Mit einem kurzweiligen Programm voller Seitenhiebe begeisterte die Zunft ein gut gelauntes Publikum in der voll besetzten Festhalle. Foto: Jehle

Kurzweiliges Programm voller Seitenhiebe. Gut gelauntes Publikum in voll besetzter Festhalle.

Wolfach - Prickelnde Zirkusluft hat das närrische Wolfacher Volk am Freitagabend beim Zunftabend geschnuppert. Mit einem kurzweiligen Programm voller Seitenhiebe begeisterte die Zunft ein gut gelauntes Publikum in der voll besetzten Festhalle.

Musikalisch bereicherten mit der Narrenkapelle und eigens engagierten Zirkuskapelle gleich zwei Formationen den Abend. Bevor Narrenvater Hubert Kessler das zirzensische Feuerwerk eröffnete, überreichte das Narrenblättle-Team Spenden an Vertreter von Kindergärten, Grundschule und Narrenzunft als finanzielle Unterstützung des Narrensamens. Das Geld wurde aus dem Verkauf des Narrenblättle erzielt.

Dann hieß es: "Manege frei!" Nach dem triumphalen musikalischen "Einzug der Gladiatoren" galoppierte der kleine Narrenrat als Hengstparade über die Bühne. Bei der großartigen Dressurnummer bewies die Truppe mit sauberen Huflinien in Traversale und spanischem Schritt, dass auch das kleinste Zeichen ihres Dompteurs mit der "Saubloder" kapiert wird. Die fallen gelassenen Pferdeäpfel musste anschließend der melancholische Clown (Bernd Schillinger) aufsammeln, bevor er die Zuschauer mit umwerfenden Zaubereien in seinen Bann zog.

Dem Publikum wurde auch ein Blick hinter die Kulissen des Etablissements gewährt. Der Zirkusdirektor (Bernhard Stelzer) vermutet aufgrund des luxuriösen Bahnhofs und feudalen Rathauses viel Geld in Wolfach und verscherbelt den Zirkus für schlappe 14 Millionen Euro an Bürgermeister Thomas Geppert (Jochen Huber). Der ging nämlich Wahrsagerin Kesselina (Christian Oberfell) auf den Leim, die ihm in Koloratursopran-Stimme eine große Zukunft voraussagte: Geppert´s Regentschaft wird im Zeichen eines monumentalen Bauwerks, einem Oktagon am Wasser, stehen.

Im nunmehr städtischen Zirkus verleihen die Auftritte der "magischen Stäbchen" und die Tierschau mit allerlei raren Spezies dem kulturellen Leben Wolfachs neuen Glanz. Der zieht auch einen chinesischen Investor (Christian Eichinger) ins Tal, den Geppert allerdings verpasst und nur deshalb fließen die Millionen nach Bad-Rippoldsau.

Über die Ansiedlung neuen Gewerbes in Wolfach denken auch die Büttenredner aus Mainz (Jochen Huber und René Plaasch) nach. Das horizontale Gewerbe laufe immer, finden die beiden, und haben mit "Kultur im Schoß" auch schon den passenden Namen dafür. Marlies (Lena Wilhelm), Wilhelm (Andreas Schamm) und Theo (Mathias Kern) aus Oberwolfach philosophierten über "Hennedreck am Gütschkopf" und deshalb nicht zustande kommende Direkt-Stromleitungen zum Windkraftwerk.

"Was vom Leben übrig bleibt" räsonierten die "Kirchplatzschnallen" Adelheid (Heike Schamm) und Erika (Anja Kopp) in elegischer Manier. Höhepunkt des Abends war jedoch der "Todessprung" des Stadtoberhaupts ins Kinzigtalbad.

Bevor Geppert-Double Jochen Huber das akrobatische Bravourstück in Angriff nehmen konnte, tauchte zu seiner Verblüffung in dem großen Zuber der Haslacher Bürgermeister Heinz Winkler (Daniel Schrempp) auf, zu dem sich der Hausacher Schultis Manfred Wöhrle (René Plaasch) gesellte.

Geppert reklamierte zwar den Bottich für sich, doch bekam er zu hören, dass Wolfach "große Sprünge" machen wolle, dann aber "springen sie ab".

Winkler und Wöhrle fanden, dass das Schwimmbad dem Finanzfluss entsprechend einen angemessenen Namen wie "Zumbadewinkel" oder "Wöhrlemar" erhalten solle. Nach dem großen bunten Finale dankte der Narrenvater unter riesigem Applaus allen Mitwirkenden und besonders auch jenen, die hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf sorgten.