Durchfall und Übelkeit gehören zu den Symptomen einer Norovirus-Erkrankung. Symbolfoto. Foto: dpa

Mehr Erkrankte im Vergleich zu den Vorjahren. Ärzte vermuten neue genetische Variante.

Mittleres Kinzigtal - Erbrechen, Durchfall, Übelkeit – Jahr für Jahr plagen diese Symptome viele Menschen. Auch im Kinzigtal greift der Norovirus um sich. Gefährlich ist er im Normalfall nicht. Bei kleinen Kindern oder älteren Menschen sieht das allerdings anders aus.

Noroviren kommen weltweit vor und verursachen beim Menschen Magen-Darm-Erkrankungen. Die meisten Ausbrüche ereignen sich von Oktober bis März. Wie in den vergangenen Jahren auch, begann im November 2016 in Deutschland die aktuelle Norovirus-Welle. Mit 14 935 gemeldeten Krankheitsfällen im November war die Anzahl der Erkrankungen überraschend hoch. Im Vergleich dazu lagen die Zahlen der letzten fünf Jahre bei durchschnittlich 7810 bestätigten Fällen, meldete das Robert-Koch-Institut.

Wie sehen die Zahlen in unserer Region aus? Auch im Ortenaukreis ist die Zahl der Norovirusinfektionen im Vergleich zum vergangenen Winter stark gestiegen. Wie Dr. Thomas Wolf vom Gesundheitsamt in Offenburg auf Anfrage mitteilte, gab es von Oktober bis Dezember 2016 455 gemeldete Fälle. Im gleichen Zeitraum 2015 waren es 88 Erkrankungen. Woran liegt dieser Anstieg? "Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um eine neue genetische Variante des Virus’ handelt", so Wolf.

Neue genetische Variante des Virus’

"Diese ist wahrscheinlich resistenter gegenüber Umwelteinflüssen und außerdem hochinfektiös."

Betroffene stecken sich durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion an. Das Virus haftet zum Beispiel auf Gegenständen wie Türklinken, Lichtschaltern oder Telefonhörern. Über die Hände können sie in den Mund gelangen und zu einer Infektion führen. Die Viren werden durch Erbrechen oder Stuhl wieder ausgeschieden. Beim Erbrechen können Viren auch in die Luft gelangen und so übertragen werden.

Liegt eine Erkrankung vor, müssen spezielle Reinigungsmittel verwendet werden und beim Putzen sollte ein Mundschutz getragen werden. Nach einer Ansteckung zeigen sich Symptome nach sechs bis 48 Stunden.

Die Symptome sind neben Erbrechen und Durchfall auch Bauchkrämpfe, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen, Fieber und Kreislaufschwäche. Es kommt zu einem starken Krankheitsgefühl. Die Betroffenen sind extrem beeinträchtigt. Der Flüssigkeitsverlust ist sehr hoch und speziell bei Kindern und älteren Menschen oft nicht durch Trinken auszugleichen. Die Beschwerden klingen meistens nach ein bis zwei Tagen ab. Die Erreger werden noch 48 Stunden danach in großer Menge ausgeschieden. In Ausnahmefällen können die Viren auch zwei Wochen oder länger ausgeschieden werden.

Besonders problematisch ist das Norovirus durch die extreme Ansteckungsgefahr für Gemeinschaftseinrichtungen, wie zum Beispiel Seniorenheime, Krankenhäuser und Schulen. "Diese Einrichtungen haben speziell ausgearbeitete Hygienepläne vorliegen. Es gibt auch immer wieder Schulungen", sagt Wolf.

Diese Problematik und den Anstieg der Fälle bestätigt auch Kornelia Buntru, Verwaltungsdirektorin des Ortenau-Klinikums Wolfach: "Im Januar hatten wir so viele Patienten mit Norovirus und Influenza wie noch nie. Da wir diese in Einzelzimmern isolieren müssen und diese nach der Entlassung grundgereinigt werden müssen, hatten wir einen enormen Aufwand."

Um sich vor Ansteckung zu schützen, empfiehlt Dr. Andreas Christian Schröder, Oberarzt, Zentrales Hygienemanagement Ortenau-Klinikum, Folgendes: "Vermehrt Hände zu waschen ist in Zeiten der Noro-Wellen eine wesentliche Maßnahme. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Seife etwas Zeit braucht, um ihre Wirkung zu entfalten. 30 Sekunden einseifen ist spürbar wirkungsvoller, als sie sofort wieder abzuspülen. Nur wer in direktem Kontakt zu erkrankten Menschen steht, sollte zu Desinfektionsmitteln greifen. Bei großen Menschenmengen in engen Räumen kann es natürlich zu Ansteckungen kommen."

Immungeschwächte sind besonders gefährdet

Er erklärt weiter: "Besonders gefährdet ist, wer nicht in der Lage ist, sich selber zu schützen. Kinder sind hier an erster Stelle zu nennen. Auch wer erkrankte Menschen pflegt, setzt sich der Gefahr aus, auch wenn er alle Regeln der Hygiene einhält. Gefährlich kann es besonders für Menschen werden, deren Immunsystem durch andere Krankheiten geschwächt ist, sodass sie kaum in der Lage sind, diese zusätzliche Belastung auszugleichen."

Impfungen oder Antibiotika helfen gegen Noro-Viren nicht. Für Menschen, die beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben, gelten außerdem bestimmte Regelungen. Meistens dürfen sie bei einer Erkrankung nicht arbeiten.

Tipps zum Vorbeugen:

> Immer wieder die Hände gründlich waschen, möglichst 30 Sekunden einseifen

 > Kontakt mit Erkrankten meiden

> Bei der Pflege eines Erkrankten zum eigenen Schutz: ausschließlich eigene Hygieneartikel und Handtücher verwenden

>  Flächen in der Umgebung eines Erkrankten regelmäßig mit Einmaltüchern reinigen und diese hinterher im Hausmüll entsorgen

 > Das Verwenden von Einmal-Handschuhen kann den Schutz erhöhen

Bei akuter Erkrankung:

 > Schonen und Kontakt zu anderen einschränken

 > Viel trinken

 > Elektrolyt-Ersatzlösungen aus der Apotheke können den Genesungsprozess unterstützen

 > Bis zu zwei Wochen nach der Genesung möglichst nur die eigene Toilette benutzen

 > Gründliche Hygiene (Händewaschen)

 > Keine Speisen für Andere zubereiten

 > Kleinkinder, Senioren, Schwangere und geschwächte Personen sollten sich in ärztliche Behandlung begeben.