Sandra Boser (von links), Volker Goerz und Matthias Gastel Foto: Jehle

Sandra Boser, Matthias Gastel und Volker Goerz informieren sich über die Mobilität im Kinzigtal

Ländliche Mobilität jenseits des Autos ist möglich – vor allem auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Darüber referierte Bundestagsabgeordneter Matthias Gastel (Bündnis 90/Die Grüne) am Mittwoch im katholischen Gemeindehaus in Wolfach.

Wolfach . Gastel ist Mitglied des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur. Sein Vortrag bildete den Abschluss einer Radtour auf dem neuen Radweg von Wolfach über Gutach nach Hausach mit der Landtagsabgeordneten und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Sandra Boser sowie dem Bundestagskandidaten Volker Goerz.

Wiewohl sich die Anzahl der Veranstaltungsbesucher im überschaubaren Rahmen hielt, wurde nach dem Vortrag lebhaft diskutiert. Themen waren unter anderem die aktuelle Sperrung der Rheintalbahn, die Zustiegshürden im Personennahverkehr aufgrund der unterschiedlichen Tarife der zahlreichen Verkehrsverbünde im Land und Mobilität alternativ zum Auto. Angesprochen wurde auch das missliche Problem, dass der Hausacher Bahnhof bis heute nicht barrierefrei nutzbar ist.

Arbeitnehmern und Feriengästen sowie hiesigen Menschen mit Einschränkungen sei die soziale und wirtschaftliche Teilhabe nicht möglich.

"Das Ziel der grünen Verkehrspolitik ist nicht, den Menschen etwas wegzunehmen sondern neue Modelle anzubieten," unterstrich Gastel und nannte Beispiele wie den Ringzug in der Raumschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg. Dort haben sich drei Landkreise für ein ambitioniertes und deshalb landesweit beachtetes Nahverkehrsprojekt zusammen getan.

Aber auch Bürgerbusmodelle, Lieferservice für Lebensmittel und mutige betriebliche Mobilitätskonzepte wie das eines Herstellers von Outdoor-Bekleidung in Oberschwaben führte der Abgeordnete auf.

Die Konus-Gästekarte in den Schwarzwälder Ferienorten sei mit elf Millionen (Stand 2013) Nutzern ebenfalls ein echtes Erfolgsmodell.

Ein Zuhörer merkte an, dass in Wolfach sowohl der Lieferservice für Lebensmittel als auch das angeführte Ruf-Taxi aufgrund mangelnder Auslastung scheiterte. Die örtlichen Gegebenheiten bestimmen die Umsetzung der verschiedenen Angebote, meinte Gastel, und die gelte es herauszufinden.

Ein Zuhörer erkundigte sich, warum kein einheitlicher Tarif der zahlreichen Verkehrsverbünde im Land geschaffen werde. "Das ist schwierig, denn hinter dem öffentlichen Personennahverkehr stehen lokale Interessen der zuständigen Landkreise," meinte Gastel. Es seien Bestrebungen da, neue Strukturen zu schaffen und die Anzahl der Verbünde zu reduzieren.

Sperrung der Rheintalbahn

Auch die Sperrung der Rheintalbahn wurde angesprochen. "Rastatt belegt dramatisch, dass das Bahnnetz massiv unter einem Schienennetzkapazitätsdefizit leidet", betonte der Abgeordnete. Jahrzehntelang sei dem Ausbau des Straßennetzes Priorität eingeräumt worden. Besonders ärgerlich sei in dem Zusammenhang mit der Sperrung, dass im vergangenen Jahr ein entsprechender Antrag der Grünen zur Reaktivierung einer Bahnlinie, die direkt in Rastatt abzweigte und zehn Kilometer weiter über eine Brücke nach Frankreich führte, nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde. Es bleibt laut Gastel die Hoffnung, dass die derzeitigen gravierenden Engpässe in Rastatt das politische Bewusstsein für das Thema insgesamt und auch unter dem Aspekt des Flächenverbrauchs für Reaktivierung stillliegender Bahnstrecken schärfen.

INFO

Die Radtour der Grünen von Wolfach nach Gutach

Die Tour führte von Wolfach über den neuen Radweg nach Gutach zum Bahnhalt beim Freilichtmuseum. Dort unterhielten sich Matthias Gastel, Sandra Boser und Volker Goerz mit Bürgermeister Siegfried Eckert über die große Bedeutung des Bahnhalts, der unter der Grün-Roten Landesregierung ermöglicht wurde. Danach führte die Radtour zum Bahnhof in Hausach. Dort fand ein Treffen mit Bürgermeister Manfred Wöhrle statt. Es wurde über die dringend benötigte Barrierefreiheit gesprochen. Matthias Gastel erläuterte, dass die Bahn zu wenig Geld in die Schaffung der Barrierefreiheit stecke, da der Bund keine verbindliche Quote für derartige Maßnahmen festgelegt. Eben diese Quote forderten die Grünen, damit der barrierefreie Zugang in allen Bahnhöfen baldmöglichst erreicht werde. Ein weiteres Thema war die Weiterführung des Fußgängertunnels, um den Beschäftigten des Industriegebiets einen kürzeren Zugang zu ermöglichen. Davon verspricht man sich eine deutliche Zunahme der Nutzung der Bahn.