Welchen Herausforderungen die Kommunen im Kinzigtal in Bezug auf das Schaffen neues Wohnraums stehen, wurde bei der Hausacher Ratssitzung deutlich. (Symbolfoto) Foto: Störr

Investor will Gebäude in Dorfstraße bauen. Viele Anwohner kommen zur Sitzung.

Welchen Herausforderungen die Kommunen im Kinzigtal in Bezug auf das Schaffen neues Wohnraums stehen, wurde bei der Hausacher Ratssitzung deutlich. Der geplante Bau eines Mehrfamilienhauses stößt auf die Skepsis der Anwohner.

Hausach - Der Zuschauerraum war gut gefüllt und das nicht, wie Bürgermeister Wolfgang Hermann halb hoffnungsvoll, halb augenzwinkernd meinte, wegen des Haushaltsbeschluss (wir werden berichten). Der geplante Bau zweier Mehrfamilienhäuser in der Dorfstraße hatte mehrere Anwohner auf den Plan gerufen. Konkret ging es laut Tagesordnung um den Aufstellungsbeschluss des vorhabenbezogenen Bebauungsplane "Dorfstraße" und deren Offenlage. Die Frageviertelstunde nutzten einige, um ihrer Skepsis gegenüber dem Vorhaben auszudrücken.

Bürger fragt nach Tiefgaragen

Klaus Lehmann meinte beispielsweise, seiner Meinung nach würde "die Bebauung zu groß geraten". Abgesehen davon sei die Dorfkirche einer der größten Schätze Hausachs und es sei wichtig, dass die Sicht auf diese nicht beeinträchtigt werde. Ein weiterer Bürger wollte wissen, ob Tiefgaragen angedacht seien. "Ich bin ein Freund von Tiefgaragen, gab Hermann zu, erklärte aber, dass diesbezüglich noch nichts entschieden sei. Ein dritter Bürger befürchtete, dass "das Städtebauliche in den Hintergrund gerate".

Der Bürgermeister betonte, dass es nun erst einmal um die Offenlage ginge, nicht darum, den Bau gleich zu beschließen, damit mit den Arbeiten begonnen werde könne. Während der Offenlage können Einwendungen gegen das Vorhaben eingereicht werden. "Es geht darum, nun mit den Anwohnern in den Dialog zu treten", betonte Hermann. Natürlich wolle der Investor auch Geld mit dem Haus verdienen, das stellte Hermann gar nicht in Frage. Er stellte aber klar, dass es dem Gemeinderat hingegen darum ging, Wohnraum zu schaffen – "Wohnraum, den wir brauchen", so der Bürgermeister.

Thomas Thiele vom gleichnamigen Architekturbüro stellte das Vorhaben mit einigen Skizzen und Ansichten vor. Auch er betonte, dass das Verfahren ganz am Anfang stehe. "Der Gemeinderat wird sich noch mehrmals mit diesem Projekt befassen", sagte er. Thiele befand, dass das geplante Gebäude mit dem Rest der Bebauung "verhältnismäßig verträglich" sei. So sei eines der Häuser etwa genau so groß wie das, das noch an der Stelle steht, das neue werde nur etwas nach hinten gerückt. Was die Straßenfassade betreffe, habe der Denkmalschutz der Dimensionierung zugestimmt. Er merkte zudem an, dass das größere Gebäude sich im rückwärtigen Bereich befinden werde. "Wir würden den Bebauungsplan nun auf die Reise schicken und dann schauen, was es für Einwendungen gibt, um sie dann zu diskutieren", meinte der Architekt abschließend.

Stefan Armbruster (Freie Wähler) wollte wissen, in welchem Bereich Thiele das Vorhaben einordnen würde. "Es ist ein Zwischenstatus. Eine Art Überformungsbau", meinte Thiele. Bernhard Kohmann (SPD) hatte keine Frage, nutzte die Gelegenheit aber, um seine Meinung darzulegen: "Dass der Plan nicht allen Nachbarn gefällt, ist verständlich", meinte er. "Aber wir müssen hier zum Wohl Hausachs entscheiden und jetzt Kante zeigen." Um Flächen zu schonen, sei eine weitere Verdichtung notwendig.

Gemeinderat geschlossen für B-Plan

Der Gemeinderat stimmte schlussendlich geschlossen für die Aufstellung des Bebauungsplanes "Dorfstraße" im beschleunigten Verfahren sowie für dessen Offenlegung.

"Damit haben wir das auf den Weg gebracht. Ich bin gespannt auf die weitere Diskussion", meinte Hausachs Bürgermeister Hermann abschließend.

Der Eigentümer will die bestehenden Gebäude – ein Gasthaus mit Scheune und Schuppen – abreißen. Geplant ist eine dichtere Bebauung mit dreigeschossigen Häusern, um das Grundstück auszunutzen. Die Flächen der einzelnen Wohnungen sollen zwischen 51 bis 129 Quadratmeter liegen, um ein möglichst breites Angebot zu bieten. Im Vorfeld wurde mit dem Bauträger verschiedene Planalternativen geprüft. Die ursprünglich vorgesehene Überbauung wurde reduziert und sich auf eine Aufteilung des Bauvolumens in zwei differenzierte, voneinander getrennte Baukörper verständigt.