind auch sehr kurzfristig möglich."

Ab Samstag, 20. März, muss der Einzelhandel im Ortenaukreis wieder schließen. Dann ist nur noch "Click and Meet" möglich – im Grunde Einkauden mit Termin. Einkaufsgeschehen ohne solchen Termin ist nicht mehr möglich. Baumärkte und Friseure bleiben geöffnet. Aber auch Sportangebote werden wieder eingeschränkt.