Wer an der Arbeit das Handy immer griffbereit hat, gerät schnell in Gefahr, sich ablenken zu lassen und dadurch weniger produktiv zu sein. Experte Martin Geiger erklärt, wie man im Job und in der Freizeit produktiver sein kann. Foto: Köhler

Medien: Acherner Experte Martin Geiger über Ablenkung und Fremdbestimmtheit

Achern - Social Media ist aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Doch so viele Vorteile die Vernetzung hat, so viele Gefahren birgt sie auch. Wie man Ablenkung und Fremdbestimmtheit vermeiden kann, erklärt der Acherner Experte Martin Geiger.

Ein Totalausfall von WhatsApp, Instagram und Facebook wie am vergangenen Montag ist für einige ein Horror-Szenario. Zeitmanagement-Experte Martin Geiger aus Achern jedoch ist sich sicher: Dieser Ausfall war ein Segen für die Produktivität. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er, wie man seine Zeit auf der Arbeit produktiver nutzt und wie man in der Lebensgestaltung besser auf sich achten kann.

"Die Weiten des Netzes zerstreuen unsere Konzentration und Aufmerksamkeit", schildert Geiger. Für sein neuestes Buch habe er recherchiert, dass wir im Laufe unseres Lebens acht Jahre mit Whatsapp-Nachrichten oder Instagram-Storys verbringen und damit die Zeit "völlig verplempern". Besonders an der Arbeit werde dies zum Problem, da wir uns durch das Smartphone und die "Sucht nach sozialen Netzwerken" zu leicht ablenken lassen – und damit eben nicht mehr effizient arbeiten.

Nach einer "Störung von außen" – also einer Mail oder einem Anruf – bräuchten wir 25 Minuten, um wieder so konzentriert zu sein wie zuvor, so der 52-Jährige. Wenn wir durch den Griff ans Smartphone diese Störungen sogar selbst verursachen, sei das Gift für unsere Produktivität. Wie sollte man also Social Media konsumieren? "Bewusst und nach getaner Arbeit", sagt Geiger. "Wenn ich mir 15 Minuten Zeit nehme und mich als Belohnung berieseln lasse ist das kein Problem". Man könnte es mit einem Gang zur Kaffeeküche gleichsetzen. Jedoch sei das Handy auf dem Schreibtisch deutlich präsenter und die Ablenkungsgefahr damit höher. "Nur Sex und Essen haben höheres Suchtpotenzial als Social Media", so der Experte. Er empfiehlt: "Erst kreieren, dann konsumieren", also erst produktiv sein und sich dann belohnen. So ließe sich Social Media in den (Arbeits-)Alltag einbauen.

Eine gute Option sei auch immer, das Handy außerhalb der Sichtweite zu platzieren – nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn". Idealerweise brauche es 15 Sekunden, um es zu holen. Dann könnten wir leichter darauf verzichten.

"Work-Life-Balance" ist ein fehlerhaftes Konzept

Geiger, der sich selbst als "Effizientertainer" – eine Zusammensetzung aus "effizient" und "Entertainer" – bezeichnet, versucht den Menschen auch zu vermitteln, wie sie ihr Leben gestalten können, um möglichst gesund, glücklich und stressfrei zu sein. Seine Empfehlung: Nicht von Tag zu Tag sondern von Woche zu Woche zu planen und alle Termine, die einem wichtig sind, in den Kalender eintragen. So könnte man vermeiden, dass man Vorsätze wie Sport machen oder sich mit Freunden treffen, die vielleicht keine Dringlichkeit haben, immer wieder verschiebt.

Das Konzept der "Work-Life-Balance" mit Arbeit und Leben als gegenteilige Pole findet Geiger "Quatsch". Die Arbeit sei stets Teil des Lebens. Zudem gebe es nicht nur diese zwei Bereiche, sondern sechs: Gesundheit, Arbeit, Finanzen, Beziehungen, Persönlichkeit und Freizeit. Für diese sollte man versuchen, jeweils wöchentlich etwas zu tun und dies im Vorfeld zu planen. "Vielleicht gehe ich wenigstens einmal Laufen für meine Gesundheit, gehe mit Freunden ins Kino, lese ein Buch oder schaue ein Tutorial für meine Persönlichkeit", gibt Geiger Beispiele. Diese "Eckpfeiler" sollte man sich dann in den Kalender schreiben. So könne man sich "mehr Urlaub in seinen Alltag" holen.

Zusammenfassend sei es von entscheidender Bedeutung, Dinge bewusst zu tun, um selbstbestimmter zu agieren und Ablenkungen durch vor allem Social Media zu vermeiden. Denn, da ist sich Geiger sicher: "Niemand wird am Ende seines Lebens bereuen, nicht mehr Zeit auf Instagram verbracht zu haben."

Martin Geiger wurde 1968 in Nürnberg geboren und lebt nun in Achern. Mehr als zwölf Jahre war er selbstständiger Unternehmer in der Finanzdienstleistungsbranche. Dabei hat erlernt, wie wichtig es ist, effizient zu arbeiten, um 14-Stunden-Tage zu vermeiden. Heute ist Geiger Produktivitäts-Coach, Vortragsredner und Buchautor. Sein neuestes Buch "33 unfehlbare Wege, sein Leben zu verplempern" kam im Januar 2019 auf den Markt.