Es geht um die Wurst: Auch weiterhin werden beim Schlachtfest der Feuerwehr Fleischgerichte angeboten. Foto: Springmann

Tierrechtler appellieren an Feuerwehr, vegane Würstchen zu servieren / Absage von den Vereinsverantwortlichen

Schlachtplatten ohne Fleisch? Für manchen Wolftäler ist das schwer vorstellbar. Nun hat die Tierrechtsorganisation Peta aber gefordert, dass die Freiwillige Feuerwehr Wolfach (FFW) auf Wurst und Co. beim Schlachtfest verzichtet.

Wolfach . Es geht um die Wurst: Am Donnerstagvormittag, zwei Tage vor der heutigen und morgigen Veranstaltung rund um das Feuerwehrgerätehaus, hat die Peta die Organisatoren des Fests, die FFW, per E-Mail kontaktiert.

Laut René Schärling, Peta-Fachreferent, verspricht die Tierrechtsorganisation, die FFW zu belohnen, wenn sie beim Fest auf Würstchen verzichtet und das Schlachtfest in ein "Veggie-Fest" – unter dem Motto "Tiere achten, statt schlachten" – umbenennt. Dann würde Peta den Wolfachern 500 vegane Würstchen spendieren und den Verein mit zahlreichen tierfreundlichen Rezepten unterstützen.

Bisher hat Schärling von den Wolfachern keine Antwort erhalten und Michael Springmann, Festorganisator der FFW, stellt klar: Die Feier wird steigen und zwar mit Schlachtplatten – also eine Absage an die Tierschützer. "Das Schlachtfest hat historische Wurzeln, die über Jahrhunderte entstanden sind." Das Wolfacher Format sei auch kein klassisches Schlachtfest im eigentlichen Sinne, sondern ein buntes Feuerwehrfest mit Musik und Kinderprogramm. "Die Tiere kommen von uns aus der einheimischen Region, das ist uns wichtig", unterstreicht er.

Metzgerei-Inhaber Jürgen Müller aus Bad Rippoldsau-Schapbach produziert das Kesselfleisch sowie die Leber-, Blut- und Bratwürste für diesen Anlass. Er betont gegenüber dem Schwarzwälder Boten: "Vor denen, die wirklich Vegetarier sind, habe ich Respekt. Wer will, soll das machen, dann bitte ich aber, diejenigen, die Fleisch mit Genuss essen, zu respektieren."

Militanz ist Problem

Der Bad Rippoldsau-Schapbacher betreibt auch einen Partyservice, im Rahmen dessen er vegetarische Produkte anbietet. Er habe somit kein Problem, auch fleischlos Essen zu kredenzen. Wenn es allerdings "militant wird, wird es schwierig", findet er. Dafür habe er dann kein Verständnis.

"Wurst muss nicht aus Tieren sein", findet hingegen Schärling. "Mit dem neuen tierleidfreien, rein pflanzlichen Verpflegungskonzept könnten die Bürger aus Wolfach ein klares Zeichen für einen Wertewandel hin zu mehr Mitgefühl für alle Tiere setzen, denn Tradition rechtfertigt niemals Tierquälerei." Dies sei veraltet in einer modernen Gesellschaft.

Springmann und sein FFW-Team sehen das anders: Die Gäste würden sich jedes Mal auf das Fest freuen, die Resonanz sei hervorragend. Die Wolfacher wären mit ihrem Schlachtfest auch nicht die Einzigen im Kinzigtal. Viele Schlachtfeste würden im Herbst stattfinden.

Nur "kleiner Anteil"

Auch Nachhaltigkeit will die Peta mit der Aktion bewirken. "Einem Bericht der Welternährungsorganisation von 2006 zufolge gilt die Tierwirtschaft als Hauptverursacher der Umweltprobleme unserer Zeit", sagt Schärling. Das deutsche Landwirtschaftsministerium urteile beispielsweise, dass eine pflanzliche Ernährung über 40 Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen könnte. In deutschen Schlachthäusern würden jedes Jahr etwa 800 Millionen Tiere für die Fleischproduktion getötet, hebt Schärling hervor. Hinzu käme, dass Veganer ein gesünderes Leben führten.

Das Wolfacher Schlachtfest betrachtet Schärling als einen "kleinen Anteil", der die Umwelt schützen könnte. "Wir können darauf aufmerksam machen und auf Synergieeffekte des eigenen Lebenswandels hoffen", so Schärling.

Die Wolfacher sind nicht die Einzigen, die auf ihr Schlachtfest angesprochen werden. Peta hat bereits 50 Vereine bundesweit gebeten, ihre Veranstaltungen fleischlos zu gestalten. Seit Herbst 2016 ist die Aktion gestartet und unbefristet. "Wir erfahren ganz kurzfristig von den Schlachtfesten", erläutert Schärling; jede Woche gebe es drei von ihnen in Deutschland – eine Tatsache, die den Tierschützern gar nicht wurst ist.

Peta sei sich bewusst, dass solche Veranstaltungen im Vorlauf geplant seien und nicht sofort reagiert werden könnte. Bislang hat Schärling mit seinem Team noch keine Rückläufe erhalten. Kein einziger angeschriebener Verein wollte auf Fleisch verzichten. Aber es sei durchaus vereinzelt Interesse bekundet worden, es beim nächsten Mal anders zu machen.

FFW hält daran fest

Für die Wolfacher kommt das vorerst nicht infrage. Auch das Schlachtfest der Feuerwehr Kinzigtal am kommenden Wochenende wird traditionell mit Würsten und Co. ablaufen. "Wir werden weiterhin daran festhalten und das auch noch in den kommenden Jahren", betont Springmann.

INFO

Ablauf

Weitere Informationen: Das Schlachtfest mit der Tanzband Cockpit beginnt am heutigen Samstag, um 18 Uhr beim Feuerwehrgerätehaus in Wolfach. Die Feier wird am morgigen Sonntag, ab 10.45 Uhr mit Frühschoppen, Musik und Kinderprogramm fortgesetzt.