Die Wohngebäude im "Eichert" stammen aus dem 1960er-Jahren. Sie sollen jetzt nach und nach abgerissen werden. Foto: Schabel

Die Modernisierung des 60er-Jahre-Quartiers "Im Eichert" soll in diesem Jahr beginnen. Der Gemeinderat hat das städtische Vorzeigeprojekt jetzt auf den Weg gebracht. Fast 300 Wohnungen sollen im Lahrer Westen neu gebaut werden.

In der Ratssitzung ging es konkret um den Entwurf für den ersten Bauabschnitt, den die Mitglieder einstimmig genehmigt haben. Damit können die Erschließungsarbeiten ausgeschrieben werden. Anfang des vierten Quartals soll mit den Hochbauarbeiten begonnen werden.

Das Projekt hat einen jahrelangen Vorlauf, es hatte auch einen Ideenwettbewerb unter Beteiligung der Anwohner gegeben. In diesem Jahr soll es also ernst werden und die Modernisierung des Quartiers starten. Als Vorbild gilt der Kanadaring, dieses Wohngebiet wurde ebenfalls kräftig aufgemöbelt, verbunden mit einer generellen Imageaufbesserung.

Im Lahrer Westen geht es um neun größere Wohngebäude, die rund fünf Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Die Wohnungen sind zwar gefragt, in erster Linie weil sie günstig sind – jedoch: Von einem modernen Standard ist man dort sehr weit entfernt. Einzelne Zimmer werden noch mit Holzöfen beheizt, die Bäder sind klein, die Wohnungen insgesamt eng dimensioniert. Einzelne Drei-Zimmer-Wohnungen dort bringen es auf kaum 50 Quadratmeter. In der Vorlage für den Gemeinderat ist denn auch recht unverblümt von "gravierenden baulichen Missständen" die Rede.

In einigen Zimmewird noch mit Holz geheizt

Mit vernünftigem Aufwand sind die Häuser dort nicht mehr zu modernisieren. Sie abzureißen und neu zu bauen ist viel wirtschaftlicher. Insgesamt knapp 300 Wohnungen sollen dabei in dem Bereich am Stadtrand neu entstehen, schöner, moderner – trotzdem sollen die Menschen aus dem Eichert sie sich auch künftig leisten können. Denn die Bewohner des Quartiers fühlen sich dort wohl, manche leben schon seit Kindesbeinen dort. Der Zusammenhalt ist groß, wie zu hören ist. Ziel sei es, die bisherigen Bürger dort auch weiter unterzubringen.

Die bisherigen Gebäude gehören der städtischen Wohnbau GmbH, die auch einen großen Teil der neuen Wohnungen errichten soll. Dabei soll das Quartier stufenweise umgebaut werden: Die alten Gebäude werden nicht auf einmal abgerissen, sondern nach und nach. Das gesamte Abriss- und Neubauprojekt soll deshalb bis 2028 dauern. Wobei die ersten Mieter aber schon viel früher – die Rede ist vom Winter 2023/24 – in ihre neuen Häuser einziehen können sollen.

Entstehen sollen dabei geförderte und mietpreisgedämpfte Wohnungen, die auch für sozial eher schwache Menschen bezahlbar sind. Neben städtischen Mietwohnungen sind auch Eigentumswohnungen geplant.

Für das neue Quartier sind insgesamt eine Menge Themen zu bearbeiten, zum Beispiel auch Verkehr, Wasser- und Energieversorgung. Der Gemeinderat hat am Montag so auch der geplanten Entwässerung für das Gesamtgebiet und der Vorplanung der öffentlichen Freiflächen zugestimmt. Vorgesehen ist unter anderem ein 1800 Quadratmeter großer Spiel- und Treffplatz für junge und ältere Quartiersbewohner.

Neue Straßen müssen ebenfalls verlegt werden, südlich der Kita Don Bosco soll etwa die neue Schutterallee verlaufen, die als Geh-/Radweg ausgebaut werden soll. Im Rathaus stellt man sich das Sanierungsvorhaben als Musterprojekt für Lahr vor, wobei auch auf das Klima geachtet werden soll. So wird in der Ratsvorlage die "Durchgrünung des Gebietes" hervorgehoben, das auch mit zeitgemäßen Mobilitätsangeboten – Bus, Bikesharing, Carsharing – ausgestattet werden soll.

Die Menschen sollen möglichst im Quartier bleiben, künftig aber bessere Bedingungen vorfinden. Die grundsätzlichen Voraussetzungen dafür sind gut, ist man im Rathaus überzeugt – das Wohnquartier ist ruhig gelegen, es gibt dort den Don-Bosco-Kindergarten, der Zusammenhalt in der Bevölkerung sei groß, heißt es. Mit den Lebensbedingungen soll nun auch der Ruf des Viertels aufpoliert werden.

Im Herbst geht's los mit dem ersten Bauabschnitt

Die Planung sieht so aus, dass im dritten Quartal 2022 zunächst die neue Straße "Eichertsgrund" gebaut wird, die den ersten Bauabschnitt erschließen soll. Sie beginnt mit einer neuen Einmündung an der Flugplatzstraße und verläuft entlang des Don-Bosco-Kindergartens in Richtung Westen. Der Reihe nach und in mehreren Jahren soll dann der Wohnungsbestand im Eichert abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, in denen es sich besser und moderner leben lässt.

Wie das alles finanziell zu Buche schlägt, ist offen, die "Gesamtkostenbetrachtung" sei derzeit noch nicht darstellbar und soll im Februar vorgelegt werden, informiert die Stadt in der Ratsvorlage.

Das Wohngebiet am Ende der Flugplatzstraße in Richtung Hugsweier erhält nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch einen neuen Namen: Gartenhöfe – diese Bezeichung wurde in der Ratssitzung am Montag bereits verwendet. Damit heißt es jetzt also Gartenhöfe – und nicht mehr wie bisher Quartier Lahr-West.