Antonio Ribeiro dos Santos, Joao Santos, Nelio Tomé, Florian Meud, Philip Tomé, Joana Brites und Sandra Santos Foto: Dorn

Clube Português de Wolfach blickt auf Jubiläumsjahr zurück / Verein hat Nachwuchsprobleme

Der Clube Português de Wolfach erfrischt das kulturelle Leben seit einiger Zeit in Wolfach. Der Verein hat jedoch Nachwuchsprobleme. Das haben die Mitglieder auf ihrer Hauptversammlung diskutiert.

Wolfach. Nur mäßig besucht war die Hauptversammlung des Clube Português de Wolfach. Selbst nach der obligaten halben Stunde Karenzzeit fanden nur 15 Mitglieder den Weg ins Clubhaus des FC Kirnbach.

Versammlungsleiter Jerónimo Tomé ließ noch einmal das vergangene Jubiläumsjahr Revue passieren. Kassierer Florian Meud lieferte zu den zahlreichen Veranstaltungen die Finanzzahlen: Unter dem Strich schlossen die Portugiesen ihr 50. Vereinsjahr mit einem Plus ab. Das Risiko und die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer rund um das Jubiläumsfest im Wolfacher Schlosshof hat sich für den Verein gelohnt.

In Vertretung von Bürgermeister Thomas Geppert würdigte Stadtrat Bernd Busch den großen Beitrag des Vereins für das kulturelle Leben in Wolfach. Die Portugiesen verstünden es, ihre ureigenste Lebensart erfrischend in das Stadtleben einzubringen.

Auch Vorstand Nelio Tomé, Wolfacher Portugiese der dritten Generation, bilanzierte für das Sommerfest einen deutlichen Gewinn, siedelte diesen allerdings weniger im Finanziellen denn im Ideellen an. Das Fest am Samstag war mit 600 zahlenden Gästen und zahlreichen politischen Ehrengästen sehr gut besucht. Die als Angebot für die junge Generation geplante "Discoteca Portugal Latino" blieb mit nur etwas mehr als hundert Gästen jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Mit diesem Nachwuchsproblem ist der Portugiesenclub in der Wolfacher Vereinslandschaft nicht allein. Dies zeigte auch die lebhafte Diskussion darüber, wie Jugendliche mit portugiesischen Wurzeln wieder stärker an den Verein gebunden werden könnten. Der Überschuss aus dem Sommerfest biete finanziellen Spielraum, den der Vorstand gerne für weitere Aktionen für die jüngere Generation nutzen wolle. Es gelte die "Discoteca" als Veranstaltung für junge Portugiesen und deren Freunde zu etablieren.

Für die ältere Generation regte Florian Meud an, einen Infoabend zum komplexen Thema "Erbrecht" anzubieten. Viele Portugiesen wären in Deutschland durch Fleiß zu einigem Wohlstand gekommen, dazu kämen noch Besitztümer in Portugal, diese gelte es an die Kinder weiterzugeben. Einige ältere Mitglieder hätten diesbezüglich schon die Erfahrung machen müssen, dass sich das portugiesische und das deutsche Erbrecht doch in einigen wichtigen Details unterschieden.

Discoteca für die Jungen, Erbrecht für die Älteren, ein Fado-Abend für die mittlere Generation, die Liste der Wünsche an den Vorstand wurde mit jeder Diskussionsminute länger – bis auf die Tatsache, dass der Verein 500 Euro für einen wohltätigen Zweck vor Ort spenden will. Hierzu trafen die Mitglieder in der Versammlung jedoch keine Entscheidungen.

Im Anschluss an die Diskussion gedachten die Portugiesen ihren Toten des vergangenen Kalenderjahrs. Mit Fernando Pedrosa, Candido Sequeira, Martha Heimüller und José Amado verlor der Verein langjährige Mitglieder. In Amado verlor Wolfach darüber hinaus den Idealtypus des bestens in Wolfach integrierten Gastarbeiters der ersten Generation. Der Erznarr Amado hatte es als erster Portugiese überhaupt sogar in den elitären Club der Wolfacher Geldbeutelwäscher geschafft.

Dem Gedenken folgte der Ausblick auf die Aktivitäten 2017. Das Kegelturnier, streng getrennt in ein Frauen- und ein Männerturnier, steigt am 11. März. In Gedenken an die Nelkenrevolution wird am 29. April über den Spitzfelsen nach Hausach gewandert. Am 17. Juni steigt in Kirnbach das Sardinenfest. Im Herbst steht am 18. November in Hausach das Kastanienfest an, ehe am 2. Dezember die Weihnachtsfeier im Pfarrheim St. Laurentius gefeiert wird.

Alle diese Feste wollen von einem tatkräftigen Vorstand organisiert sein. Bei den Vorstandswahlen stellten sich fast alle Ehrenamtlichen wieder zur Wahl und wurden in ihren Ämtern bestätigt. Da Nelio Tomé (Vorsitzender), Joao Santos (stellvertretender Vorsitzende), Florian Meud (Kassierer) und Schriftführerin Sandra Santos die gesamte Arbeit nicht allen werden stemmen können, wurden die vier Beisitzer Antonio Ribeiro dos Santos, Joana Brites, Ricardo Vicente und Philip Tomé gewählt. Für die Versammlungsführung wurde Jerónimo Tomé ebenfalls im Amt bestätigt. Ihm assistiert zukünftig Vitor Pereira. Pereira erklärte sich zudem bereit, mit einem noch zu bestimmenden zweiten Mitglied vor der nächsten Jahresversammlung die Kasse zu prüfen.

Hilfreich war Antonio Brites, der den anwesenden Pressevertretern die wesentlichen Inhalte der Versammlung ins Deutsche übersetzte. Für die Funktion von Jerónimo Tomé und Vitor Pereira fand sich keine geeignete Übersetzung. Der Wahrnehmung in der über zweistündigen Sitzung nach fungieren beide als "Alterspräsidenten", dies allerdings ohne den Anspruch sich in die laufenden Geschäfte des Vereins einmischen zu wolle – eine gelungene, demokratische Variante, die dem stark verjüngten Vorstandsteam Freiheiten einräumt.