Sind sehr stolz auf die weltgrößte Schubboden-Zentrifuge: Geschäftsführer Tobias Lanner (rechts) und David Silberer, stellvertretender Fertigungsleiter. Foto: Köhler

Ein Betrieb aus Kippenheim beliefert weltbekannte Unternehmen mit einer speziellen Technik. Die Firma Lanner stellt Geräte her, die bei der Produktion entstehende Metallreste von Kühlmittel trennen. So kann beides wiederverwertet werden.

Kippenheim - "Wir sind zu einer Marke geworden, die eine der besten Techniken herstellt, die es gibt", ist Geschäftsführer Tobias Lanner überzeugt. Seit 2014 leitet er das Kippenheimer Familienunternehmen, das in der Wirtschaft eine spezielle Nische gefunden hat. Die Firma stellt Anlagen her, die anderen Unternehmen erlauben, ihre bei der Produktion entstehenden Metallreste wiederzuverwerten. Lanner ist nach eigenen Angaben der weltweit einzige Komplettanbieter von Anlagen zur Metallspäneaufbereitung und Kühlschmierstoffrückgewinnung.

Was kompliziert klingt, erklärt Chef Tobias Lanner beim Besuch unserer Redaktion anschaulich. In der Verarbeitung von Metall – zum Beispiel bei Autoherstellern, die zu Lanners Hauptkunden zählen – entstehen beim Fräsen Reste. Diese Metallspäne sind jedoch kein Müll, sondern lassen sich durch Einschmelzen wiederverwerten. Da bei der Produktion jedoch Kühlschmierstoff eingesetzt wird, klebt dieser an den Spänen und muss von ihnen getrennt werden. Dies geschieht in Zentrifugen der Firma Lanner.

Späne werden in Zentrifugen geschleudert

Beim kompletten Prozess, erläutert der Geschäftsführer, werden die Metallspäne, die oft ähnlich wie Wolle als ein Knäuel zurückbleiben, zunächst in einer Maschine zerkleinert und gemahlen. Anschließend werden sie in eine Zentrifuge gegeben, wo sie mit einer Kraft von bis zu 300 g, also dem 300-fachen der Erdanziehung, geschleudert werden. Durch diese Kräfte löst sich die Flüssigkeit von den Spänen. Sie wird in einem separaten Behälter aufgefangen. Am Ende des Prozesses erhalten die Nutzer die Kühlflüssigkeit und das Metall getrennt und fast ohne Verluste zurück, erklärt Lanner.

"Manchen Unternehmen geht es ums Metall, anderen um die Flüssigkeit", erläutert der Geschäftsführer. "Manchen geht es um beides. Das ist natürlich am besten für uns", ergänzt er lachend. Die Maschinen der Firma sind auf der ganzen Welt gefragt. So berichtet Lanner beim Rundgang durch die Werkshallen, dass einige Produkte in die Türkei, andere nach Tschechien oder in die USA gehen. "Hauptmarkt ist China", berichtet Lanner. Dort hätten viele Automobilhersteller ihre Produktionen. "Fast alle Marken, die auf der Straße fahren, nutzen unsere Technik", berichtet er stolz. Einer der ersten Kunden sei die schwedische Marke Volvo gewesen.

Zwei der weltgrößten Anlagen

Eine Besonderheit sind derzeit zwei Anlagen der weltgrößten Schubboden-Zentrifugen. Diese werden für den Transport nach Italien fertig gemacht. "Auf die sind wir sehr stolz", betont der Geschäftsführer. Für solche Anlagen müssen Unternehmen schon einmal 500 000 Euro locker machen – "nach oben hin offen". Die kleinsten seien ab 30 000 Euro zu haben.

Den Familienbetrieb im Kippenheimer "Kehnerfeld" gibt es seit 1987. Klaus-Dieter Lanner gründete das Unternehmen, sein Sohn Tobias steht seit 2014 an der Spitze. War die Firma anfangs mit ihrer Technik noch auf Metalle spezialisiert, kristallisierten sich mit der Zeit weitere Feder heraus, zum Beispiel Kunststoffe. So könnten Zentrifugen aus Kippenheim auch dafür genutzt werden, um Shampoo oder Joghurt von den Verpackungen zu trennen. Auch bei teureren Materialien, bei den die Wiederverwertung besonders wertvoll ist, werden Anlagen von Lanner verwendet. "Uns hat einmal ein Kunde aus Pforzheim wegen Gold angefragt", schildert Lanner. Auch Betriebe, die Seltene Erde verarbeiten, nutzen die Recycling-Technik. Schließlich zähle dabei jedes einzelne Gramm.

Ein neues Feld hat sich für das Familienunternehmen mit dem Krieg in der Ukraine aufgetan: Titan. Dieses Material komme zu 80 Prozent aus Russland. Entsprechend wollten Unternehmen, die Titan verarbeiten, die Abhängigkeit reduzieren und greifen auf die Recycling-Technik zurück. Namen darf Tobias Lanner nicht nenen, doch er deutet an, dass das Unternehmen gerade seinen bislang größten Auftrag der Firmengeschichte aus der amerikanischen Luft- und Raumfahrt an Land gezogen hat.

Besonders wichtig ist dem Geschäftsführer, dass die Anlagen lediglich durch Strom betrieben werden und kein Gas oder Öl brauchen. "Es gibt keine thermische Einwirkung, die Anlagen laufen nur mechanisch", erklärt er. Somit leiste die Firma einen zweifachen Beitrag zur Nachhaltigkeit: Der Verzicht auf fossile Brennstoffe und die Option für andere Unternehmen, Materialien wiederzuverwenden, anstatt sie wegzuwerfen. Die Firma Lanner stellt all ihre Anlagen eigenständig her. Da auch dabei Metallreste anfallen, werden die Recycling-Anlagen sogar im eigenen Unternehmen genutzt.

"Gute Partner in der Region"

Das Familienunternehmen Lanner beschäftigt in Kippenheim derzeit 35 Mitarbeiter. Eine Überlegung, aus Kippenheim wegzugehen, habe man bislang nicht gehabt, so Geschäftsführer Tobias Lanner. "Wir haben gute Partner in der Region", erläutert er. Mit Partner meint er Lieferanten und Kunden – oder beides. Denn manche Unternehmen beliefern Lanner mit Teilen, bei denen Reste anfallen, die recycelt werden können. "So schließe sich der Kreis", sagt der 44-Jährige.