Tagesmutter Silvia Vögele aus Schuttertal freut sich: Durch die Platzpauschale steht ihr monatlich etwas mehr Budget für die Betreuung ihrer Tageskinder zur Verfügung. Foto: privat

Soziales : SozialesBetreuerinnen erhalten ab Januar einen monatlichen Zuschuss pro Kind / Qualifikationskurs startet

In Schuttertal gibt’s für Tagesmütter bald eine zusätzliche finanzielle Förderungsmöglichkeit. Für jedes betreute Kid sollen sie eine monatliche Pauschale erhalten. Das Geld soll ihnen vor allem mehr Planungssicherheit geben.

SchuttertalFür Tagesmütter in Schuttertal gibt es ab Januar 2022 mehr finanzielle Planungssicherheit, das hat der Gemeinderat kürzlich beschlossen. Neu ist dann Folgendes: Wenn eine Tagesmutter ein Kind mehr als fünf Stunden pro Woche betreut, erhält sie einen Zuschuss, eine sogenannte Platzpauschale.

Die Platzpauschale gibt’s zusätzlich zum Gehalt, das sie von den Eltern für die Kinderbetreuung erhält, und zusätzlich zu den Mitteln von der Wirtschaftlichen Jugendhilfe. "Die Platzpauschale ist als zusätzliche Unterstützung für Tagesmütter gedacht und hat einen symbolischen Wert", erklärt Noelle Wagner, Verantwortliche für die Kindertagespflege des Diakonischen Werks in der südliche Ortenau. Das Zuschuss ist dabei eine freiwillige Leistung der jeweiligen Kommune.

In Schuttertal war es bisher so geregelt, dass Tagesmütter Sachkosten, die durch ihre Arbeit entstanden, erstattet bekommen haben, erklärt Wagner. Dafür mussten sie die Rechnungen vorlegen. "Die Platzpauschale kann von der Tagesmutter jetzt flexibel eingesetzt werden – für Sachkosten oder für andere Projekte mit den Kindern, die sie betreut", so Wagner.

Geregelt ist die Platzpauschale folgendermaßen: Wenn ein Kind zwischen fünf und 15 Stunden pro Woche bei einer Tagesmutter betreut wird, erhält diese ab Januar pro Schützling 30 Euro zusätzlich im Monat. Liegt der Betreuungsaufwand bei mehr als 15 Stunden wöchentlich, erhält sie 60 Euro pro Kind.

Die Platzpauschale ermögliche außerdem "ganz viel Kontrolle", so Wagner. Das sei zwar nicht das vordergründige Ziel gewesen, dennoch müsse die Diakonie als Träger der Kindertagespflege südliche Ortenau und somit verantwortliche Instanz für die Tagesmütter das Kindeswohl und andere Regularien im Auge behalten. Das Platzpauschalen-Geld fließt nämlich erst dann zu einer Tagesmutter, wenn sie die Kinder, die sie betreut, bei der Gemeinde und der Diakonie meldet. Somit sei ein guter Rückfluss an Informationen von den Tagesmüttern sichergestellt, so Wagner. Allerdings habe es in diesem Bereich in der Vergangenheit Wagner zufolge keine Schwierigkeiten gegeben, die Tagesmütter seien sehr gewissenhaft und die Kinder immer gemeldet worden.

In der südlichen Ortenau wenden neun Kommunen das Modell der Platzpauschale an. Es habe sich "wellenartig von einer Kommune in die nächste ausgebreitet", sagt Schuttertals Bürgermeister Matthias Litterst. "Die Betreuung von Kindern durch Tageseltern ist seit Jahrzehnten etabliert", betont er. Gerade für Eltern in "speziellen Situationen" sei diese Art der Betreuung von Vorteil. Etwa wenn Schichtarbeit ausgeübt werde oder die Arbeitszeiten generell nicht mit Kita-Öffnungszeiten vereinbar sind.

Für Schuttertal, wo es auch immer wieder an freien Plätzen in den Kinderbetreuungseinrichtungen mangelt, freut sich Litterst, dass der Zuschuss für Tagesmütter einstimmig vom Gemeinderat auf den Weg gebracht wurde. Für ihn sei das Betreuungsangebot durch Tagesmütter in der Qualität gleichwertig mit jenem anderer Einrichtungen.

"Das Ziel der Platzpauschale ist es, gemeinsam mit der Gemeinde fruchtbaren Boden zu schaffen, sodass sich weitere Tageseltern für den Beruf begeistern lassen", erläutert Wagner. Die Tagesmütter aus Schuttertal hätten sich "sehr über die Entscheidung des Gemeinderats gefreut", zuvor seien sie "unzufrieden mit der Handhabung" gewesen, so Wagner. Um einen Überblick über das Betreuungsangebot durch Tagesmütter in der südlichen Ortenau zu behalten, verfügt das Diakonische Werk über eine Datenbank, in der die Tagesmütter verzeichnet sind. In Schuttertal sind derzeit zwei Tagesmütter aktiv. Am Rande zum Schuttertal gebe es noch zwei weitere. Um mit ihnen in Kontakt zu treten, können sich Eltern entweder direkt bei der Gemeinde oder beim Diakonischen Werk melden.

Dabei sei die Kinderbetreuung durch Tagesmütter nicht einkommensstarken Familien vorbehalten. "Auch Menschen mit geringeren Einkommen können mit der Diakonie über die Wirtschaftliche Jugendhilfe Unterstützung beantragen", so Wagner.

Die Betreuung durch eine Tagesmutter biete viele Vorteile für das Kind als auch für die Eltern. Auch Bürgermeister Litterst schätzte es sehr, als er und seine Frau ihre Töchter zur Betreuung bei einer Tagesmutter in guten Händen wussten. "Für uns war damals die Betreuungszeit ein großes Thema, da wir beide berufstätig waren", berichtet er rückblickend. Außerdem sei es schön gewesen, dass seine Töchter aufgrund einer sehr kleinen Kindergruppe eine enge Beziehung zu ihrer Tagesmutter aufbauen konnten.

Um als Tagespflegeperson tätig zu sein, bedarf es einer Qualifikation. Hierzu belegen Interessierte einen Kurs – "Qualifizierungskurs zur Kindertagespflegeperson" – für den sie eine finanzielle Aufwandsentschädigung erhalten. Der Kurs umfasst insgesamt 300 Unterrichtseinheiten. In den ersten 160 Stunden erhalten die Teilnehmer eine Grundqualifizierung, die weiteren 140 Stunden erfolgen dann tätigkeitsbegleitend. Am Montag, 15. November, startet der nächste Qualifizierungskurs in den Räumlichkeiten der Melanchtongemeinde in Lahr in der Georg-Vogel-Straße 1 mit einer Auftaktwoche. Anschließend wird der Kurs stets dienstags und donnerstags zwischen 8.30 und 11.30 Uhr veranstaltet. Ab Mai 2022 können die Kursteilnehmer dann beginnen ihre Tätigkeit als Tagesmutter auszuüben. Sie werden in dieser Zeit allerdings weiterhin engmaschig vom Diakonischen Werk begleitet. Interessierte können mit Martina Brucher unter 07821/92 37 64 4 oder per E-Mail unter Martina.brucher@diakonie.ekiba.de Kontakt aufnehmen.