Die neue Variante im Rennen um die möglichen Standorte ist der linke obere Bereich "Im Winkel" in Kirnbach hinter der Firma Sachtleben. Foto: Jehle

Gemeinderäte vertagen Entscheidung / Verwaltung gibt neue Alternative bekannt

Die Entscheidung über den Standort für die Flüchtlingsunterbringung verzögert sich. Der Gemeinderat hat bei seiner außerordentlichen Sitzung für die Vertagung votiert. Auch der Standort "Im Winkel" wurde erstmals in Betracht gezogen.

Wolfach . Mit einer hauchdünnen Mehrheit entschieden sich die Gemeinderäte, dem Geschäftsordnungsantrag von Manfred Maurer (SPD) stattzugeben. Daher wird nun erst in der Gemeinderatssitzung am 26. April final über den zukünftigen Standort für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen mit Bleiberecht entschieden.

Mehr als 50 Personen hatten während der spannenden Debatte auf den Publikumsrängen des Blauen Salons Platz genommen. Zu den bisherigen Standorten Schmelzegrün (Kosten für die Erschließung: 60 000 Euro), Bolzplatz Weihermatte (40 000 Euro) und Spitalparkplatz (30 000 Euro), die bei der kürzlichen Einwohnerversammlung mitgeteilt wurden, gesellte sich nun ein neuer dazu: "Im Winkel" (110 000 Euro) in Kirnbach.

Erstmals äußerte sich auch das Ortenau-Klinikum zu Wort: Bruno M. Kaufmann, Chefarzt und Facharzt für Innere Medizin beim Klinikum, stand im Rathaussaal auf. "Wir waren schon entsetzt", erzählt er. Das Klinikum fürchte einen Imageschaden, wenn Container auf dem Parkplatz vor dem Spital aufgebaut würden. Zudem wäre es im Sommer unmöglich, die Fenster in Zimmern von Schlaganfall- und frisch operierten Patienten zu öffnen, wenn von den dortigen Modulbauten Lärm ausginge. Auch die Krankenhausschwestern könnten nachts nicht sicher zum Parkplatz gelangen. "Wir haben Angst, dass wir Patienten verlieren", so Kaufmann. Bei nur zehn Prozent hätte das Klinikum schon ein Riesenproblem.

Bürgermeister Thomas Geppert war darüber im Bilde. Er bot politische Gespräche mit Landrat Frank Scherer an, wenn die Wahl auf den Standort fiele. "Aus jetziger Sicht hätte der Spitalparkplatz gewisse Vorzüge", unterstrich er. Bei der Weihermatte spreche die Strahlkraft des Spielplatzes dagegen und beim Schmelzegrün sei er bislang nur zu negativen Punkten gekommen: zu abgelegen, nicht der Integration förderlich und wenig Einsicht für die Stadtverwaltung. Zudem müssten erst die Eigentümer gefragt werden, um den Grund und Boden zu erschließen.

Hinzu kam nun auch die Möglichkeit "Im Winkel": der obere linke Teil der Wiese hinter dem Sachtleben-Bergbau-Areal. Hubert Kessler (FW) sympathisierte als Erster damit. "Für mich sind alle drei Standorte schlecht", sagte er. Der Spitalparkplatz sei noch der beste von den schlechtesten Optionen. Er plädierte, "Im Winkel" im Vorgriff als Gewerbegebiet zu erschließen. Geppert gab zu bedenken, dass das Gebiet erst im Flächennutzungsplan umgewandelt werden müsste. Er wies Hans-Joachim Hallers (SPD) Kritik zurück, mit dem Wunsch nach einer Entscheidung Druck auf den Rat auszuüben. "Ein Informationsdefizit sieht anders aus", widersprach er im Hinblick auf "Im Winkel". Gepperts Frage nach einem Deckungsvorschlag für den Haushalt bei Variante vier blieb unbeantwortet. Bruno Heil (SPD) forderte indes, an der Prüfung des Gebiets "Im Winkel" und einer dortigen möglichen Klärgrube partizipieren zu dürfen. Geppert sagte nicht verbindlich zu und betonte, über alles informieren zu wollen. u Kommentar