Das Messgerät – hier in der Moltkestraße – ist von vorne als Anhänger getarnt. Foto: Schabel

Seit Mitte September setzt die Stadt einen hochmodernen Messanhänger ein, der zur neuen Geheimwaffe gegen Temposünder werden soll. Bisher geht der Plan voll auf.

Lahr - Mittwoch, gegen 12 Uhr in der Moltkestraße. Hier gilt Schrittgeschwindigkeit, an die sich beim Besuch unserer Redaktion die wenigen Autofahrer, die dort gerade unterwegs sind, auch brav halten. Aus Respekt vor dem mobilen Messgerät, das am Straßenrand steht? Zu übersehen ist das Teil jedenfalls nicht – allerdings ist es auch getarnt. Von vorn sieht es aus wie ein Anhänger, bei dem die Räder vergessen wurden, von hinten wie ein Eisberg.

Der mobile Blitzer hat es in sich, und damit ist nicht nur das Aussehen gemeint. Das Gerät, das in der Amtssprache "Vollstreckungsanhänger" genannt wird, ist ein Alleskönner: gute Tarnung, Vandalismus-sicher – und es kann tagelang alleine bleiben. Ist der Anhänger an einer Stelle platziert, funktioniert das System automatisch.

"Super-Blitzer" kostet 200 000 Euro

Seit Mitte September hat die Stadt den "Super-Blitzer" praktisch rund um die Uhr im Einsatz. Seither wurde er an sechs verschiedenen Stellen in Lahr (Seminarstraße, Dinglinger Hauptstraße, Stefanienstraße, Werderstraße, Eichholzstraße und Moltkestraße) postiert – jeweils an neuralgischen Punkten, etwa in der Nähe von Schulen.

Auch in der engen Moltkestraße waren am Mittwochmittag Kinder unterwegs – Schüler der Luisenschule auf dem Nachhauseweg. Der Blitzer sollte dazu beitragen, dass sie dabei sicher sind.

Die erste Bilanz: In gut sechs Wochen hat der neue Blitzer in Lahr mehr als 1.400 Tempoverstöße erfasst, die meisten davon in der Dinglinger Hauptstraße auf Höhe des Kindergartens. Insgesamt ergibt das mehr als 30 Verstöße pro Tag. Damit sieht es danach aus, dass sich das Gerät amortisiert, denn die Stadt hat es für jährlich 71.000 Euro geleast. Nach drei Jahren bestehe die Möglichkeit zur Übernahme des Blitzers, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Der Neupreis liegt bei 200.000 Euro.

Gerät kommt im gesamten Stadtgebiet zum Einsatz

Das 1,2 Tonnen schwere Gerät soll dank neuester Lasermesstechnik sicherer als herkömmliche Radargeräte das Tempo von Autos und Lkws messen. Fährt jemand zu schnell, löst die Kamera aus, Fahrer sehen dann die typische rote Blitzlampe. Für einen starken Schutz gegen Vandalismus sorgt eine gepanzerte Hülle, die schussfest und wasserdicht ist. Zudem enthält die Ausstattung eine Alarm- und Brandschutzanlage.

Lucia Vogt, die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, sagt auf LZ-Nachfrage: "Verkehrslärm und überhöhte Geschwindigkeiten verursachen Belastungen und Gefährdungen." Man erhalte immer wieder Rückmeldungen von Menschen, die sich von der Stadt mehr Kontrollen wünschen. "Der mobile Blitz-Anhänger hat den großen Vorteil, dass wir ihn an unterschiedlichen Standorten im Stadtgebiet einsetzen und dadurch in der Fläche wirksam präsent sein können."

Info: Wo steht das Gerät jetzt?

Der Textautor hat den Blitzer am Mittwoch in der Moltkestraße fotografiert, nachdem die städtische Pressestelle der LZ den aktuellen Standort genannt hatte. Autofahrer im Rest der Stadt sollten sich deshalb nun aber nicht sicher fühlen. In der Moltkestraße war der Blitzer nämlich nur bis Donnerstag postiert. Da er ganz einfach mit jedem Fahrzeug mit Anhängerkupplung bewegt werden kann, kann er jetzt schon in einer ganz anderen Ecke im Stadtgebiet stehen.

Kommentar: Abzocke?

Von Herbert Schabel

Tipp für alle Autofahrer in Lahr: Wer sich über ein komisches blassgrünes Gerät am Straßenrand wundert und sich fragt, was das sein könnte, lieber bleiben lassen und auf den Tacho achten. Denn wer an dem Ding schneller vorbeifährt als erlaubt, bekommt ein paar Wochen später die Rechnung. Solche unangenehme Knöllchen-Post ist zuletzt öfter verschickt worden – was für die Stadt umgekehrt bedeutet, dass sie mit dem Einsatz des High-Tech-Blitzers richtig lag. Denn bei mehr als 30 festgestellten Verstößen am Tag und einem durchschnittlichen Bußgeld von 20 Euro hat man die jährlichen Leasingkosten von 71.000 Euro schon nach wenigen Monaten wieder reingeholt. Manche Autofahrer empfinden das vielleicht als Abzocke – ist es aber nicht. Denn das sind alles Einnahmen aus den Portemonnaies von Temposündern, die vor Schulen und Kindergärten aufs Gaspedal drücken, statt Rücksicht zu nehmen. Alle, die Radar- und neuerdings Laserfallen als Wegelagerei ansehen, sollten sich überlegen, welche Zustände auf unseren Straßen ohne solche Kontrollen herrschen würden.