Ehepaar betreibt in Halbmeil die "Trendcamping"-Anlage / Beide haben die Entscheidung nie bereut

Wolfach. Priska (52) und Vinzenz (54) Blum betreiben seit fünf Jahren den Campingplatz "Trendcamping" in Wolfach-Halbmeil. Dabei war aller Anfang schwer. Nun haben sich die Hotelfachfrau und der Versicherungsexperte aus Willisau gut eingelebt und noch einiges vor.

Die ersten fünf Jahre "Trendcamping" sind herum, werden die nächsten fünf folgen?

Vinzenz: Nach heutiger Sicht werden die bestimmt folgen.

Priska: Wenn es die Gesundheit zulässt, werden wir schon da bleiben. Uns gefällt es in Halbmeil sehr gut. Vinzenz: Man weiß ja nie, wie das kommt. Aber wir sind hier inzwischen wirklich angekommen. Halbmeil ist für uns eine zweite Wahlheimat geworden.

Was hat Sie dazu bewogen, aus der Schweiz nach Deutschland umzusiedeln und in Halbmeil mit dem Campingplatz "Trendcamping" anzufangen?

Vinzenz: Wir waren schon immer Camper und sind mit der Familie, als die Kinder klein waren, im Wohnmobil unterwegs gewesen. Mit 50 Jahren wollten wir eine Veränderung und versuchten, unsere Leidenschaft zum Beruf zu machen. Wir haben uns umgeschaut, wie es mit einem Campingplatz wäre. Und dann hat sich die Chance im Schwarzwald so ergeben, weil es in der Schweiz sehr schwierig ist, so etwas zu eröffnen. Der Schwarzwald ist auch nicht weit von unseren Töchtern entfernt, die in der Schweiz leben.

Priska: Ja, und der Campingplatz hat uns gefallen. Wir haben sofort gedacht: Er hat großes Potenzial.

Worin sahen Sie dieses denn?

Priska: In der Lage, das Haus an sich, die Möglichkeiten mit dem Restaurant und auch die Größe des Campingplatzes, er ist nicht zu groß. Das bleibt in einer familiären Größe und Atmosphäre. Es ist genau das, wonach wir gesucht haben, und auch, als wir selbst unterwegs waren: ein kleiner, feiner Campingplatz.

Welchem Zweck diente das Haus neben dem Campingplatz denn zuvor?

Vinzenz: In zwölf Jahren gab es hier drei Besitzer. So wie wir gehört hatten, hatte es nie richtig geklappt. Der Laden war wirtschaftlich gesehen ganz schön heruntergekommen. Das war für uns natürlich ein Risiko. Aber wir haben es in fünf Jahren aufgebaut und man kann sagen, dass man sich hier durchbringen kann, wenn man jeden Tag zwölf bis 13 Stunden in der Hauptsaison arbeitet und sich voll rein hängt.

Bei so viel Arbeitszeit bleibt sicherlich wenig übrig fürs Privatleben. Ist es deshalb so gut, dass Sie als Ehepaar den Campingplatz und das Restaurant gemeinsam betreiben?

Priska: Wir öffnen hier ja sieben Monate durchgängig. Privatleben ist in diesen sieben Monaten der Montag, da haben wir das Restaurant geschlossen und wirklich Zeit für uns. In der Vor- und Nachsaison ist es dann auch ein bisschen ruhiger. Und von daher geht es eigentlich ganz gut, weil wir wissen, Mitte Oktober schließen wir wieder und dann haben wir wieder fünf Monate Zeit, was anderes gemeinsam zu machen. Das motiviert eigentlich. Viele Menschen können sich nicht unbedingt vorstellen, gemeinsam mit dem Ehe- oder Lebenspartner ein Geschäft zu führen.

Schaffen Sie das ganz ohne Reibereien? Oder schweißt Sie die berufliche Zusammenarbeit eher zusammen?

Priska: Es gibt beides. Also am Anfang mussten wir herausfinden, wer was macht, damit wir uns nicht gegenseitig in die Quere kamen. Es schweißt natürlich auch zusammen, weil jeder von uns weiß, ohne den anderen geht es nicht.

Wo liegen Ihre Stärken oder was sind die jeweiligen Bereiche?

Priska: Also meine Stärke liegt sicherlich im Organisieren. Da ich vom Hotelfach komme, übernehme ich die Rezeption und alles, was mit Büroarbeiten zu tun hat.

Vinzenz: Ich bin hauptsächlich im Außenbereich tätig, helfe beim Service mit und erledige alles Handwerkliche, das so anfällt. Es ist genau das, was mir so gut gefällt: die unglaubliche Arbeitsvielfalt.

In der Schweiz sind die Löhne höher, einige Deutsche wandern deshalb aus. Bei Ihnen war es nun umgekehrt. Haben Sie Ihre Entscheidung jemals bereut?

Beide: Nein, nie. Vinzenz: Ich sehe darin sogar einen Trugschluss. Wenn man die Schweizer Löhne hört, dann heißt es zum Beispiel 5000 Euro netto. Für die Wohnungen und Güter müssen Sie aber im Vergleich mit Deutschland das Doppelte bezahlen. Dann hat eine schweizerische Familie mit zwei Kindern, wenn Sie einem normalen, handwerklichen Beruf nachgehen, unterm Strich netto nicht mehr Geld in der Tasche als eine deutsche Familie. Das kann ich in der Zwischenzeit beurteilen.

Wie verhielten sich die Halbmeiler anfangs? War es schwierig, sich einzugewöhnen?

Priska: Also am Anfang war es sicher so, dass die Halbmeiler natürlich sehr skeptisch waren. Sie hatten auf dem Gelände schon so viel erlebt: Mal war das Restaurant geöffnet, dann wieder geschlossen. Dann gab es einen Besitzerwechsel. Dann haben die Halbmeiler sicherlich gedacht, jetzt kommen die beiden Schweizer. Was wollen denn die hier machen?

Vinzenz: Sie kamen am Anfang auch erst einmal, um zu testen. Und mittlerweile ist eine so gute Beziehung zu den Halbmeilern und den Vereinen entstanden, dass sie sogar helfen, den Maibaum aufzustellen. Die Dorfbewohner kommen auch, um im öffentlichen Restaurant zu essen. Auch die Wolfacher und Schiltacher machen dies nun.

Welche exotischen Nationalitäten haben den Campingplatz schon besucht?

Priska: Also ganz große Ausnahmen waren die Australier. Amerikaner und Israeliten kommen regelmäßig. Die meisten sind aber schon Holländer, Deutsche, Schweizer.

Aller Anfang ist ja schwer. Was hat Sie motiviert?

Priska: Das Weiterkommen hat uns motiviert und als wir gemerkt haben, dass die Übernachtungszahlen steigen. Im Restaurant haben wir ganz einfach angefangen. Mein Mann war in der Küche und ich habe Bedienung und Rezeption gemacht. Wir hatten Glück mit unseren Koch, einem Allrounder. Dann konnten wir die Speisekarte anpassen. Auch die Resonanz der Besucher und Stammgäste sind eine große Motivation. Sie loben zum Beispiel: "Es ist so toll bei Ihnen, eine angenehme Atmosphäre". So mancher hat sich sogar wie zu Hause gefühlt. Das gibt einem Motivation und Sicherheit, weiterzumachen.

Vinzenz: Man bekommt die Dankbarkeit jeden Tag zurück. Die Wertschätzung ist für uns auch ein Bestandteil fürs Einkommen. Geld ist nicht alles im Leben. Wenn man Freude daran hat und das auch zurückbekommt, dann geht es einem persönlich gut. Und das haben wir.

Haben Sie Pläne für die Zukunft, wollen Sie das Areal erweitern oder am Konzept feilen?

Vinzenz: Also erweitern werden wir nicht. Wir wollen das, was hier ist, noch optimieren. Und es gibt ja immer wieder Innovationen.

Welche Arbeiten sind noch geplant?

Vinzenz: Wir könnten eine Küchenrenovierung machen und ein Abteil des Sanitärbereichs ausbauen. Die Campingplätze werden wir sanieren, da sind ein paar Wellen im Boden.

Priska: Der Hang hat gelebt in den letzten Jahren, wurde zum Teil schief. Das ist jetzt unser nächstes Projekt.  

Die Fragen stellte Melanie Steitz.