Vor 50 Jahren war die Fläche des heutigen Baggersees Dreibauerngrund in Altenheim noch mit Ackerland und Wiesen bedeckt. Foto: Landesarchiv

In den vergangenen 50 Jahren hat sich einiges verändert entlang des Rheins – viele Baggerseen sind von Neuried bis Schwanau entstanden. Unsere Redaktion hat bei Gemeinden und Kieswerken nachgefragt, wie von den Abbauarbeiten profitiert wird.

Meißenheim/Neuried - Vergleicht man einmal die Karten von vor 50 Jahren und heutzutage ist in den Riedgemeinden vor allem eines auffällig: die Entwicklung der Baggerseen. Wo heute die großen Baggerseen zu finden sind, war vor den Abbauarbeiten entweder eine große Landfläche oder ein kleiner Badesee – so auch der Vältinsschollensee in Meißenheim. Dort wurden 1968 zwar schon Abbauarbeiten betrieben, die Größe des Sees war jedoch überschaubar. Heute hat sich die Fläche vervielfacht und beträgt eine Größe von 45 Hektar. "Sowohl die Wasser- als auch Landfläche ist Eigentum der Gemeinde", erzählt Hauptamtsleiter Meißenheims Hartmut Schröder im Gespräch mit unserer Redaktion. Meißenheim profitiert von dem Kiesabbau, so bekommt die Gemeinde laut Schröder für den Abbau einen Förderzins von bis zu 120 .000 Euro.

Der Abbau ziehe aber auch Nachteile mit sich. "Der See ist beliebtes Ziel in den Sommermonaten – die Fläche bietet aber ein großes Gefahrenpotezial für Badegäste", erklärt Schröder. So seien unter anderem die metallischen Seile, die sich von der Abbau-Plattform über das Wasser ziehen, eine Gefahr. "Auch die Tiefe ist durch das stetige Abtragen von Material unkalkulierbar", warnt er.

Kieswerk schafft Arbeitsplätze

Nicht nur Meißenheim, auch die Gemeinde Neuried profitiert von Abbauarbeiten. Diese erhält als Eigentümerin der Abbaugrundstücke eine Kiesabbaupacht. "Diese bemisst sich nach der geförderten Kies- und Sandmenge", erklärt der Rechnungsamtsleiter der Gemeinde, Andreas Delfosse, auf LZ-Anfrage. Zudem schaffe ein Kieswerk auch Arbeitsplätze. Einen Mehrwert für Bewohner würde sich ergeben, wenn der See zur Freizeitnutzung freigegeben wird. Aufgrund betrieblicher Abläufe und Risiken ist das aber nicht immer möglich, so Delfosse. Nachteil des Abbaus: Die Landwirtschaft leide. "Durch die Umnutzung der Grundstücke fallen landwirtschaftlich genutzte Grundstücke weg", erklärt der Rechnungsamtsleiter. Eingriffe in Natur- und Landschaft sollen so gering wie möglich gehalten werden. "Diese Betrachtung ist ein zentraler Bestandteil des Genehmigungsverfahrens", so Delfosse.

Einige Baggerseen befinden sich heute in Neuried: "Abbauflächen befinden sich am südöstlichen Ufer des bestehenden Baggersees in Ichenheim, außerdem ist der Trenndamm zwischen dem Ichenheimer und dem Meißenheimer Baggersee als Abbaufläche markiert", so Delfosse. Zudem sei eine weitere Fläche zur Rohstoffsicherung nordöstlich des bestehenden Sees in Ichenheim markiert. In Altenheim sei des Weiteren die Fläche um den Wacholderrain und den Haas-See als Abbaufläche markiert.

Abbau wird seit fast 70 Jahren betrieben

"Unsere ersten Abbauarbeiten fingen 1955 in Goldscheuer und 1959 in Altenheim an", erklärt die Geschäftsleitung von Uhl-Baustoffe, Meike Beck-Uhl. Die Region um den Rhein würde sich besonders durch die "Kiesmächtigkeit" anbieten. Der Kies steht bis in 120 Metern Tiefe, so Beck-Uhl. Das würde es in anderen Regionen Deutschlands nicht geben. Der "Dreibauerngrund", der Baggersee in Altenheim, ist laut der Geschäftsleitung zum Jahresende ausgekiest. Weitere Abbauarbeiten sind am Wacholderrhein geplant, dort laufe bereits der Aufbau eines Förderbands. "Gegen Ende des Jahres ist mit dem Kiesabbau zu rechen", so Beck-Uhl.

BW von oben

In unserer Serie "BW von oben" zeigen wir aus der Vogelperspektive, wie sich Baden-Württemberg in den vergangenen 50 Jahren verändert hat.