Der "Hühnerbaron" Henning Schneider und seine Tochter beim Füttern der Hühner aus der Freilandhaltung: Der Vollerwerbslandwirt aus Kirnbach kann derzeit infolge der Eierkrise um das verbotene Pestizid Fipronil kaum der Nachfrage von Großkunden nachkommen. Foto: Dorn

Kirnbacher "Hühnerbaron" ist sehr gefragt / Großkunden nur in Etappen belieferbar

Die Eierkrise um das verbotene Pestizid Fipronil, einem Mittel zur Bekämpfung der Rotmilben, hat dem "Hühnerbaron" Henning Schneider eine stark erhöhte Nachfrage beschert. Allerdings kann er in der kurzen Frist gar nicht so schnell reagieren.

Wolfach-Kirnbach . "Zum Hühnerbaron" lautet ein liebevoll von der Kirnbacher Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins gestaltetes Holzschild, das den Besucher hinauf zum Josenbauernhof führt. Schneider hat den Hof 2010 von seinem Vater Helmut übernommen. Seither bewirtschaftet der Kirnbacher Vollerwerbslandwirt ihn in der vierten Generation. Die Eier vom Hühnerbaron sind im Kirnbachtal eine Institution und derzeit quasi ausverkauft.

Nur zur Einordnung: Die Tagesproduktion am Sonntag von etwa 2000 Eiern wurde von Schneiders Mutter in den mit Strom betriebenen Lieferwagen geladen. Die Versorgung der Stammkunden ist damit gesichert, wenngleich mancher Großkunde derzeit nur in Etappen beliefert werden kann.

Zwei Haltungsarten

1600 Hennen stellen in Käfighaltung preiswertere Eier für die Großkunden aus der Gastronomie her. Seit April 2017 werden hier, im idyllischen Kirnbach, auch Eier aus der Freilandhaltung produziert.

800 Hennen dürfen nach Herzenslust auf den gut 5000 Quadratmetern Wiese um die Stallanlage herumtollen und kommen dabei mit etwa sechs Quadratmeter pro Henne. Das ist deutlich mehr Auslauf als die vom Gesetzgeber für diese Eiergattung vorgeschriebene Mindestfläche von vier Quadratmetern.

Der teilweise Umstieg auf die Freilandhaltung war schon früher geplant. Der verordneten Stallpflicht infolge der Vogelgrippe auch für Baden-Württemberg musste aber erst im Kirnbachtal nachgekommen werden.

Schon morgens um halb elf haben sich viele Hennen zur Siesta im verschatteten "Wintergarten" zurückgezogen. Noch ist die Wiese eine abschüssige Fläche, im Herbst ist eine Terrassierung des Geländes geplant, damit nach einem Starkregen nicht der Hühnermist ausgewaschen wird und in Richtung Kirnbach abfließt.

Auch Schneiders Töchterchen Laura wirft Brotstücke über den Zaun, viel lieber hilft sie mit ihren 20 Monaten aber an der Sortiermaschine mit. Dort entgeht ihren Adleraugen kein Bruch-Ei.

Getreu den Gesetzen der Standardnormalverteilung legen die meisten Hennen Eier der Gewichtsklassen M und L. Die älteren Hennen schaffen auch schon einmal die von Hausfrauen geschätzten XL-Eier. Nach eineinhalb Jahren ist dann aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht endgültig Schluss und die Hennen werden von einem Schlachtbetrieb abgeholt, ein gutes Tier hat in dieser Zeit dann etwa 350 Eier gelegt.

Ständiges Ausbüxen

Für diesen intimen Akt nutzen allerdings nicht alle die dafür vorgesehenen Legeflächen. Eine schon mit roter Farbe markierte Kandidatin büxt an diesem Sonntag immer wieder aus und legt ihr Ei hinter leeren Kartons in der Packstation ab. Andere schlüpfen durch den Zaun zur "Hirsch Patty" und legen ihre Eier in Heuballen ab. Für das seelische Gleichgewicht der Damenwelt sorgen drei Hähne, die an diesem Morgen wohl ihr Tagessoll schon erfüllt haben und träge über das Gelände flanieren – Morgen ist ja auch noch ein Tag.

INFO

Risiken

Rot- oder Blutmilben sind auf dem Josenbauernhof ein Übel. In enger Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt Freiburg gibt es aber ausreichend zugelassene biologische Mittel, um den Parasitenbefall zu bekämpfen. Der kürzlich größere Verlust an Tieren ist allerdings auf einen Marderangriff zurückzuführnen, bei dem 17 Hennen ihr Leben lassen mussten. Auch dies ist ein Risiko der Freilandhaltung.