Noch fehlen die Möbel in den Wohncontainern, sonst ist die wiederaufgebaute Flüchtlingsunterkunft am Offenburger Flugplatz einsatzbereit. Ab Mitte August sollen dort rund 100 Menschen unterkommen. Foto: Armbruster

Der Kreis baut weiter Kapazitäten für Flüchtlinge auf. Bis Jahresende sollen rund 1540 Plätze in der vorläufigen Unterbringung zur Verfügung stehen. Dabei wird es wohl nicht bleiben: Die Verwaltung rechnet mit weiter steigenden Zahlen.

Offenburg - Die Zahl der Menschen, die in der Ortenau Zuflucht suchen, war bereits vor dem Ukraine-Krieg deutlich angestiegen. Seither schossen die Zahlen jedoch in die Höhe: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat der Landkreis 872 Flüchtlinge neu in die vorläufige Unterbringung aufgenommen, teilt das Landratsamt mit. Das sind bereits mehr als im gesamten Jahr 2017. Mitte Juli befanden sich 1363 Menschen in den Einrichtungen der vorläufigen Unterbringung, davon 433 Menschen aus der Ukraine. Die vorläufigen Unterkünfte sind damit aktuell zu 80 Prozent belegt.

Unterkunft am Flugplatz war bereits 2015 bis 2017 in Betrieb

Daher baut der Ortenaukreis seine Kapazitäten weiter aus: Nachdem bereits neue Gemeinschaftsunterkünfte in Achern, Hohberg, Nordrach, Zell und in Steinach belegt wurden, ist nun die zweistöckige Containeranlage am Flugplatz in Offenburg wiederaufgebaut worden. Der Standort hatte sich bereits im Zuge der Flüchtlingskrise von Ende 2015 bis 2017 bewährt.

"Aktuell werden die Wohncontainer mit entsprechendem Mobiliar ausgestattet, dazu laufen letzte Instandhaltungsarbeiten. Voraussichtlich ab Mitte August können die ersten Bewohner einziehen", berichtet Migrationsamtsleiterin Alexandra Roth. Die Offenburger Containeranlage ist auf zwei Jahre angemietet und bietet in 52 Wohncontainern Platz für maximal 104 Menschen. Auf jedem Stockwerk gibt es geschlechtergetrennte Duschen und Toiletten, Küche, Waschmaschinenraum, Sozialraum sowie ein Büro für die Sprechstunden des Sozialdienstes.

Bis zu drei Menschen teilen sich einen Container

Im Schnitt müssen nach einer Sonderregelung des Landes 4,5 Quadratmeter Wohn- und Schlaffläche pro Bewohner zur Verfügung gestellt werden, erläutert die Amtsleiterin auf Anfrage unserer Zeitung. Das ist dem anhaltend hohen Zustrom an Flüchtlingen geschuldet – eigentlich wären es sieben Quadratmeter. "Solange die Zugangszahlen so hoch sind, werden wir auch die Container enger belegen müssen. In einem Container sind dann anstatt normal zwei Personen drei Personen untergebracht", erläutert Roth.

Bereits seit Herbst hat das Landratsamt seine Kapazitäten wieder aufgestockt. In 14 Städten und Gemeinden befinden sich mittlerweile Einrichtungen der vorläufigen Unterbringung, bei sechs handelt es sich um Containeranlagen. Bis zum Herbst dieses Jahres kommen zwei weitere Kommunen hinzu. In Offenburg, Rust und Achern betreibt das Landratsamt Unterkünfte für Ukraine-Flüchtlinge im sogenannten Kombimodell. Hier wird die Einrichtung zunächst sechs Monate vom Kreis betrieben und geht dann nahtlos in die Verantwortung der Standortkommune als Einrichtung in der Anschlussunterbringung über.

Bisher befinden sich rund 4000 Ukrainer in der Ortenau

"Die Aufnahmequote bei der Ukraine ist momentan sehr viel höher als bei den anderen Geflüchteten", erläutert Amtsleiterin Roth. Manche Unterkünfte seien daher komplett mit Ukrainern belegt, andere gemischt mit Menschen verschiedener Nationalitäten. Rund 4000 Ukrainer befänden sich schon im Ortenaukreis, vereinzelt habe es bereits Rückkehrer gegeben.

Ende des Jahres sollen voraussichtlich rund 1540 Plätze in der vorläufigen Unterbringung zur Verfügung stehen. Hier sind die Kombimodelle bereits abgezogen. Wie es insgesamt weitergeht, ist ungewiss. Angesichts der weiterhin andauernden Auseinandersetzungen sowie der klimatischen Veränderungen mit steigenden Kämpfen um die knappen Ressourcen, "rechnen wir mit steigenden Zahlen", so Amtsleiterin Roth. Prognosen gebe es weder vom Bund noch vom Land. Alleine Ukraine-Flüchtlinge sind es laut offiziellem Verteilschlüssel noch rund 400, die der Ortenaukreis aufnehmen muss.

Aufnahme erfolgt in dreistufigem System

Die Unterbringung von Flüchtlingen erfolgt in Baden-Württemberg in drei Stufen. Erste Station ist die Landeserstaufnahmeeinrichtung. Hier werden die Menschen registriert, gesundheitlich untersucht und sie stellen ihren Asylantrag. Danach folgt die Verlegung in die vorläufige Unterbringung, die in der Verantwortung der Kreise liegt. Als dritte Stufe folgt die Anschlussunterbringung in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden.