Rund 350 Bürger zog es am Mittwochabend in die Rheinauenhalle in Ottenheim. Dort hatten sich ihnen sieben der zehn Bürgermeisterkandidaten vorgestellt. Außerdem konnten die Schwanauer direkt Fragen an die Bewerber richten. Foto: Goltz

Im zweiten Teil der offiziellen Vorstellungsrunde der Bürgermeisterkandidaten konnten die Schwanauer Fragen an die Bewerber richten. Für die Beantwortung hatte jeder zwei Minuten Zeit.

Ottenheim - Insgesamt sieben Fragen stellten die Schwanauer im zweiten Teil der Vorstellungsrunde der Bürgermeisterkandidaten in der Rheinauenhalle in Ottenheim. Im ersten Teil hatten die Kandidaten selbst eine Rede vorbereitet. Unter anderem brannte es den Bürgern unter den Nägeln zu wissen, ob die Kandidaten im Falle einer Wahl auch nach Schwanau ziehen würden, wie sie die finanzielle Situation der Gemeinde einschätzen und was sie in den Bereichen Jugendarbeit und Klimaneutralität geplant haben. Jürgen Fleckenstein, Professor für Kommunalwissenschaften an der Hochschule in Kehl, führte auch durch den zweiten Teil und gab den Kandidaten Bescheid, sobald die zwei Minuten für die Beantwortung der jeweiligen Frage zu Ende war. Geantwortet wurde in der Reihenfolge des Bewerbungseingangs, nach jeder Frage wurde rotiert.

Wo sehen die Kandidaten Schwanau in fünf bis acht Jahren?

Ulrich Weide ist sich sicher, das Motto "Vier sind Schwanau" ist bis dorthin belebt. Auch Dirk Steinhart ist sich sicher, dass Schwanau weiter zusammengewachsen sein wird. Außerdem sei dann der Bürgerbus wieder eingerichtet und für die Hausärzteproblematik müsste bis dahin eine Lösung gefunden worden sein. "Viel ist ja durch die Verabschiedung des Gemeindeentwicklungskonzeptes bereits vorgegeben worden", so Marco Gutmann. An diesem Leitbild wolle er weiter festhalten. Haydar Sahin und Mischa Mack würden sich über Bürgerbefragungen erst einmal ein Bild machen wollen, was Schwanau habe und was es brauche. Martin Häfele sieht Schwanau in acht Jahren mit genügend Ärzten vor Ort und genügend Kindergartenplätzen und hofft auf einen verbesserten ÖPNV. Alexander Volkmann würde Schwanau "familienfreundlich" bekommen wollen und die Kluft zwischen Jung und Alt weiter schließen.

Welche Projekte wollen die Kandidaten anstoßen, damit Schwanau klimaneutral wird?

Die Kandidaten sind sich in diesem Punkt einig: das gelinge nur mit der Hilfe der Bürger. Steinhart würde ein Sanierungsfahrplan erstellen und sich intensiver mit dem Radwegeausbau beschäftigen, Sahin sehe hier Bund und Land in der Pflicht und fragte sich, warum es hier kein Wasserwerk gibt. Weide sieht die Verwaltung als Katalysator, dort müssten Kompetenzen geschaffen werden.

Würden die Kandidaten die BI »Polder Elzmündung« im Zuge der Vereinsförderung auf einem neuen Klageweg unterstützen?

Bis auf Häfele traute es sich keiner der Kandidaten zu, diese Frage mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Sie sahen die Thematik als zu komplex an, als dass sie hierzu sofort eine Entscheidung fällen könnten. Grundsätzlich stünden aber alle der Thematik und der BI offen gegenüber und würden mit ihnen im Falle einer Wahl gerne ins Gespräch kommen wollen. "Die Gemeinde hat einen Vertrag geschlossen und diesen Klageweg damit ad acta gelegt. Es wird also schwierig als Gemeinde einen Klageweg ohne weitere driftige Gründe erneut zu verfolgen", machte Häfele deutlich. Steinhart warf abschließend die Frage in den Raum, dass man sich auch genau überlegen müsse, was denn das Ziel dieser Klage sein solle.

Haben die Kandidaten im Falle einer Wahl vor, nach Schwanau zu ziehen?

Für Sahin und Volkmann sei es unerlässlich, nach Schwanau zu ziehen. Häfele, Weide und Gutmann waren da etwas anderer Meinung. Alle erklärten, dass sie binnen weniger Minuten ohnehin in Schwanau seien. "Ich will erst einmal für die Bürger da sein, nicht für den eigenen Hausbau", so Häfele. Außerdem wolle er keinem jungen Schwanauer einen Bauplatz wegnehmen, wo er bereits Eigentum in einer Nachbargemeinde besitze. Gutmann wolle es nicht komplett ausschließen, irgendwann einen Umzug nach Schwanau anzugehen, aber vorerst sehe er aufgrund der angespannten Immobilienlage als schwierig.

Wie sehen die Kandidaten die finanzielle Situation in Schwanau – und wo Entwicklungsmöglichkeiten?

Schwanau sei gut aufgestellt und habe auch weiterhin die Mittel, die die Gemeinde braucht, war sich Mack sicher. Er würde dazu gerne weiter die Bürger einbeziehen – was ist nötig und was nicht. "Sie werden mir hoffentlich nicht zutrauen, dass ich als konservativer Bänker den Haushalt von Schwanau ruiniere", stieg Häfele in seine Beantwortung ein. Auch er sehe Schwanau gut aufgestellt. Er wollte sich aber nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, es gebe zwar die Planzahlen, aber was die Zukunft bringt – da würde ich ein großes Fragezeichen anstellen. Klar sei aber, dass die Gemeinde nachhaltig ökonomisch vorgehen müsse. Für eine vorsichtige Haushaltsführung plädierten auch Weide und Steinhart. "Pflicht- vor Kann-Aufgaben", fasst es Gutmann zusammen. Volkmann sehe in einem kulturellen Ausbau eine Möglichkeit, durch zahlungsfähige Kunden mehr Gewerbeeinnahmen zu erzielen – was letztlich die Schwanauer Kasse stärke.

»4 sind Schwanau« – aber wie soll das »Wir«-Gefühl konkret verbessert werden?

Alle waren sich einig, das gelinge vor allem durch weitere Verbindungen und Kooperationen zwischen den einzelnen Vereinen. "Die Kommunikation zwischen den Ortsteilen muss verbessert werden", war sich Volkmann sicher. Für Weide sei es wichtig, die Schwerpunkte in den Ortsteilen auszugleichen. "Wir haben uns nun für die Grundschule im Ortsteil Nonnenweier entschieden. Ein weiterer Schwerpunkt sollte demnach in einem anderen Ortsteil dann umgesetzt werden", sagte er. Gutmann machte deutlich, dass eine Verbindung Jahre brauche und man dabei innovativ herangehen müsse.

Welches Netzwerk bringen die Kandidaten mit und sehen sie sich den Aufgaben über die Gemeindegrenze hinweg gewachsen?

Volkmann, Weide, Steinhart, Sahin und Mack mussten hinsichtlich des Netzwerks passen. Für alle sei jedoch klar, dass man sich dieses als Bürgermeister aufzubauen hat. "Es ist meine Pflicht, mich als Bürgermeister vorzubereiten, sodass ich die Interessen von Schwanau auch kompetent vertreten kann", so Weide. Steinhart würde mit allen Partnern, mit denen er dann zu tun habe, erst einmal persönlich besuchen wollen. "Dieses Rüstzeug bringe ich mit", sagte Gutmann, der bereits durch seine kommunal- und kreispolitische Tätigkeiten ein Netzwerk habe, auf das er zurückgreifen könne. Auch Häfele sei bereits durch seine Mitgliedschaft im Gemeinderat in Kappel-Grafenhausen vernetzt und habe durch die CDU – die er heute aber nicht mehr vertritt – Kontakte bis auf Landesebene.

Was stellen sich die Kandidaten konkret für die Jugend – fernab der Vereinsangebote – vor?

"Potenziale schlummern", weiß Weide, der sich dafür auch starkmachen wolle. Steinhart wurde etwas konkreter und würde dafür gerne seine Kontakte nutzen und für Veranstaltungen für die jeweiligen Altersgruppen sorgen wollen, "sodass die Jugend nicht die Lust an Schwanau verliert". Für Gutmann sei dies ein elementares Thema, "vor allem jetzt nach Corona". Zunächst wolle er mit der Jugend ins Gespräch kommen, um zu erfahren, ob überhaupt Interesse an beispielsweise einem Jugendgemeinderat besteht. Dieser geplanten Vorgehensweise schlossen sich auch Häfele und Volkmann an. Mack würde mehr Rückzugsorte für Jugendliche schaffen wollen. Sahin sieht die Schulen gefordert und würde diese weiter unterstützen, denn die Jugend würde sich vor allem in der Schule öffnen.

Wer am Mittwochabend nicht in die Rheinauenhalle kommen konnte, hat die Möglichkeit die Kandidatenvorstellung online anzusehen. Die Verwaltung hat den Abend in Bild und Ton aufgezeichnet und wird das Material auf der Homepage der Gemeinde Schwanau unter www.schwanau.de zur Verfügung stellen.