Stellte sich den Fragen der Leser: die Landtagsabgeordnete der Grünen, Sandra Boser. Bürgermeister Thomas Geppert (rechts) und Schulleiter Heinz Ulbrich (links) nahmen neben ihr Platz. Foto: Steitz

Landtagsabgeordnete Sandra Boser besucht Berufliche Schulen. Lehrer übergibt Zukunftspapier.

Wolfach - Natürlich haben auch die Ergebnisse der neuen Bertelsmann-Studie für Gesprächsstoff beim Besuch der Landtagsabgeordneten Sandra Boser gesorgt. Die Grünen-Politikerin besuchte am Donnerstag die Beruflichen Schulen.

Zwar war Boser schon einmal vor Ort, aber im Anschluss an die Gesprächsrunde lud Schulleiter Heinz Ulbrich sie und Bürgermeister Thomas Geppert, der ebenfalls teilnahm, zu einem kleinen Rundgang durch das Haus ein.

Zuvor gab es eine kritische Fragerunde, der sich Boser mit starken Nerven stellte. Als es um die neue Bertelsmann-Studie ging, die jetzt einen Schüler-Boom und einen dramatischen Engpass an Lehrern voraussagt, betonte die Landtagsabgeordnete: "Bildungspolitik funktioniert nicht von heute auf morgen". Es seien die gleichen Bildungsforscher, die Jahre zuvor einen 20-prozentigen Rückgang der Schülerzahlen prognostizierten. Nun sei es eben ein gehöriger Anstieg.

Dass Lehrer Mangelware sind, ist in Baden-Württemberg längst kein Geheimnis mehr. Schon zu Beginn dieses Schuljahrs sei es Boser zufolge schwierig gewesen, geeignetes Personal im sonderpädagogischen Bereich zu finden. Es wäre noch mit einem großen Fragezeichen versehen, ob nächstes Schuljahr tatsächlich alle Stellen besetzt werden könnten.

Angst, dass die Berufliche Schule in Wolfach nicht vielfältig genug ist, hatte Lehrer Holger Mai. Er überreichte Boser, nachdem er seine Nöte vorgetragen hatte, sogar ein Positionspapier, das von ihm und Kollegen verfasst wurde. Darin machten sie aufmerksam, dass sie nicht möchten, dass Wolfach im Verbund der Beruflichen Schulen im Ortenaukreis am Standort Hinteres Kinzigtal austrocknet. Mai machte sich vor allem für sogenannte Klappklassen stark.

Er wolle verhindern, dass Schüler nur nach Lahr oder Offenburg zu den anderen Einrichtungen pendeln, weil sie kein annehmbares Profil in Wolfach belegen können. Die Vielseitigkeit im Ländlichen Raum müsse erhalten blieben, so Mai.

"Technik (Mechatronik)" sei angehenden Schülerinnen beispielsweise zu technisch und für die beliebte "sozialwissenschaftliche Richtung" sei der Notendurchschnitt meist zu schlecht oder gäbe zu viele Bewerberinnen. Es wäre daher gut für das berufliche Gymnasium einen Mittelweg anzubieten, wie "Medien und Management", empfahl Mai deshalb. Die technische Ausrüstung sei in der Einrichtung dafür vorhanden, unterstrich er. Und es könnte die magische Klassenzahl von 16 Schülern beim fächerübergreifenden Unterricht umgangen werden.

Boser wusste nicht genau, wie die Vorgabe vom Kreistag diesbezüglich ist. Geppert bedauerte, an dem Gremium noch nicht teilzunehmen. Mais Vorschlag fand er aber gut, eine Klappklasse zu forcieren.

Der technische Oberlehrer Bernd Bühler sowie zahlreiche andere Lehrer erklärten und demonstrierten Boser, was das Haus so zu bieten hat. Er fabrizierte grüne Büroklammern. Großzügig verteilten die Berufslehrer weitere Souvenirs an Geppert und Boser, vom Eierbecher bis zum Fensterscheibenkratzer, die beide behalten durften.

Weitere Informationen: Ansonsten treibt die Landtagsabgeordnete gerade die neue Vergleichsstudie um, die belegt, dass Schüler aus Baden-Württemberg in den Fächern Deutsch und Mathe schlechter dastehen, als in anderen Bundesländern. Dies habe drei Gründe: Die Lehrer belegen weniger Fortbildungen, die Schulleitung passt nicht zur Einrichtung und Informationen aus Vergleichsarbeiten werden nicht gebündelt erfasst.