Foto: bk

195 Mitarbeiter betroffen / Azubis hoffen auf Übernahme in anderen Werken

Achern (sad) .Aus, Schluss, vorbei: Nach »langem Kampf« wie es die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie Karlsruhe formuliert, müssen sie sich der Firmenleitung geschlagen geben: Der Standort der O-I-Glasspack in Achern wird geschlossen.
Betroffen sind 195 Mitarbeiter – weitere 65 Angestellte waren bereits im September entlassen worden. Etwa 15 Auszubildende hoffen nun, dass sie mit Hilfe und Unterstützung der IG Bergbau entweder bei einem Konkurrenz-Werk oder bei einem anderen Werk der O-I-Glasspack in Deutschland unterkommen können.
»Das Problem ist, dass hier in der Region und in Deutschland generell der Beruf des Glasmachers nicht mehr sehr häufig als Ausbildungsberuf angeboten wird«, erklärte Karsten Rehbein, Gewerkschaftssekretär der IG Bergbau, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Alle anderen Azubis, etwa für die Berufe des Elektrikers oder des Mechatronikers, könnten auch bei anderen, branchenfremden Unternehmen einen neuen Job finden – für die Glasmacher-Azubis hingegen sehe es nicht so gut aus. Die Gewerkschaft hoffe, die jungen Menschen durch einen Verbund mit benachbarten Unternehmen auffangen zu können. Außerdem sei die Gründung einer Transfergesellschaft in Planung.
Angefangen habe, so Rehbein, alles bereits schon vor den großen Sommerferien: Von den mehr als 40 regionalen Niederlassungen und Produktionswannen der Firma O-I-Glasspack in ganz Europa waren bis Mitte des Jahres wegen Überkapazitäten zehn Produktionswannen ganz oder temporär geschlossen worden.
Als Produktionswanne wird ein Behälter bezeichnet, in dem das Glas vor der Weiterverarbeitung geschmolzen wird. Eine Wanne fasst zwischen 200 und 400 Liter Glas.
In Achern standen zwei Wannen – Nummer drei und Nummer vier. Wanne Nummer drei war bereits im September geschlossen worden – komplett und für immer. Wanne Nummer vier sollte eigentlich nur zeitlich begrenzt vom Produktionsverfahren ausgeschlossen werden – jetzt ist sie doch ganz weg.
Ein Schritt, der von den Betriebsräten, so die IG Bergbau schon lange befürchtet worden sei. Gestern, Mittwoch, wurde er dann wahr. Der Standort Achern gehöre, nicht nur wegen seiner strategischen Lage in der Nähe wesentlicher Absatzmärkte, zum »Tafelsilber«, so Rehbein. Auch die Produktivität des Werkes sei in der Vergangenheit immer mit sehr gut bewertet worden.
Dass die Konzernleitung nicht auf die Rettungsversuche und Hilfsangebote der IG Bergbau eingegangen sei lasse befürchten, »dass der Vorstand nie ein anderes Ziel als die Stilllegung des Standortes verfolgt hat«, mutmaßt die Bezirksleiterin der IG BCE Karlsruhe, Katy Hübner.
Was genau dann jetzt mit den restlichen Mitarbeitern passiert, steht folglich noch nicht fest. Ihnen bleibt wohl nur die Hoffnung.