Landwirt Franz Armbruster weiß: Allein mit Düngen und Mähen ist den Kreuzkräutern – hier Jakobskreuzkraut – nicht beizukommen. Es helfen nur die Hacke und das Ausgraben der gesamten Pflanze. Foto: Störr

Behörden sagen dem Kreuzkraut den Kampf an. Giftig für Menschen und Tiere. Starke Ausbreitung

Berghaupten - Sie sind giftig und stellen eine große Herausforderung dar: Kreuzkräuter. Neben dem bekannten Jakobskreuzkraut hat sich eine weitere Art in der Region ausgebreitet. Das Landwirtschaftsamt ist alarmiert.

Kreuzkräuter findet man im Ortenaukreis vor allem auf Straßenböschungen sowie auf den Grünstreifen zwischen Verkehrswegen oder entlang der Autobahn. Diese Areale lassen sich nur schwer pflegen, benachteiligt sind dabei oft die Landwirte. Das wurde bei einem Pressetermin in Berghaupten deutlich.

Experten raten dazu, die ganze Pflanze inklusive der Wurzel zu entfernen

Mit dem Afrikanischen oder Schmalblättrigen Kreuzkraut habe man es mit einer neuen Herausforderung an der Front der Kreuzkräuter zu tun, informierte Jürgen Neumaier seitens des Landwirtschaftsamts. Während das Jakobskreuzkraut länger bekannt und immer noch weit verbreitet ist, wurde das Schmalblättrige Kreuzkraut im vergangenen Jahr massenhaft entlang der A 5 zwischen Offenburg und Baden-Baden gefunden. Bei einer Begehung des Kinzigdamms bei Berghaupten fand sich jetzt ebenfalls eine Pflanze. Sie belegt: Die Verbreitung in Richtung mittleres Kinzigtal hat begonnen.

"Entlang der Verkehrswege verbreiten sich die Kreuzkräuter über Verwirbelungen durch die Fahrzeuge", erläuterte Neumaier. Benachteiligt seien in erster Linie die Landwirte. Obwohl Weidetiere das Jakobskreuzkraut aufgrund der Bitterstoffe nicht fressen würden, könnten Kreuzkräuter über das dort gewonnene Heu im Futtertrog landen. "Im Heu verlieren sie den Bitterstoff – nicht aber die Toxizität", mahnt Neumaier. Und damit werde es für die Tiere gefährlich.

Ein Abmähen der Pflanzen würde nichts bringen, an der Stelle eines abgemähten Stängels würden fünf nachwachsen und ein entsprechend Vielfaches an Samen ausbilden. "Die einzig wirksame Methode ist die komplette Entnahme der Pflanze samt Wurzelwerk. Denn Kreuzkräuter sind auch nährstoffunempfindlich", verdeutlicht der Experte.

Für die Nachpflege des Kinzigdamm- und Straßenneubaus zwischen Berghaupten und Offenburg wurde Landwirt Franz Armbruster durch das Regierungspräsidium beauftragt. Denn für die Pflanze, ein sogenannter Lichtkeimer, stellt eine geschlossene Grasnarbe ein großes Hindernis dar. "In den vergangenen vier Wochen habe ich etwa 300 Kilo Jakobskreuzkraut entfernt. Das entspricht einer tödlichen Dosis für etwa vier Kühe", rechnet Armbruster vor.

Sobald Kreuzkraut im Futter erkennbar wäre, dürfe dieses nicht mehr verfüttert werden, sagt Armbruster. Sein Rat in Richtung der Berufskollegen deckt sich mit dem Neumaiers: "Es sollte gleich die erste Pflanze komplett entfernt werden." Dass die Pflanzen auf der Deponie an gesonderter Stelle gesammelt und in der Müllverbrennung entsorgt werden müssen, spricht für sich.

Info: Das Wurzelwerk

Das Schmalblättrige Kreuzkraut ist deutlich aggressiver in der Verbreitung, als das Jakobskreuzkraut. Es ist giftig und resistent gegen Trockenheit. "Wenn die Sommer immer heißer und trockener werden, machen die Kreuzkräuter weiter", erläutert Landschaftsarchitektin Alexandra Stöhr. Sie ist für die baubegleitenden Maßnahmen an der Straße und dem Damm zwischen Berghaupten und Offenburg zuständig. Ein weiteres Problem: Durch das überaus große Wurzelwerk des schmalblättrigen Kreuzkrautes werde die Verbreitung invasiv vorangetrieben.