Judith Jörke ist seit Anfang des Jahres die Vorsitzende der Landfrauen Wolfach/Oberwolfach. Foto: Steitz

Die Vorsitzende der Landfrauen Wolfach/Oberwolfach über die ersten Monate im neuen Amt

Wolfach . Seit Anfang des Jahres bekleidet Judith Jörke das Amt der Vorsitzenden der Landfrauen Wolfach/Oberwolfach. Der Verein besteht aktuell aus 70 Mitgliedern. Jörke koordiniert die fleißigen Mitglieder nun – und hat viele Visionen.

Frau Jörke, wie sieht die typische Landfrau heutzutage im Wolftal aus?

Also viele sind immer noch die typische Landfrau, besitzen einen Hof mit Laden, teilweise Tiere und haben Felder. Aber "Landfrau" bedeutet nicht nur reine Landfrau. Das bin ich ja auch nicht. Es gibt also inzwischen auch Vereinsmitglieder aus der Stadt, die Spaß an der nicht-landwirtschaftlichen Arbeit und den Weiterbildungen des Vereins haben.

Welche Aufgaben nehmen die Landfrauen wahr? Wird auch Lobbyarbeit in der Politik betrieben?

Landfrau heißt, nicht immer nur bei Festen mitzuhelfen, sondern auch in der Politik mitzuwirken. Das nimmt immer mehr zu. Gut, natürlich helfen wir gern und bewirten, zum Beispiel bei Vereinsfesten. Aber eigentlich ist der Sinn bei den Landfrauen die Bildung. Das wusste ich selber nicht in dem Maße. Der Bezirk der Landfrauen Baden-Württemberg aus Freiburg organisiert unglaublich viele Schulungen.

Welche Themen behandeln die Fortbildungen so?

Es gibt zum Beispiel: Schulungen für Selbstständige in Sachen Facebook oder "Mein Hofladen: einzigartig und erfolgreich", "Kompetent und effizient im Agrarbüro" und "Aktiviere deine Kraft im Alltag". Also da gibt es ein Riesenrepertoire von den Landfrauen. Das war mir vorher auch nicht bewusst.

Seit wann nehmen Sie bei den Wolftäler Landfrauen teil?

Ich bin über eine Freundin im Herbst vergangenen Jahres eingestiegen. Einfach aus dem Grund, weil ich seit 25 Jahren in Wolfach lebe und nicht wirklich eine Wolfacherin bin. Dann habe ich gedacht, über die Landfrauen kann man sich in Wolfach einfach einmal engagieren. Und dann sind die Landfrauen eigentlich recht schnell auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich nicht das Amt der Vorsitzenden übernehmen könnte.

Wie fiel Ihre Reaktion aus?

Ich sagte: "Klar, kann ich machen." Ich bin nicht wie meine Vorgängerin Gabi Haas, die sich unglaublich engagiert hat. Ich muss jetzt erst einmal ein Jahr dabei sein und schauen, wie das läuft, um dort auch wirklich drin zu sein.

Warum sind die Landfrauen auf Sie, einen Neuling, zugegangen?

Einfach dadurch, weil ich Erfahrung mit dem Geschäft (Anmerkung der Redaktion: Vital Center Wolfach) und der Leitung habe. Durch meinen Job, und weil die Landfrauen mich nun kennen, sind sie dann auf mich zugekommen. So ein Amt will meistens keiner übernehmen. Aber eins muss man sagen, die Landfrauen sind unglaublich: Egal, wie viel sie arbeiten müssen, wenn Hilfe benötigt wird, stehen sie immer da und schaffen.

Wie viele Bewirtungsanlässe nehmen Sie denn jährlich wahr? Wahrscheinlich geht man immer auf die Landfrauen zu, wenn Feste anstehen...

Es ist sehr viel in den vergangenen Jahren bewirtet worden. Aber da schauen wir, dass wir das langsam zurückfahren. Es ist nicht der Sinn, dass die Landfrauen immer nur arbeiten.

Sind es 30 Anlässe dieser Art pro Jahr?

Nein, nein. So fünf Bewirtungen sind es pro Jahr. Also, es ist nicht mehr so viel. Zusätzlich sind wir bei Veranstaltungen wie dem Kürbismarkt, Vogtsbauernhof, bei der Oberrhein-Messe und beim Adventskranzbinden vertreten. Aber ich denke, wir müssen uns einfach mehr in der Bildung und Politik engagieren, worum es eigentlich bei den Landfrauen geht.

Wie viel Zeit widmen Sie den Landfrauen pro Woche?

Es hat sich definitiv erhöht. Es ist mehr Aufwand als gedacht. Wir treffen uns jetzt einmal im Monat und besprechen, was ansteht. Es kommt darauf an, wie oft wir uns vor einer Bewirtung treffen müssen, um vorzuarbeiten. So ein Event beginnt normalerweise um 15 Uhr und endet um 24 Uhr. Da ist natürlich sehr viel Vorbereitung nötig. Aber ich muss sagen, ich habe ein tolles Vorstandsteam, die sind toll beim Organisieren.

Sie brauchen das Rad als Vorsitzende nicht neu erfinden?

Gabi Haas hat immer gern vorgegeben: "So machen wir das". Ich kann das nicht tun, weil ich mich einfach noch zu wenig auskenne. Und dann kommen die anderen Landfrauen richtig aus sich heraus, haben Ideen und setzen sie um.

Was fasziniert Sie an den Landfrauen?

Es sind nicht nur Frauen mit einer Landwirtschaft dabei. Es sind ganz tolle Leute. Auf Ausflügen ist es immer lustig mit ihnen. Und auch beim Zusammenarbeiten gibt es so viel zu lachen. Das ist eine ganz besondere Gesellschaft und da kann jeder mitmachen. Es ist auch nicht so, dass man dabei nur arbeiten muss. Wer mag, der darf, muss aber nicht. Dabei sein ist alles.

 Die Fragen stellte Melanie Steitz.

INFO

Nachwuchs gesucht

Bei der Gründung der Landfrauen am 8. Januar 2002 gab es gerade einmal 13 Mitglieder. Inzwischen sind sie 70 Gleichgesinnte. Jüngere Mitglieder gibt es bei den Landfrauen Wolfach/Oberwolfach kaum. Nur zwei gehören beispielsweise neuerdings dem Vorstandsteam an. "So ein bisschen Nachwuchs wäre schön", bekennt die Vorsitzende Judith Jörke beim Interview. Interessierte, die mindestens 18 Jahre alt sind, können sich jederzeit per E-Mail an jj@training-center-wolfach.de oder unter Telefon 0151/15 50 32 28 an die Vorsitzende wenden