Auf dem Weg nach Berlin Foto: Melanie Geitlinger

Der Krieg in der Ukraine, er überschattet unser aller Leben – auch das der Fußballfans. »Ich hatte beim Jubeln fast schon ein schlechtes Gewissen«, sagte mir ein leidenschaftlicher SC-Anhänger am Mittwochmorgen. Wenige
Stunden nachdem sein Verein einen echten Pokal-Krimi mit einem Happy-End beschlossen hatte. Müssen wir uns in diesen Tage wirklich schlecht fühlen, weil wir uns gut fühlen?

Ich selbst habe am Dienstagabend noch länger gearbeitet, weshalb ich das Spiel der Freiburger in Bochum größtenteils verpasste. Wie es der Fußballgott aber wollte, schaltete ich kurz vor Ende der Verlängerung ein, die erste Szene, die ich sah, war die beste: der 2:1-Siegtreffer von Roland Sallai. Pure Ekstase auf dem Platz, kleiner Hüpfer auf dem Sofa. Mein Fan-Herz schlägt eigentlich in rot-weißem Takt, doch in dem Moment freute ich mich herzlich-ehrlich mit den Breisgauern. Nicht zuletzt weil »meine« Bayern (leider) schon längst die Segel gestrichen haben, hat der SC Freiburg die gleichermaßen historische wie realistische Chance, dieses Jahr den DFB-Pokal zu gewinnen. Nur noch ein Spiel bis zum Finale in Berlin. Genial!

Und um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein, ich schäme mich nicht für meine Gefühle. Es ist kein Widerspruch und erst recht nicht moralisch verwerflich, auch in diesen Zeiten, Freude am Leben zu haben.

Wem würde es nutzen, wenn wir uns zu Hause mit unseren angstgetriebenen Gedanken einschließen? Wie Anteilnahme geht, zeigen unzählige Benefizaktionen. Geld, Hilfsgüter und Obdach werden gespendet, tatkräftige Helfer bringen die Dinge dorthin, wo sie gebraucht werden und Menschen in Sicherheit. Wir tun, was wir können für die Kriegsopfer, und beten, dass wieder Friede herrscht in Europa, wenn wir am 21. Mai hoffentlich dem SC Freiburg im Pokal-Endspiel die Daumen drücken.