Schauspieler Andreas Jendrusch begrüßte die geladenen Gäste vor seinem Atelier, wie es einst Wilhelm Hasemann gemacht hat. Foto: Störr

Wilhelm Hasemann ist am Donnerstag in Gutach zu Gast gewesen: In Gestalt von Schauspieler Andreas Jendrusch, der den Künstler in seinen jungen Jahren spielt. Anlass ist das neue Projekt "Lebensgeschichten" des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof.

Gutach. Zunächst stellte Thomas Hafen als wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseums den geladenen Gästen im Hasemann-Liebich-Kunstmuseum das Projekt vor. "Wir haben vor eineinhalb Jahren begonnen, die Lebensgeschichten von drei Personen aufzuarbeiten und dramaturgisch umzusetzen", erklärte Hafen. Ziel seien neue Vermittlungs-Formate.

Durch diese sollen die Besucher zeitgemäß an das Leben und Wirken der "Schondelmaier Christie" als letzter Bewohnerin des Vogtsbauernhofs, von Wilhelm Hasemann als großem Schwarzwald-Maler und Begründer der Gutacher Malerkolonie sowie eines anonymen Störhandwerkers herangeführt werden.

Schwarzwaldmaler als interessanter Charakter

"Angefangen hat alles damit, dass Hauptamtsleiter Fritz Ruf im Museum angerufen hat. Der Grabstein der Schondelmaier-Christie musste vom Friedhof entfernt werden und es stellte sich die Frage: wohin damit?", blickte Thomas Hafen zurück. Also habe man sich an die Recherche ihres Lebens gemacht und vieles zutage gefördert, das vorher unbekannt war.

Am Sonntag, 17. Juli, findet ab 11 Uhr die Premiere dieser Lebensgeschichte statt und wird von den Museums-Mitarbeiterinnen Martina Lehmann und Andrea Kronenwitter auf die Bühne gebracht.

Den anonymen Störhandwerker verkörpert Korbmacher Michael Netzhammer, der immer viel zu erzählen hat und von seiner Arbeit aus früheren Zeiten berichtet, als man noch von Haus zu Haus gezogen war. Diese Premiere ist für Sonntag, 18. September, geplant.

"Das Leben von Wilhelm Hasemann war am schwierigsten umzusetzen. Als Begründer der Malerkolonie und als Erfinder der Schwarzwald-Malerei hat er eine unheimlich tolle Geschichte. Aus Mühlheim an der Elbe kam er in den Schwarzwald – und ist nicht mehr weggegangen", betonte Thomas Hafen. Die Premiere am Sonntag, 14. August, werde spannend.

Der Abend bringt eine große Überraschung

Es handele sich um eine Art Hochzeit, bei der die Lebensgeschichte Hasemanns mit der Gemeinde Gutach verbunden werde. "Wir wollen Hasemann heimbringen nach Gutach, das war die Idee", betonte er und verwies auf die Textgrundlage, die sich zum Teil aus Hasemanns Briefen ergab.

Und dann folgte die Überraschung des Abends: nach einem kurzen Fußweg – am Haus des Malers Curt Liebich vorbei – ging es zum Atelier von Wilhelm Hasemann. Dort erwartete der Maler seine Gäste bereits in der bekannten Pose, wie sie auf einem Bild um das Jahr 1890 zu sehen ist. Die Gäste waren sprachlos. Und dann legte Andreas Jendrusch los: "Gestatten, Hasemann – Wilhelm Hasemann – Professor Wilhelm Hasemann."

Lebhaft und beeindruckend erzählte er seine Geschichte, wie sie aus der Feder von Thomas Hafen stammt. Vom Krieg, der keine blühenden Landschaften auf Leinwände malen kann, weil es so traurige Farben gar nicht gibt und vom verregneten Sommer-Sonntag in Mühlberg an der Elbe, der tausendmal schöner ist als die blutgetränkte Champagne im Frühlingsgrün.

Erster Besuch im Schwarzwald beeindruckt

Sein erster Besuch im Schwarzwald hatte ihn so tief beeindruckt, dass er nach Hause geschrieben hatte: "Ich kann das nicht beschreiben – deshalb habe ich es gemalt. Adam und Eva hatten ihr Paradies, die Gebrüder Grimm ihr Schlaraffenland – und ich habe den Schwarzwald für mich entdeckt."

Im Nachgang wird das Stück nun noch einmal überarbeitet und am Sonntag, 14. August, während einer Sonderführung im Freilichtmuseum präsentiert.

Die Gäste der Ausstellung

Der Gutacher Bürgermeister Siegfried Eckert war vom neuen Projekt "Lebensgeschichten" im Freilichtmuseum überwältigt: "Das war großartig – und was für ein Bühnenbild mit dem Atelier im Hintergrund." Als leitender Direktor des Freiburger Augustinermuseums verwies Tilmann von Stockhausen auf die Hasemann-Ausstellung im kommenden Sommer, die seine Bedeutung für den Tourismus in den Vordergrund stellt. Während der Besichtigung des Gutacher Ateliers sagte er Bürgermeister Siegfried Eckert Unterstützung zu, falls es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.