Der Gemeinderat hat sich gegen eine Sanierung des bestehenden Gerätehauses ausgesprochen. Die Kosten wären kaum kalkulierbar, hatte ein Gegenargument gelautet. Quelle: Unbekannt

Die Seelbacher Feuerwehr erhält einen Neubau – das hat der Gemeinderat am Montag beschlossen. Grundlage war eine Machbarkeitsstudie, die sich gegen eine Sanierung des alten Gerätehauses ausgesprochen hatte.

Seelbach. Architekt Christoph Wussler stellte dem Rat und den vielen anwesenden Feuerwehrkameraden – darunter Kommandant Bernd Wagner, Stellvertreter Christian Vögele und Ehrenkommandant Johannes Wagner – die Ergebnisse der Untersuchung vor. Kernpunkt: Der mehr als 30 Jahre alte Gebäudekomplex (ohne die Räume, die das DRK nutzt), der von der Feuerwehr und dem Bauhof belegt sind, sei nicht mehr zeitgemäß. Die Bausubstanz habe viele Mängel. Eine Sanierung und Erweiterung seien daher gegenüber einem Neubau zu verwerfen. Die Kosten dafür werden auf etwa 3,5 Millionen Euro geschätzt. Die Ausschüsse der Feuerwehr haben sich ebenfalls für einen Neubau an einem anderen Standort ausgesprochen.

Für den Neubau sprechen mehrere Argumente, wie zu hören war: Die vorhandenen Garagen für die Fahrzeuge entsprechen nicht mehr den Vorschriften, hätten außerdem nur Platz für fünf Fahrzeuge. Raum wird aber für sechs Fahrzeuge benötigt. Die Gemeinschaftsräume sind zu klein, oder sie fehlen ganz. Außerdem behindern wildes Parken oder der Verkehr das schnelle Ausrücken.

Standort am Ortseingang bietet mehrere Vorteile

Laut der Analyse gibt es drei Varianten für die Lösung der Probleme. Am sinnvollsten sei ein Neubau an einem anderen Standort. Ein möglicher Platz, der alle Bedingun-gen erfüllt, wäre am Steinbach am Ortseingang Richtung Lahr. Das Grundstück liegt in der Nähe der Hauptstraße und nah an der B 415. Die anderen möglichen Standorte, wie das ehemalige Klärwerk oder eine Stelle in der Nähe des Edeka-Einkaufszentrums, würden diese optimalen Bedingungen nicht ganz erfüllen. Ebenfalls verworfen wurden eine Aufstockung am jetzigen Standort oder ein Neubau dort für Feuerwehr und Bauhof.

Albert Himmelsbach (Freie Bürgerliste) eröffnete die Fraktionsrunde: Die derzeitige Situation der Freiwilligen Feuerwehr müsse zweifellos geändert werden. "Ich weiß aber nicht, woher das Geld kommen soll." Fraktionskollege Jürgen Weiß stimmte zu. Es fehle eine Kostenschätzung für eine Sanierung.

Wussler entgegnete, dass die Kosten für eine Sanierung des Bestands mit vielen Unbekannten verbunden seien. Bei einem Gebäude in dem Alter sei eine genaue Kalkulation nicht möglich. "Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein Neubau billiger wird."

Wolfgang Himmelsbach (SPD) sagte, dass das jetzige Gerätehaus nicht mehr den Standards für eine "moderne und gut ausgerüstete Feuerwehr" entspreche. "Wir können aber heute entscheiden, dass ein Neubau grundsätzlich am besten ist".

Alfred Himmelsbach von der CDU stimmte dem Vorredner zu: "Heute machen wir den ersten Schritt. Der zweite sollte baldmöglichst gemacht werden." Fraktionskollege Werner Göhrig ergänzte: "Wenn wir den Feuerwehrmännern und -frauen keine guten Bedingungen bieten können, fehlen uns in der Zukunft die ehrenamtlichen Kameraden." Markus Himmelsbach (FBL) schlug vor, die Entscheidung zu vertagen, da die Finanzierung nicht geklärt sei. Dieser erste Antrag wurde mit Mehrheit abgelehnt.

Rathauschef Thomas Schäfer stellte den Standpunkt der Verwaltung dar: "Wir definieren jetzt das konkrete Ziel." Die Details würden zu einem späteren Zeitpunkt erneut im Rat diskutiert werden.

Gesamtkommandant Bernd Wagner legte den Standpunkt der Feuerwehr dar: "Wir haben bis dato keine Zeitschiene vereinbart, aber es gibt eine gewisse Dringlichkeit." Die Klärung der Finanzierung sei wichtig. Man wolle das aber nicht als Konkurrenz zu Investitionen in der Schule oder im Bürgerhaus betrachten. Nichtsdestotrotz: "Die Feuerwehr braucht ein neues Gebäude und das muss zügig bearbeitet werden."

Der Gemeinderat beschloss letztlich mit großer Mehrheit (eine Gegenstimme und eine Enthaltung aus den Reihen der FBL) den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Dabei war keiner Ratskollegen grundsätzlich dagegen, die Situation der Feuerwehr zu verbessern. Die Bedenken lagen ausschließlich an der Finanzierung.

Wann der Neubau realisiert werden soll, steht noch nicht fest. Denn andere Projekte, wie die Modernisierung und Sanierung des Geroldsecker Bildungszentrums und die Sanierung des Bürgerhauses, sollen vorgezogen werden.