Beim ISTAF Berlin war Johannes Vetter im September erfolgreich, am Sonntag kehrt er in die Hauptstadt zurück, um bei der Wahl des Bundespräsidenten teilzunehmen. Foto: Gora

Während die Wintersportler in Peking um Medaillen kämpfen, legt Speerwerfer Johannes Vetter derzeit den Grundstein für die neue Saison. Am Sonntag steht für den Offenburger in der Hauptstadt jedoch ein komplett anderer Termin an.

Wenn am Sonntag in Berlin das Deutsche Staatsoberhaupt für die kommenden fünf Jahre gewählt wird, ist auch ein Sportler aus der Ortenau mit dabei. Johannes Vetter, Speerwurf-Weltmeister und Fast-Weltrekordler aus Offenburg, wird eines von 1472 Mitgliedern der Bundesversammlung sein, das den Bundespräsidenten wählt. Nominiert wurde er dazu von der CDU. Für den 28-Jährigen ist das eine große Ehre, in Offenburg sitzt der gebürtige Dresdener für die Freien Wähler im Gemeinderat. Denn der derzeit wohl beste Speerwerfer der Welt gilt als Politikinteressiert und äußert sich immer wieder auch zu Nicht-Sportlichem.

So auch vor wenigen Tagen im Interview mit "Sport1", in dem Vetter zu den Olympischen Winterspielen im chinesischen Peking befragt wurde. "Sollte China, das die Menschenrechte mit Füßen tritt, so ein Event ausrichten dürfen?", wurde der Offenburger gefragt. Seine Antwort: "Ganz klar: Nein!" Er müsse das auch gar nicht groß begründen, so Vetter weiter. "Ein autokratisch geführter Einparteienstaat, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten, Minderheiten verfolgt, das Volk und die Medien permanent überwacht werden, kann kein geeigneter Austragungsort sein", sagte Vetter "Sport1".

Er sehe weder für den Sport noch im Allgemeinen einen Vorteil – "die Begründung vom IOC halte ich daher für mehr als fragwürdig", sagte Vetter. Auch mit dem Auftreten von Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ist Vetter nicht einverstanden. "Er verkauft seine Seele an den Kommerz. Aber das ist ja nichts Neues in der internationalen Sportpolitik", lautet sein Statement dazu.

Man solle sich daher auf den Sport konzentrieren. Bei seinen olympischen Kollegen sieht Vetter indes die wenigste Schuld. "Ich fand es heftig, dass sich vor den Spielen alle auf die Athleten gestürzt haben und fast schon forderten, die Spiele zu boykottieren", sagte der 28-Jährige "Sport1". Denn einerseits sei Olympia für viele die Erfüllung eines Traums, zudem seien viele Athleten finanziell von den Spielen abhängig.

Seinen Traum vom Olympischen Edelmetall verfolgt Vetter weiter, auch wenn er erst 2024 wieder die Chance bekommen wird. An Großereignissen mangelt es ihm in diesem Jahr aber dennoch nicht. Sowohl bei der Weltmeisterschaft in Eugene (USA) als auch bei den europäischen Titelkämpfen in München will Vetter am Ende ganz oben stehen.

Dafür werden derzeit die im Training die Weichen gestellt, bevor es dann im Frühjahr mit der Wettkampf-Saison losgehen soll. Zunächst steht aber am Wochenende ein Trip nach Berlin an, wo Vetter bei der Bundespräsidentenwahl seine Stimme abgeben darf.

Neben den Bundestagsabgeordneten befinden sich auch von den jeweiligen Landtagen gewählte Mitglieder in die Bundesversammlung. Unter diesen finden sich regelmäßig auch Sportler. In diesem Jahr sind zum Beispiel neben Johannes Vetter auch der Freiburger Trainer Christian Streich, Bayern-Star Leon Goretzka und Bundestrainer Hansi Flick bei der Wahl dabei.