Dirigent Rolf Schilli mit den Musikeri, die bei Christoph Graupner Flötenkonzert brillierten Foto: Dorn

63 "Meister-Schüler" der Musikschule Offenburg/Ortenau geben Einblick in ihre Ausbildung

Knapp 200 Gäste konnten sich am Samstag in Wolfach einen Eindruck über die Ausbildung der Musikschule Ortenau verschaffen. Zweigstellenleiterin Kathrin Krichel hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Jugendsinfonie-Orchester buchen zu können.

Wolfach . Gut 4000 Jugendliche erlernen bei der Musikschule ein Instrument. Die 63 jungen Musiker, die in Wolfach auf der Bühne standen, taten dies stellvertretend für alle diejenigen Schüler, die mehr wollen und bereit sind, über das Üben für den Unterricht bei ihren Lehrern hinaus auf ihrem Instrument Meisterschaften zu erringen. Wo im Fußball durch Extraschichten im Training Aufstiege und Pokalsiege gefeiert werden können, bietet die Musikschule mit dem Wettbewerb "Jugend musiziert" die Möglichkeit, über das Winterhalbjahr als Solist oder im Ensemble mit maximal vier Spielern Meisterschaften zu erringen.

Die Meisterschaft im Sommer ist nicht minder hoch anzurechnen, gilt es doch, für die Probenarbeit am Freitagabend und am Samstagsvormittag in Offenburg so manchen Freibadbesuch zu opfern und manchmal weite Wege zurückzulegen. Die Ergebnisse konnten sich hören lassen.

Zur Eröffnung verteilten sich die Horn- und Posaunenregister hinter dem Publikum und bildeten mit den gut 40 Streichern auf der Bühne eine perfekte Klanginstallation.

Drei Sätze von Johann Sebastian Bach – im dritten Satz Allegro fingen die Celli und Kontrabässe perfekt die Ausflüge der beiden Solistinnen Franziska Lichtenauer und Anna-Kristina Keppler wieder ein – und ein Konzert von Georg Philipp Telemann für zwei perfekt miteinander korrespondierende Klarinetten (Annalena Litterst und Noel Treffinger) waren aus Wolfacher Sicht das ideale Vorprogramm für das Flötenkonzert von Graupner mit Lara Schmider, Hannah Jehle (beide Wolfach), Anna-Lydia Oehler (Gutach), Kosima Zürn (Hausach) und Fiona Dorn (Kirnbach).

Über den Wettbewerb "Jugend musiziert", das Silberne Leistungsabzeichen des Blasmusikverbands und das Engagement in den Erwachsenenkapellen ihrer Musikvereine hatten sich die jungen Flötistinnen für das Jugendsinfonieorchester empfohlen, ein Umstand, der ihre langjährige Lehrerin Kathrin Krichel mit sichtlichem Stolz erfüllte. Mit tosendem Applaus ging es in die Pause.

Aus dieser wurden die Gäste mit den bekannten Klängen der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi zurück ins Konzert geholt. Amy Huber brillierte in den Allegro-Sätzen als wahre Teufelsgeigerin. Für das letzte Konzertdrittel mit Stücken moderner Komponisten lohnte es sich, für einen Moment die Augen zu schließen, gingen doch alle wunderbar als Filmmusiken durch.

Für Robert Smiths "In a gentle rain" malträtierten die Streicher mit den Fingern vorsichtig ihre Instrumente, heraus kam der Eindruck eines eben sanften Regens, dem die ebenfalls sanften Triller der Querflöten eine animalische Regenwald-Komponente ergänzten.

Die "Rites of Tamburo", ebenfalls aus der Feder von Robert Smith, lieferten mit der Großen Trommel und den Posaunen und Hörnern einen Sound, der auch einem James Bond gut für eine Verfolgungsjagd zu Gesicht stehen würde. Für die einzige "echte" Filmmusik – Hans Zimmers "Pearl Harbor" – fuhr das Orchester die Dynamik wieder zurück und die Tragik und Melancholie dieses Werks war gut zu spüren. Für die Zugabe "Uptown hoedown" nahmen sich die eigentlich eher der ernsten Kammermusik verpflichteten Streicher selbst auf die Schippe und fidelten miteinander um die Wette – ein gelungener Abschluss eines auf hohem musikalischen Niveau stehenden Konzertabends.

INFO

Die Musikschule

An der Musikschule Offenburg/Ortenau werden etwa 4.300 Schüler mit 4800 Unterrichtsbelegungen von 110 Lehrkräften unterrichtet. Neben den sechs Musikschulen in den Gesellschafterstädten führen sie an vielen Orten im Einzugsbereich zwischen Wolfach und Kehl Musikunterricht durch. Pro Woche werden etwa 1700 Unterrichtsstunden erteilt.