Bringt Verbands- und Landesliga-Erfahrung mit in die Kreisliga A Süd: Grafenhausens Spielertrainer Jan Brunner, der für die Planungen beim SVG eine wichtige Rolle spielt. Foto: Künstle

Gute Trainer sind oft rar, gute Spieler ebenfalls. Viele Vereine in der Kreisliga A machen daher aus der Not ein Tugend und setzen auf Spielertrainer, die mit ihrer Erfahrung die Teams weiterbringen und gleichzeitig erste Schritte als Coach machen können.

Was im Profifußball extrem selten ist, gibt es in den Amateurklassen immer wieder: Spielertrainer. In Personalunion sind sie Coach und Kicker gleichermaßen – und haben selbst in der Hand, ob sie es in die Startelf schaffen. Was auf den ersten Blick cool und spannend gleichermaßen wirkt, ist oft mit ordentlich Stress und Multitasking verbunden.

Auffällig ist in dieser Saison, dass sehr viele Teams einen spielenden Trainer haben. Vor allem die Vereine der Kreisliga A haben sich im Sommer auf der Trainerposition namhaft mit erfahrenen Kickern verstärkt, die gleichzeitig auch Trainer sind. Einer davon ist der Kippenheimer Ümit Sen, früher in der Verbandsliga beim SC Lahr und dem Kehler FV als Leistungsträger aktiv war und seit dem Sommer drei Ligen drunter als Spielertrainer beim SC Orschweier. "Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe", sagt er selbst über seine Doppelfunktion. Mit der niedrigeren Liga hat er kein Problem. Im Gegenteil: Ein Spielertrainer-Engagement in einer höheren Liga kam für den Trainer-Novizen noch nicht in Frage.

Beim SCO kann er nun die ersten Schritt im Trainergeschäft gehen und gleichzeitig weiter Fußball spielen. In den Einheiten versuche er auch, alle Übungen mitzumachen, um weiter fit zu bleiben. Bis er in seine neue Rolle hereingewachsen ist, wird er wohl noch ein paar Wochen brauchen. "Es ist spannend, weil ich noch in der Findung bin. Ich muss die Balance finden zwischen Ümit Sen als Trainer und als Spieler", sagte er vor dem ersten Saisonspiel. Dieses lief aus Sens Sicht gleich doppelt positiv. Seine Mannschaft gewann gegen den Aufsteiger FV Biberach – übrigens auch mit Spielertrainer Nico Schlieter unterwegs – mit 4:0. Und Sen erzielte zwei Treffer.

Das dürfte wohl auch ein wichtiges Argument sein, warum in der Kreisliga A Süd so viele Vereine auf Spielertrainer setzen. Denn so bekommen sie Fußballer in ihren Kader, die oftmals zu gut sind für die Liga. Als Spielertrainer jedoch können sie wertvolle Erfahrungen sammeln, um nach der aktiven Karriere weiter als Coach tätig zu sein – dann vielleicht auch in höheren Ligen.

Genau diese Intention hatte man auch beim Liga-Konkurrenten SC Kappel, der seit dem Sommer sogar von einem Spieltrainer-Duo betreut wird. Yasin Ilhan (vorher SC Lahr und FV Langenwinkel) und Marc Stubert vom SV Rust sind künftig für die sportlichen Geschicke am Rhein zuständig. "Wir brauchen Spieler", erklärt der Vorsitzende Oliver Reichelt die Verpflichtung. Mit den beiden Offensivkräften – für beide ist der SCK die erste Trainerstation – konnte man so zwei starke Spieler sichern. Den ersten Wermutstropfen gibt es jedoch bereits: Ilhan ist derzeit noch verletzt und steht daher "nur" an der Seitenlinie.

Auch Jan Brunner, der in sein zweites Jahr beim SV Grafenhausen geht, ist ein Beispiel für die Verstärkung des Kaders. Immer wieder trifft der Verbands- und Landesliga-erfahrene Spieler, gerne auch in entscheidenden Phasen. Über seine Person gab es daher im Sommer überhaupt keine Diskussionen, er sitzt beim SVG felsenfest im Sattel und ist ein wichtiger Baustein in der sportlichen Planung.

Mit Ivelin Momchilov von der SG Nonnenweier-Allmannsweier und Jonathan Kalt von der SG Dörlinbach-Schweighausen setzen weitere A-Ligisten auf Spielertrainer, von den acht Clubs aus dem LZ-Verbreitungsgebiet haben also fünf Stück ihren Coach auch auf dem Feld, beim Aufsteiger FV Dinglingen unterstützen zudem die beiden erfahrenen Artjom Scheibel und Pavel Korobkin den Chefcoach Andrej Zerr als spielende Co-Trainer. Dem fußballerischen Niveau der Spielklasse, die in diesem Jahr so ausgeglichen wie selten ist, dürfte das sicher keinen Abbruch tun.

SC Lahr setzt auf einen spielenden Co-Trainer

Auch in den höheren Ligen wurde in der vergangenen Zeit vermehrt auf spielende Coaches gesetzt – nicht selten auch als Co-Trainer. So waren beim Verbandsligisten SC Lahr Kapitän Johannes Wirth und Martin Weschle kurzzeitig in dieser Funktion tätig, seit dem Sommer ist Violand Kerrelaj in dieser Position der verlängerte Arm von Cheftrainer Domenico Bologna.

Und Oberligist Offenburger FV hat mit Marco Petereit die Vereinslegende als spielenden Co-Trainer installiert. Bei beiden Spielern dürften die Verantwortlichen auch die Zukunft im Kopf gehabt werden. "Violand spielt schon seit zehn Jahren in unserem Verein und gehört zu einem der besten Mittelfeldspielern der Liga", hatte SC-Sportvorstand Petro Müller bei der Verpflichtung gesagt. Dass man den extrem erfahrenen spielenden Co-Trainer auch nach dessen aktiver Karriere gerne im Verein hätte, ist anzunehmen.