Jochen Lehmann vor seinen Medaillen und Fotos, die ihn bei Wettkämpfen zeigen. Am Wochenende startet der 35-jährige Altdorfer von der LG Geroldseck beim legendären Ironman auf Hawaii. Foto: Gieger Foto: Lahrer Zeitung

Triathlon: Jochen Lehmann von der LG Geroldseck startet beim legendären Rennen in Kona

Der Altdorfer Jochen Lehmann von der LG Geroldseck Lahr geht am Samstag beim berühmtesten Triathlon-Rennen der Welt auf Hawaii an den Start. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Sportlerkarriere, die erst vor fünf Jahren richtig Fahrt aufnahm.

Schon im Flur der Familie Lehmann wird klar, dass hier ein erfolgreicher Sportler wohnt. An der Wand hängen gut ein Dutzend Fotos, mindestens genauso viele Medaillen baumeln daneben. Die Edelmetalle gehören dem Triathleten Jochen Lehmann, er ist es auch, der auf den Bildern zu sehen ist. In wenigen Tagen steht der 35-jährige Altdorfer vor der größten sportlichen Herausforderung seines Lebens: Am Samstag (Start 18.25 Uhr mitteleuropäischer Zeit) geht er beim legendären Ironman auf Hawaii in Kailua-Kona an den Start.

Ironman auf Hawaii, das sind 3,86 Kilometer Schwimmen im offenen Meer, 180,2 Kilometer Radfahren bei rund 1500 Höhenmetern und zum Abschluss ein Marathonlauf über 42,195 Kilometer. Für die allermeister Hobbysportler wäre jede einzelne Disziplin eine riesige Herausforderung, Jochen Lehmann allerdings nimmt all diese Strapazen hintereinander auf sich. Und freut sich drauf.  

Erst vor fünf Jahren angefangen

Wer nun aber denkt, dass Lehmann seit frühester Kindheit läuft und als Jugendlicher seine ersten Triathlons absolvierte, der irrt. "Ich habe erst mit 30 angefangen zu Laufen", erzählt der heute 35-Jährige. Das war im Laufe des Jahres 2014. Der erste Wettkampf folgte im März 2015, es war der Marathon in Freiburg, den Lehmann in 3:32 Stunden absolvierte. "Ganz akzeptabel", nennt er seine damalige Zeit heute. Im Oktober 2015 war er dann in München über eine halbe Stunde schneller, lief erstmals unter drei Stunden. Heute liegt seine Marathon-Bestzeit bei 2:44:07. Doch Lehmann wollte mehr, 2016 startete er in Malterdingen bei seinem ersten Triathlon, natürlich noch über eine wesentlich kürzere Distanz.  

2018 folgt der erste Ironman

Der erste Ironman, also das Non-Plus-Ultra des Triathlon-Sports, war 2018 in Frankfurt/Main fällig. 9:42 Stunden brauchte er. "Sieben Minuten haben damals für die Qualifikation für Hawaii gefehlt", erinnert er sich. Dadurch wurde er angefixt, wollte sich 2019 unbedingt qualifizieren. "Ich habe mir gedacht: Seit drei Jahren schaue ich den Ironman auf Hawaii im Livestream an – nächstes Jahr will ich dabei sein." Am Ende wurde er 2019 Zwölfter in seiner Altersklasse, die ersten Zehn dürfen nach Hawaii. "Es war aber wirklich brutal heiß an dem Wochenende", erinnert sich der Altdorfer an den Tag, der mitten in der ersten Hitzewelle des Jahres lag. So musste er beim abschließenden Marathon langsam machen, sich immer wieder abkühlen. "Körperlich wäre in der Lage gewesen abzuliefern, aber die Hitze war einfach zu viel." Doch Platz zwei und drei verzichteten auf den Hawaii-Startplatz, Lehmann war drin. 

Großer Respekt vor dem Klima auf Hawaii

Das Wetter wird nun auch am Samstag zur großen Unbekannten, zumal Lehmann sich in letzter Zeit im eher kalten Deutschland nicht auf ein heißes Rennen vorbereiten konnte. "Die Hitze ist das eine, das hat mir nie was ausgemacht – aber auf Hawaii kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit dazu. Was ich so gelesen habe, ist das Klima dort schon hart", ahnt er. "Aber ein klein wenig Überraschung gehört dazu", sagt er und lacht.  

Hawaii als Belohnung für seine Frau

Generell soll aber auf Hawaii nicht nur der Wettkampf im Mittelpunkt stehen. "Wir wollen das genießen", sagt Lehmann, der seit Anfang Oktober mit seiner Frau Simone auf der Insel im Pazifik weilt. "Jetzt hat es sich mal gelohnt", sagt Simone Lehmann zu dem Trip. Denn die Ehe mit einem Ironman ist nicht nur Erholung, wie sie schmunzelnd zugibt. "Das Abendessen hat sich schon nach hinten verschoben", erzählt sie. Denn ihr Mann, der in Friesenheim als Zerspanungsmechaniker arbeitet, nutzt den Heimweg in aller Regel für eine Trainingseinheit. Oft joggt er die Strecke nach Altdorf – teilweise mit Umwegen – oder fährt mit dem Rad. "Dann fahre ich auch manchmal über Freudenstadt", sagt Lehmann mit einem Grinsen.  

Trainingseinheiten dauern bis zu sechs Stunden

Seine Freunde und Arbeitskollegen halten den 35-Jährigen deshalb für verrückt, erzählt er. Aber für ihn sei das normal. "Es macht schon noch Spaß." Auch wenn es als zweifacher Familienvater nicht immer einfach sei, alles unter einen Hut zu bekommen. Aber seine Söhne Jordan (14) und Julien (9) laufen auch, der ältere versucht sich mittlerweile auch an Triathlons. Ein Einkaufsbummel in Freiburg startet dann auch gerne so, dass Papa Jochen die rund 30 Kilometer joggt und Sohn Jordan ihn auf dem Rad begleitet und Getränke bereithält. Treffpunkt der Familie ist dann im Stadtteil Herdern, wo die Sportler sich umziehen, um dann in die Innenstadt zu gehen. "Man gewöhnt sich dran", sagt Simone Lehmann zu dem nicht ganz alltäglichen Familienleben, immerhin ist ihr Mann am Wochenende auch manchmal fünf, sechs Stunden mit dem Rad unterwegs.

 Es gibt günstigere Hobbys

Nicht zu vergessen auch die Zeit, die er an seinem High-Tech-Drahtesel schraubt. Denn so ein Triathlonrad will gepflegt werden, schließlich kostet ein gutes schnell so viel wie ein Kleinwagen. Und generell: Jochen Lehmanns Hobby ist kein günstiges. Startgelder, Equipment und Unterkunft bei den Wettkämpfen in ganz Deutschland und Europa summieren sich schnell. Denn Sponsoren hat der Hobby-Athlet keine, alles wird selbst finanziert.  

Knackt Lehmann die Zehn-Stunden-Marke?

Auch deshalb will er die Zeit auf Hawaii genießen, eine strikte Zeitvorgabe für das Rennen hat er sich nicht gesetzt. Ob er die Zehn-Stunden-Marke knacken kann, fällt ihm aufgrund der unbekannten klimatischen Bedingungen schwer vorherzusagen. "Nach sechs Stunden wäre ich gerne vom Rad unten", sagt er. Dann hätte er noch vier Stunden für den Marathon. Das sollte machbar sein. Und wenn nicht, wäre es kein Drama. Denn zumindest das Wissen, auf der bekanntesten Triathlon-Strecke der Welt unterwegs gewesen zu sein, wird ihm keiner mehr nehmen.