Altenheim - Der Offenburger Landtagsabgeordnete Thomas Marwein (Grüne) besuchte die solidarische Landwirtschaft, Solavie, auf deren Ackerflächen in Altenheim. Zum Spaten hat er nicht gegriffen, das können andere besser, meinte Marwein.

Dafür nahm sich der Landtagsabgeordnete der Grünen umso mehr Zeit für die Fragen der Mitglieder und Verantwortlichen der Solidarischen Landwirtschaft Solavie in Altenheim. "Solavie" steht für solidarische Landwirtschaft, in Anspielung auf die Nähe zu Frankreich und das französische sprichtwort "C’ est la vie" wird es mit v geschrieben. Auf 2,4 Hektar wird bei Solavie Gemüse für die Solidargemeinschaft angebaut.

Aktuelles Thema ist die verweigerte Anerkennung des Gemüsebaus als privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb. Die rechtliche Gleichstellung mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben sei bis heute nicht gegeben und wird immer wieder aufs Neue vom Vorstand eingefordert.

Ein geschnürtes Lösungspaket gibt es nicht

Dass die Errichtung eines bloßen Schiffscontainers für Gerätschaften einen rechtlichen und bürokratischen Hürdenlauf nach sich gezogen habe, sei nicht mehr nachvollziehbar und hinnehmbar, machte Helga Schmidt vom Arbeitskreis Bildung der solidarischen Landwirtschaft deutlich. Ein geschnürtes Lösungspaket brachte Thomas Marwein nicht mit, aber er wird dahingehend versuchen Einfluss zu nehmen, dass sich die Regelungen aufweichen ließen.

Prinzipiell würde der solidarischen Landwirtschaft auch ein Zusatzerlass reichen, der nicht in vorgegeben Gesetze eingreife. Im Unterschied zu einem herkömmlichen landwirtschaftlichen Betrieb strebe die solidarische Landwirtschaft keine Gewinnmaximierung an. Andere solidarische Landwirtschaften hätten sich aufgrund der rechtlichen Einschränkungen bestehenden Landwirtschaften angeschlossen.

In Altenheim wird jedoch die korrekte rechtliche Daseinsgrundlage gefordert. "Wir wollen nicht jedes Mal von vorne beginnen", sagt Holger Fritsch, der sich bei Solavie um Wirtschaft und Finanzen kümmert.

Aktuell stehe auch die Beschaffung eines weiteren Folien-Tunnels an. Wieder heißt es aufs Neue, sich mit den Bauvorschriften auseinanderzusetzen, weil die Privilegierung fehle. Außer der Gewinnmaximierung erfülle der Betrieb in Altenheim alle Voraussetzungen, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb.

Vier Festangestellte, davon drei Gärtner, werden bezahlt. Die Haushaltsbilanz zählt pro Jahr einen Betrag von 100 000 Euro, den es zu verwalten gilt. Sollte pro Jahr mehr ausgeschüttet werden, fließe dies in eine nachträgliche Erhöhung des Stundenlohns von drei angestellten Gärtnern. Marwein bewunderte die gesamte Ackerfläche und die Diversität des Gemüseanbaus. Im Grunde entspreche die solidarische Landwirtschaft einer Art ausgelagertem Hausgarten.

90 Abnehmer werden über fünf Verteilerstationen immer mittwochs mit frischem Gemüse versorgt. "Nur, was gerade reif ist, kommt in die Körbe", erklärt Mona Piper vom Vorstand.

Aktuell sind Frühlingszwiebeln, Tomaten, Paprika, erste Endiviensalate, Auberginen, Lauch oder Kräuter in der Kiste. Der Speiseplan richtet sich demnach in den Familien nach der saisonalen Reifung und nicht nach einer eigenen Wunschliste.

Je nach Einkommen bezahlen die Abnehmer einen vereinbarten Betrag pro Monat für den wöchentlichen Gemüsekorb. "Wer mehr beisteuern kann, bezahlt eben solidarisch mehr", so Piper.

Die Biolandwirtschaft garantiere ökologisch hochwertigen, aber eben auch arbeitsintensiven Gemüseanbau, stellte Marwein fest. Im Grunde stelle sie auch für bestehende landwirtschaftliche Betriebe keine Konkurrenz dar. Die Fläche habe er sich insgesamt kleiner vorgestellt.

Info: Die Fläche

Einhaltung von Fruchtfolgen und Gründüngung bringen riesige Flächen mit Klee, Physalis, Buchweizen oder Lupinen zutage. Auf 2,4 Hektar wird Gemüse in Altenheim angepflanzt. Das Kartoffelfeld auf der Fläche von knapp einem Hektar befindet sich in Schutterzell.