Aleksandra Mikulska, eine klavieristisch begnadete Pianistin von Weltrang. Foto: Schrader

Pianistin Aleksandra Mikulska beweist im Blauen Salon überragende Gestaltungskraft

Wolfach . Wohl kaum zuvor gab es im altehrwürdigen Blauen Salon im Wolfacher Rathaus solch einen Sturm der Begeisterung wie nach dem Klavierabend von Aleksandra Mikulska. Mit stehenden Ovationen feierten die rund 120 Zuhörer das Furioso dieser begnadeten polnischen Pianistin von internationalem Rang.

Jeder Anwesende hatte vom ersten Ton, den Mikulska aus ihrem Instrument hervorzauberte, an das Gefühl, an einem außergewöhnlichen Ereignis teilzuhaben, wie es sonst nur in den großen Konzertsälen Europas zu erleben ist. Die Pianistin begann den Abend mit drei Präludien von Karol Szymanowski, gefolgt von dessen Variationen op. 3. Schon hierbei zeigte sich sogleich Mikulskas überlegene, durchdachte Spielweise, die stets alle Stimmen mit ihren beiden Händen zu gleichberechtigten Partnern werden ließ.

Jedem Ton gab sie die ihm zustehende Bedeutung, nichts wird mit dezenter Zurückhaltung vor den Ohren des Publikums verborgen. So gelingt es Mikulska, die perlenden Läufe, den erregenden Charakter dieser in den frühen Impressionismus hineinleuchtenden Harmonien mit Nachdruck zu gestalten. Die klare Linienführung kommt dabei insbesondere auch den melancholischen Momenten sehr zugute, die bei anderen Pianisten zu oft mit einem zu viel an romantischem Schmelz verwaschen und ungenau in purer Langeweile verenden.

Kraftvolles Scherzo

Bei Chopins Polonaise As-Dur op. 53 wählte Mikulska einen sehr griffigen Interpretationsansatz, der die frappierende Modernität dieser Komposition mit ihrer fast schon mechanistischen Faktur zur Schau stellte – fern von verklärendem Virtuosentum, das allein auf Befriedigung des Künstler-Egos ausgerichtet ist. Genauso zupackend und kraftvoll geriet ihr das Scherzo b-Moll op. 31, allein dieser ungestüm aufbrausenden Musik verpflichtet.

Selbst dem von zu vielen Pianisten über die Maßen sentimentalisierte "Liebestraum" von Franz Liszt vermochte sie mit ihrer überragenden Gestaltungskraft neues Leben einzuhauchen.

Pulsierende Walzer

Diese kam auch dem eruptiven Charakter der "Soirées de Vienne" mit ihren pulsierenden Walzerrhythmen sehr entgegen. Nach den beiden Liedparaphrasen nach Schumann, "Widmung" und "Frühlingsnacht", setzte sie in Liszts Ungarischen Rhapsodien Nummer 5, 11 und 12 nochmals ihr überwältigendes Talent, ihr stürmisches Temperament, aber auch ihre zartfühlende Persönlichkeit auf den 88 Tasten in fulminanter Weise in Szene.

Mit zwei grandiosen Zugaben verabschiedete sich die geniale Pianistin von ihrem entzückten Publikum.