Durch die Blut-Hirn-Schranke kommen Medikamente wie beispielsweise Chemotherapeutika nicht gut in das Gehirn. Daher ist die Operation – womöglich ergänzt durch eine Bestrahlung – die wichtigste Behandlungsmaßnahme bei Hirntumoren. Foto: Kasper

Jährlich erkranken mehr als 6000 Deutsche an einem Hirntumor. Den heutigen Welthirntumortag nutzt das Ortenau-Klinikum, um einen Einblick zu geben. Rund 160 Patienten erhielten 2021 eine Strahlentherapie wegen eines Hirntumors.

Lahr/Offenburg - "Hirntumore unterscheiden sich von anderen Tumorkrankheiten dadurch, dass sie meistens nicht in andere Organe streuen. Somit kommen Metastasen in der Regel nicht vor", berichtet Carsten Schwänen, Chefarzt des Departments Onkologie am Ortenau-Klinikum und Leiter des Onkologischen Zentrums Ortenau. Durch eine Blut-Hirn-Schranke kämen aber viele Medikamente wie beispielsweise Chemotherapeutika nicht gut in das Gehirn. Ärzte müssten genau abwägen, welche Verfahren sie für eine optimale Behandlung einsetzten können.

"Daher ist die Operation, eventuell ergänzt durch eine anschließende Bestrahlung, in der Regel die wichtigste Behandlungsmaßnahme", so Schwänen. In bestimmten Fällen erfolge eine zusätzliche Chemotherapie. Durch molekulare Untersuchungen konnten in den vergangenen Jahren besser definierte Gruppen von Hirntumoren beschrieben werden. Hierdurch könne die Behandlung gezielter und besser erfolgen.

Am Ortenau-Klinikum in Lahr werden seit dem Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit der dortigen Neurologischen Klinik regelmäßig durch den Neurochirurgen Christian Smely Operationen bei Hirntumoren vorgenommen. Nach seiner Facharztausbildung an der Universitätsklinik Freiburg und Oberarzttätigkeit dort und an der Universitätsklinik Mannheim hat der Neurochirurg inzwischen eine 35-jährige Erfahrung bei Operationen an Gehirntumoren.

Verfahren entspreche modernem universitären Standard

"Wir führen die Eingriffe standardmäßig mit Hilfe eines OP-Mikroskopes und bedarfsweise mit ultraschallgesteuerter Navigation durch, um die Operation so schonend wie möglich für den Patienten durchzuführen", berichtet Smely und betont: Das angewandte Verfahren entspreche dem modernen universitären Standard.

Während der Eingriff für den Neurochirurgen zur Routine gehört, bedeutet er für die betroffenen Patienten und seine Angehörigen immer eine existenzielle Ausnahmesituation. "Diese gilt es mit bestmöglichen Umgebungsbedingungen für die Patienten abzumildern", so Smely. Hierfür stehe eine enge persönliche Zusammenarbeit der an der Gesamtbehandlung beteiligten Fachbereiche Neurochirurgie, Neurologie, Onkologie und Strahlentherapie innerhalb des Klinikum zur Verfügung.

Auch Felix Momm, Chefarzt der Radio-Onkologie am Klinikum in Offenburg, unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachabteilungen in einem therapeutischen Gesamtkonzept: "Solche Konzepte werden in der modernen Onkologie, wie sie im Onkologischen Zentrum Ortenau betrieben wird, individuell für jede Patientin und jeden Patienten nach der Maßgabe von wissenschaftlich begründeten Leitlinien aufgestellt." Operationen, Strahlentherapien und Chemo- oder Immuntherapien würden oft kombiniert, um das beste Ergebnis zu erzielen. "In der Strahlentherapie sind in den vergangenen Jahrzehnten sogenannte stereotaktische Bestrahlungsverfahren entwickelt worden, die millimetergenau sehr hohe Strahlendosen in das Tumorgewebe bringen", berichtet Momm.

Die jüngste Weiterentwicklung dieser Technik sei die sogenannte Radiochirurgie, bei der durch eine einzige, sehr hohe Strahlendosis der Tumor auf einen Schlag zerstört wird.

1900 Patienten werden in Strahlentherapie jedes Jahr behandelt

"In der Offenburger Strahlentherapie-Abteilung haben wir mittlerweile sehr viel Erfahrung mit solchen hochpräzisen Bestrahlungsverfahren und können sie für unsere Patientinnen und Patienten in höchster Qualität anbieten", so der Facharzt für Strahlentherapie. In der stationären und ambulanten Strahlentherapie am Ortenau-Klinikum in Offenburg werden pro Jahr über 1900 neue Patienten behandelt. Rund 160 Patienten erhielten 2021 eine Strahlentherapie wegen eines Hirntumors.