Die Haslacher Bundesstraße vorm Bahnhof ist am Sonntag kurzerhand zum Skatepark umfunktioniert worden. Foto: Fischer

Den Nahverkehr ausbauen, Bahnhöfe barrierefrei machen und bessere Radwege – das sind einige Forderungen des Klimabündnisses Ortenau. Über diese und weitere haben die Aktivisten am Sonntag auf der dafür gesperrten B 33 in Haslach informiert.

Haslach - "Wir wollen den öffentlichen Nahverkehr verändern und den Umstieg vom Auto auf den Bus oder Zug attraktiver machen. Dazu gehören zum Beispiel überdachte Buswartehäuschen, bessere Umstiegszeiten und auch das Fahren am Abend und in der Nacht", sagen die Mitglieder der Linksjugend Ortenau. Jonas Suhm macht dies an einem Beispiel aus seinem Alltag fest: "Ich brauche von Biberach bis nach Zusenhofen eineinhalb Stunden, weil ich in Offenburg eine halbe Stunde auf den Anschlusszug warten muss", berichtet er.

Wie sie hat auch das Klimabündnis Ortenau am Sonntag auf der gesperrten B 33 in Haslach mit Ständen, einem Skate-Parcours vor dem Bahnhof und zahlreichen Ansprechpartnern zeigen wollen, "wie man den Platz vorm Bahnhof nutzen könnte, wenn die Verkehrswende früher vorangetrieben worden wäre", sagt Sprecher Yannik Hinzmann.

Billiges Verkehrsticket für alle gefordert

"Wir wollen niemanden zwingen, auf sein Auto zu verzichten. Aber wir wollen, dass dem öffentlichen Nahverkehr mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, denn nicht jeder kann oder will sich ein Auto leisten und überall damit hinfahren."

Um eine Alternative bieten zu können, brauche es einen Halbstundentakt der Busse und Züge in jede Stadt und jedes Dorf – mindestens von 5 bis 20 Uhr. Weitere Ziele des Klimabündnisses seien sichere Radwege und ein 30-Euro-Monatsticket für die gesamte Ortenau. "Bei den Schülern haben wir dieses schon durchgesetzt, nun sollen es alle bekommen", so Hinzmann.

Dass einige Busse im Kinzigtal bereits jetzt mit nur wenigen Personen besetzt oder gar ganz leer fahren, liege laut ihm daran, dass die Verbindungen nur alle paar Stunden angeboten würden.

Karin Pätzold vom BUND wirft ein, dass sie selbst auch nicht ohne Auto auskomme. "Ich wohne weit oben im Seitental Hornbergs und bin heute mit dem Auto bis zum Bahnhof und von dort mit dem Zug weitergefahren. Ganz ohne Auto geht es für manche nicht, aber eine Teilstrecke mit dem Zug zurückzulegen, wäre eine Alternative – wenn die Züge regelmäßig fahren würden."

Haslachs Bürgermeister Philipp Saar hält von der Aktion am Sonntag nicht viel: "Die Hauptstraße für eine solche Demo zu sperren und die Autos dann zu Tausenden durchs Wohngebiet umleiten zu lassen, finde ich kontraproduktiv. Eine Demo vor dem Rathaus wäre sinnvoller gewesen." Der Ortenaukreis und auch das Kinzigtal seien recht gut ausgebaut in Sachen Nahverkehr. Konzepte, die in einer großen Stadt funktionieren, seien nicht genauso in den ländlichen Raum übertragbar, so Saar.

Stau im Städtle

Wie viel Verkehr an einem Wochenende im Städtle tatsächlich los ist, war am vergangenen Sonntag eindrucksvoll zu sehen: Weil die Haslacher Bundesstraße wegen des Klima-Aktionstags von 12 bis 16 Uhr gesperrt war, stauten sich die Autos in der Hofstetter Straße in beide Richtungen bis hinter die Stadthalle.