Der Konzertfilm zeigt Klassik- und Opernspezialisten gemeinsam mit Jazz- und Elektrokünstlern auf der Bühne des Parktheaters. Foto: Punchline

Ausstrahlung wird nach 15 Minuten blockiert. Konzertfilm ist zwischenzeitlich wieder online.

Lahr - Wer am Sonntagabend die Facebook-Premiere der neuesten "We-Live"-Episode ansehen wollte, staunte nicht schlecht: Nach rund 15 Minuten blockierte Facebook plötzlich die weitere Ausstrahlung und stoppte die Premiere. Mittlerweile ist der Konzertfilm zwar wieder online, doch Teile der Tonspur sind weiter stumm. Was war passiert?

"Normalerweise würden wir jetzt schon darüber sprechen, wie viele Zuschauer unsere Episode gerade im Internet angesehen haben", so We-Live-Produzent Pirmin Styrnol am späten Sonntagabend bei der Premierenveranstaltung im Schlachthof. "Aber heute geht das leider nicht. Facebook hat unsere Online-Premiere nach 15 Minuten wegen eines angeblichen Rechteverstoßes gegen Sony Music gestoppt." Aus Sicht der Macher ist das Ganze ein "skandalöser Vorgang".

Facebook-Premiere sollte Spenden für Flutopfer generieren

Wie bei We-Live-Drehs üblich, wurde der Konzertfilm "Classic meets Electro" als Live-Konzert aufgezeichnet, die Musik kam also nicht vom Band. Ein tonliches Plagiat sei somit im Grunde ausgeschlossen, heißt es in einer Pressemitteilung von Pirmin Styrnol. Facebook sah das anders und unterbrach die Premiere mit der Begründung "Übereinstimmung des Audioinhalts." Sony Music habe die Stummschaltung in mehr als 240 Ländern beantragt.

"Das ist lächerlich", so Pirmin Styrnol vom Punchline-Studio am Tag nach der gestoppten Ausstrahlung. "Facebook bezieht sich direkt auf einen 30-sekündigen Ausschnitt aus der h-Moll-Messe von Bach, den wir am 2. Mai im Lahrer Parktheater aufgezeichnet haben. Sony war zu keinem Zeitpunkt in unsere Produktion eingebunden, die Veröffentlichung war eine von uns produzierte Weltpremiere – wieso Facebook diese Ausstrahlung einfach sperrt, erschließt sich uns nicht." Ein erster Einspruch des Punchline-Studios wurde von Facebook bereits abgewiesen.

Doppelt bitter ist: Die Facebook-Premiere hatte das WeLive-Team der Spendenkampagne von "Aktion Deutschland Hilft" gewidmet und so um Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe gebeten. "Normalerweise erreichen unsere Filme zwischen 20.000 und 100.000 Facebook-Nutzer", so Styrnol. "Diese Reichweite wollten wir nutzen, um zu helfen. Das hat Facebook leider verhindert." Auf YouTube ist der Film indes weiter in voller Länge abrufbar und wurde in der ersten Nacht über 10.000 Mal angeschaut.

Erstmals ein Fusion-Format im Programm

In der jüngsten Episode des Formats "We Live on Tour" hatten die Macher erstmals ein Fusion-Format ins Programm genommen. Mit der Mezzosporanistin Cornelia Lanz und Bariton Menno Koller sowie einem Streichquintett und Pianistin Anzhelika Kovalenko traten Klassik- und Opernspezialisten gemeinsam mit dem Jazz/Elektro-Duo Julian Maier-Hauff und Konrad Hinsken auf.

Dass die Online-Premiere von Facebook unterbrochen wurde, sah man im We-Live-Team am Ende mit Humor. "Wir nehmen das jetzt als Kompliment an unsere Musiker und natürlich auch an unser Ton-Team", verabschiedete sich Styrnol am Ende auf der Bühne im Schlachthof vom Premierenpublikum und gratulierte Adrian Schaub von der Lahrer Rockwerkstatt für die Aufnahme sowie Maik Styrnol für das Mixing und Mastering. "Anscheinend hält Facebook unsere Live-Aufnahme für genauso gut wie einen Studio-Mix von Sony Music", so Styrnol.