Die diesjährige Erdbeersaison erweist sich als besonders schwierig, die Erzeuger haben mit einer drastischen Mengenüberlastung zu kämpfen, berichtet der Obstgroßmarkt Mittelbaden. Das Problem: Sowohl deutsche als auch ausländische Ware trafen auf dem Markt aufeinander. Foto: Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer

Nach vier Jahren mit roten Zahlen hat der Obstgroßmarkt Mittelbaden 2021 mit einer "schwarzen Null" abgeschlossen. Und das trotz Frostschäden und Nässe. Der Umsatz lag bei 28 Millionen Euro, 23 679 Tonnen Obst wurden umgesetzt.

Oberkirch - Geschäftsführender Vorstand Ulrich Dahm sprach bei der sechsten ordentlichen Generalversammlung des Obstgroßmarkts (OGM) in der Erwin-Braun-Halle in Oberkirch von "dramatischen Mengenrückgängen" nach schlimmen Frost-Ereignissen 2021. Beim Beerenobst hatte der OGM im geschützten Anbau sehr gute Preise erzielen können. "Hinten raus gingen die Preise erwartungsgemäß nach unten."

Noch eklatanter stellte sich der Verlust beim Steinobst dar. Kirschen und Zwetschgen waren stark Frost geschädigt. Und beim Kernobst – Äpfel ist der Hauptposten – waren es Frostschäden und die kühle und nasse Witterung, die den Ertrag geschmälert hatten. Auch in der Sortierung blieb das Kernobst unter den Erwartungen. Geerntet wurden "deutlich kleinere Äpfel", die am Markt schlechter abzusetzen sind.

Einschläge bei den Kosten gab es – wie überall – im Energiebereich und beim Verpackungsmaterial. Um die Erträge zu steigern, wurde die eigene Packstation erweitert. "So können wir beim Lebensmitteleinzelhandel unser Engagement als Direktlieferant weiter ausbauen und erzielen so eine größere Wertschöpfung."

Erdbeersaison bringt "Mengenüberlastung"

Die Balance zwischen festangestellten Mitarbeitern, Aushilfen und Teilzeitkräften gestalte den Personal-Pool jetzt sehr flexibel, so dass auf kurzfristig eingehende Aufträge schnell reagiert werden könne, berichtet der scheidende Vorstandsvorsitzende Wendelin Obrecht.

Durch weitere Einsparungen durften sich die rund 1200 Mitglieder über stabile Auszahlungen freuen. Der OGM schreibt sogar ein kleines Plus in der Bilanz. Das ist auch einer neuen Organisationsstruktur zu verdanken, die der neue Geschäftsführende Vorstand Ulrich Dahm ab dem 1. Oktober umgesetzt hatte, heißt es dazu in einer Mitteilung des Großmarkts. Die drei Säulen Vertrieb, Betrieb und Erzeuger hätten neue Verantwortlichkeiten geschaffen, die effizientere Ergebnisse generierten.

Erfolge zeigten sich in der jetzt schwierigen Erdbeersaison, die mit einer drastischen Mengenüberlastung am Markt zu kämpfen hatte, da ausländische und deutsche Ware zusammentrafen. "Durch unsere neuen Strukturen konnten wir Mengenanlieferung und Verkauf deutlich gezielter steuern und hatten dadurch fast an jedem Tag die Halle leer." Auch der OGM registriert beim Verbraucher eine "deutliche Kaufzurückhaltung", wie Obrecht betonte. Der Bürger habe angesichts der enormen Preissteigerungen weniger Geld und halte dieses zusammen. "Wir stellen uns auf eine herausfordernde Vermarktungskampagne ein", so Obrecht.

Geschäftsführer appelliert an Endkunden

Alle Redner, auch Aufsichtsratsvorsitzender Markus Grimmig, appellierten an die Erzeuger, ihre Mengen per App klar und deutlich zu kommunizieren. Repräsentative Meldeergebnisse seien unverzichtbar, wolle der OGM für die Erzeuger akzeptable Preise erzielen. Heute liefern deutlich weniger Erzeuger, aber dafür größere Betriebe Obst zur OGM. Die Erdbeersaison geht dem Ende entgegen. Täglich werden bereits Kirschen, Heidelbeeren, Himbeeren und Stachelbeeren angeliefert. "Der Verbraucher hat das Steuer in der Hand", appelliert Dahm an das Kaufverhalten der Verbraucher, doch der heimischen Ware den Vorzug zu geben. Zum Jahresende kündigte Dahm die Aktivierung der Vertriebs-Genossenschaft an, um auch als Handelspartner für Nichtmitglieder attraktiv zu sein.

Ausschuss wird verkleinert

In Vorstand und Aufsichtsrat gibt es Veränderungen. Wendelin Obrecht und Erich Kiefer stellten sich nicht mehr zur Wahl. Damit sinkt auch die Anzahl der ehrenamtlichen Vorstände von vier auf zwei. Martin Bähr aus Oberkirch ist für den Posten des Vorstandsvorsitzenden gesetzt. Dies muss jedoch noch vom Aufsichtsrat bestätigt werden. Franz Kurz aus Achern soll sein Stellvertreter werden. Ebenfalls um eine Person verringert wurde der Aufsichtsrat von zwölf auf elf Ehrenamtliche. Markus Beathalter aus Offenburg ist ausgeschieden, sein Platz wird nicht neu besetzt. Damit folgt die OGM einer Empfehlung des Verbands, die Gremien zu straffen, um die Effizienz zu erhöhen. Einstimmig wieder gewählt wurden von der Versammlung Vorstandsvorsitzender Markus Grimmig aus Oberkirch-Zusenhofen, Thomas Schmitt aus Bühl und Stefan Sester aus Oberkirch.

Silberne Ehrennadel

Für sein langjähriges Engagement in den Gremien erhielt Wendelin Obrecht die Silberne Ehrennadel des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands. Obrecht wirkte 27 Jahre im OGM, davon 20 Jahre als deren Vorstandsvorsitzender. Ebenfalls mit der Silbernen Ehrennadel wurden die Verdienste von Erich Kiefer aus Ortenberg gewürdigt.