In Meißenheim fällt durch die Reitvereine viel Pferdemist an – etwa 2700 Tonnen pro Jahr. Diesen Pferdemist will die Gemeinde in einer Fermentieranlage zu Energie verarbeiten. Kritik gibt es von Seiten der Anwohner. Foto: Symbolfoto: Balk/dpa

Bebauungsplan: Unabhängiges Gutachten soll Standort prüfen

Meißenheim - Die zuletzt von Seiten der Anwohner heftig kritisierte Fermentieranlage für Pferdemist soll kommen. Das hat der Gemeinderat entschieden. Das letzte Wort ist jedoch nicht gefallen, ein Gutachten muss den Standort "Auf dem Grund" erst absegnen.

Aus Pferdemist soll künftig Dünger, Strom und Wärme gewonnen werden. Das ist der Plan der Gemeinde. Der Bau einer hierzu notwendigen Trockenfermentieranlage, die den anfallenden Pferdemist verarbeitet, stößt bei den Meißenheimern jedoch auf heftige Kritik (wir berichteten).

Sie befürchten eine hohe Lärm- und vor allem Geruchsbelästigung und sprachen sich sogar mit einer Unterschriftenliste gegen den geplanten Bau aus. Der Gemeinderat hat nun entschieden: Der Flächennutzungsplan "Auf dem Grund" soll umgesetzt werden, die Anlage soll kommen. Jedoch erst, wenn ein unabhängiges Gutachten den Standort als geeignet ansieht und Lärm- und Geruchsbelästigungen ausschließen kann.

Bürger äußerten in der Gemeinderatssitzung ihre Bedenken

Aus der Frageviertelstunde wurde in der Gemeinderatssitzung am Montagabend eine Fragedreiviertelstunde. Die Bürger hatten viele Nachfragen zur geplanten Anlage und diskutierten emotional. Auch die Gemeinderäte haben über die Anlage "intensiv diskutiert", erklärt Bürgermeister Alexander Schröder im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Letztlich habe man sich dafür enschieden, nachdem zunächst sogar eine Verschiebung der Abstimmung vorgeschlagen wurde.

Im nächsten Schritt werde nun ein "unabhängiges Gutachten aufgrund objektiver Gesichtspunkte" den Standort prüfen. Zeitgleich haben die Meißenheimer die Möglichkeit, ihrerseits Stellung zu beziehen und mögliche Bedenken dem Rathaus mitzuteilen. Im Anschluss werde der Gemeinderat erneut über das Thema abstimmen, wie Schröder erklärt. Dann folgt die zweite Stufe der Offenlegung, in der die Behörden noch einmal alles prüfen, bis dann schließlich im Rat final entschieden werde. Schröder schätzt, dass die Entscheidung erst im neuen Jahr fallen werde.

Für die Gemeinde sei das Projekt "eine ganz tolle Sache", sagt Schröder. Er betont, dass es sich nicht um eine klassische Biogasanlage handelt, sondern um eine Trockenfermentieranlage, die wesentlich kleiner ausfallen werde, als sich manche Bürger vielleicht vorstellen. Der Dialog mit den Bürgern bedeutet dem Bürgermeister dabei viel. "Es ist wichtig, dass wir das Projekt kritisch begleiten", sagt er. Auch der Rat hätte zunächst Bedenken gehabt, als der Investor das Projekt vorschlug.

Den ursprünglich geplanten Standort im Oberried habe man früh aufgrund der Nähe zu Wohnhäusern und Gewerbegebieten als nicht geeignet bewertet. Der Standort bei der Kläranlage hingegen sei aus Sicht des Rats geeignet. Sorgen, dass der Wind die Gerüche in Richtung der Wohnsiedlungen weht, habe er nicht. Die Kläranlage sei bereits dort gebaut worden, da der Wind üblicherweise die Gerüche eher weg von der Gemeinde treibe.

2.700 Tonnen Mist jährlich

Im Fokus steht jedoch der wirtschaftliche Nutzen der Anlage. Schröder ist optimistisch, dass das Projekt keine zusätzliche Belastung mit sich bringt, sondern die Gemeinde sogar entlastet. Zurzeit falle bereits viel Pferdemist an. Durch die Reitvereine, regelmäßigen Turniere und Veranstaltungen kalkuliert die Gemeinde mit 2.700 Tonnen pro Jahr. Mit der Fermentieranlage könnte man den Pferdemist einem Kreislaufsystem hinzufügen, die gewonnene Energie für ein Blickheizkraftwerk nutzen und organische Gärreste als Dünger einsetzen, beziehungsweise zu Pflanzenkohle verarbeiten. Für die Gemeinde sei dies ein wichtiger Schritt in Sachen Klimaschutz und CO2-Einsparung.

Und dennoch: In der Bevölkerung bleiben die Bedenken. Dass es zu keinen Lärm- und Geruchsbelästigungen kommen wird, kann auch Bürgermeister Schröder nicht versprechen. Es sei jetzt die Aufgabe unabhängiger Beobachter, zu einem Schluss zu kommen. Bis dahin hofft Bürgermeister Schröder auf einen sachlichen Dialog mit den Bürgern.

In der Gemeinderatssitzung am 9. Juni übergab Helmut Schuster eine Liste mit 138 Unterschriften von Anwohnern, die sich gegen die Anlage aussprechen, an Bürgermeister Alexander Schröder. Bereits 2018 gab es eine erste Unterschriftenliste mit damals 75 Unterzeichnern.