Pfarrer Christoph Nobs soll die Seelsorgeeinheit zum Monatsende verlassen. (Archivfoto) Foto: Beule

Die Tatsache, dass Pfarrer Christoph Nobs die Gemeinde Hausach-Hornberg verlassen muss, schlägt hohe Wellen. Allein auf dem Hausacher Wochenmarkt haben 364 Menschen mit ihrer Unterschrift ihren Unmut bekundet.

Hausach - Ingesamt sind bis Montagvormittag sogar an die 500 Unterschriften zusammengekommen, berichtet die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Monika Tschersich.

So wehren sich die Gläubigen:

Die Aktion sei recht spontan ohne Ankündigung initiiert worden, um so überraschender sei der Zulauf gewesen. Es habe sich schnell herumgesprochen. Menschen jeden Alters hätten sich in der Schlange angestellt, von Kindern und Jugendlichen bis zu Senioren mit Rollator. Es hätten sich immer wieder Grüppchen gebildet, in denen beispielsweise über den Wert der Kirche diskutiert wurde. "Die Menschen sind verständnislos, empört, traurig oder wütend, es ist die ganze Gefühlspalette", schildert Tschersich ihren Eindruck. Und auch evangelische Christen hätten gefragt, ob sie unterschreiben dürfen.

Dagegen richtet sich der Protest:

Der Protest der Unterschreibenden gilt "der Erzdiözese Freiburg in Bezug auf das Handeln gegenüber Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in der katholischen Kirche", zitiert Tschersich das Schreiben. Für die Diözese handele sich nicht um eine Entlassung Nobs sondern um die Beendigung der Probezeit. Das Arbeitsrecht würde das "normalerweise hergeben", bestätigt Tschersich. "Aber wir leben nicht mehr im Mittelalter, so kann man nicht mit Menschen umgehen", erklärt die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. "Pfarrer Christoph Nobs ist seit dreieinhalb Jahren da und nach unserem Wissen wurde er nicht von der Diözese eingeladen, um ein Zielvereinbarungsgespräch zu führen". Der Pfarrgemeinderat sei in keinster Weise gehört worden, obwohl "wir einen detaillierten Bericht hätten abgeben können". Als Tschersich und ihr Stellvertreter Uwe Faller in Freiburg intervenieren konnten, sei es schon zu spät gewesen, es sei nichts mehr zu machen gewesen. Dazu dass sich Gemeindemitglieder bei der Erzdiözese gegen Nobs verwandt hätten, sagt sie: "Negative Kritik darf man äußern, aber dann da wo sie hingehört, also in dem Fall bei Pfarrer Nobs."

So geht die Aktion weiter:

Die Unterschriften-Aktion werde noch die ganze Woche über weiterlaufen, entsprechende Listen sollen in den vier katholischen Kirchen in Hausach (St. Mauritius), Gutach, Hornberg und Hornberg-Niederwasser ausgelegt werden. Auch in den Kitas und in Geschäften sollen die Listen ausgelegt werden. "Wir wollen ein breites Publikum erreichen", informiert Monika Tschersich. Alles in allem befürchtet die Pfarrgemeinderatsvorsitzende einen immensen Schaden für die Kirche in der ganzen Region.

So viele Kirchenaustritte gibt es seit dem Eklat:

Der Schaden ist schon allein an den Kirchenaustritten zu sehen: In der vergangenen Woche sind acht Katholiken aus Hausach aus der Kirche ausgetreten sind, bis Montagmittag waren es insgesamt 13 und sieben weitere haben bereits Termine für den Kirchenaustritt vereinbart. In Gutach und Hornberg lagen bis Montagmittag keine Austritte vor, aber dort ist der Anteil der Katholiken

So äußert sich die Erzdiözese:

Die Erzdiözese bestätigte gestern auf Anfrage des Schwarzwälder Boten die Information, dass auf Christoph Nobs zum 1. Oktober Pfarrer Jürgen Grabetz als Kooperator folgt (siehe Info). Leitender Pfarrer in beiden Seelsorgeeinheiten wird ab 28. Oktober Pfarrer Michael Lienhard. Die Vertretung zwischen Juli und Oktober übernimmt Dekan Matthias Bürkle. Die Entscheidung für Grabetz begründet die Erzdiözese allerdings nicht, aus Persönlichkeits- und Datenschutz-gründen, wie sie sagt. Zu den vermehrten Kirchenaustritten schreibt sie: "Ein Kirchenaustritt drückt die vollständige Abkehr von der Gemeinschaft der Katholischen Kirche aus. Wir gehen deshalb davon aus, dass jeder Austritt gut überlegt und begründet ist. Das bedauern wir sehr, und zwar in jedem einzelnen Fall, respektieren es aber."

Jürgen Grabetz war bis März dieses Jahres Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Hockenheim. Wie das Dekanat Wiesloch bekannt gab, wurde Grabetz beurlaubt, weil der Verdacht der Untreue besteht, den Grabetz selbst dem Erzbischof gegenüber angezeigt hatte. Auch der Staatsanwaltschaft lag zu diesem Zeitpunkt eine Selbstanzeige vor. "In der Absicht, Bedürftigen zu helfen, hat er nach eigenen Angaben zunächst private Gelder eingesetzt, später auch Finanzmittel der Seelsorgeeinheit. Im Raum steht der Verdacht der Veruntreuung; eine persönliche Bereicherung habe nicht stattgefunden, heißt es auf der Internetseite des Dekanats. Nichtsdestotrotz habe Grabetz sich viele Jahre positiv in der Seelsorgeeinheit gewirkt: "Mit großem Engagement, und mit klarer Meinung und Position hat er sich für unseren Glauben sowie für ein gutes Zusammenleben in unserer Kirche und darüber hinaus eingesetzt", heißt es.