Die geplante Erweiterung des Hofs um einen Stall für 250 Bullen sorgt für hitzige Debatten. Foto: Ruppert

Gremium spricht sich erneut für Bau eines Stalls mit 250 Plätzen aus / Gegner üben Kritik

Einmal mehr hat der Bullenstall, der in Wittenweier errichtet werden soll, die Gemüter der Anlieger erhitzt. Immer wieder gaben Gegner des Stalls während der Ortschaftsratssitzung am Dienstag Kommentare ab, um ihren Missmut kund zu tun.

Wittenweier. Bereits im Juli 2013 wurde über den Bullenstall im Bereich Winkel-/ Hauptstraße beraten. Schon damals wurden Stimmen gegen die Ausweitung des dortigen Betriebs laut. Bei der Sitzung am Dienstag ging es eigentlich nur um einen Änderungsantrag. 2013 wurde die Baugenehmigung für das Bauvorhaben erteilt. Über mehrere Instanzen haben Gegner geklagt und verloren – das Vorhaben ist genehmigungsfähig.

Nun stellte der Antragsteller, der im Rahmen der Sitzung die Gelegenheit zur Äußerung bekommen hat, fest, dass die Pläne überarbeitet werden müssen. Insbesondere der Dachüberstand müsse erweitert werden, um die Tiere vor Unwetter und den Stall vor weiteren Verschmutzungen zu schützen. Daraus resultiert auch die Erhöhung des Dachs, um die Dachneigung einhalten zu können, sowie die Verschiebung des Gebäudes zur Einhaltung der Grenzabstände. Rund 250 Bullen sollen in dem Stall gehalten werden – ein weiterer Grund für die Gegner, ihre Kritik laut werden zu lassen.

Ortsvorsteher erinnert an Gemeindeordnung

Bereits im Rahmen der Frageviertelstunde äußerten sich die Gegner kritisch. Für sie sei der erste, noch kleinere Antrag Taktik gewesen, um eine Genehmigung zu erhalten. Eine Bürgerin fragte, ob überhaupt Brandschutzgutachten eingeholt worden sei. Schließlich sehe sie bei einem derart großen Gebäude angesichts der Stallbrände in Ottenheim und andernorts ein großes Risiko. "Wir müssen uns darauf verlassen, dass der Antrag mit fachlicher Kenntnis geprüft wurde", sagte Ortsvorsteher Sven Kehrberger.

Nicht nur während der Frageviertelstunde, die regelrecht zur Diskussionsrunde umfunktioniert wurde, sondern auch während der Sitzung warfen die Gegner immer wieder Bedenken ein oder gaben spitze Kommentare in Richtung des Antragstellers ab. So auch der Vorwurf, dass es sich bei der Unterbringung um keine artgerechte Haltung handle. "Schämen sollte man sich", sagte eine Zuhörerin erbost in Richtung des Landwirts. Mehrfach rief Kehrberger die Zuhörer zur Ruhe auf. "Dann müssen die Bürger nicht eingeladen werden, wenn sie nichts sagen dürfen", lautete ein Vorwurf in Richtung Kehrberger, der an die Gemeindeordnung erinnerte. Interessierte Bürger können demnach der Sitzung beiwohnen und dem Verlauf folgen. Die Möglichkeit Fragen zu stellen, gibt es lediglich in der Frageviertelstunde, die auch nicht als Diskussionsrunde dienen soll.

Wieder Ruhe in den Saal zu bringen, war hierbei keine einfache Angelegenheit. Den Gegnern stand die Empörung ins Gesicht geschrieben, als der Ortschaftsrat der Änderung zustimmte und dem Bauausschuss vorschlug, das Einvernehmen zu erteilen. Abschließend betonte Georg Zeller (FW) nochmals, dass der Ortschaftsrat weder zu fachlichen noch zu rechtlichen Angelegenheiten Antworten geben könne. Dies obliege allein der Genehmigungsbehörde. Er sehe in diesem Antrag jedoch kein Problem, da die Bauvorschriften eingehalten worden seien. Auch Ortsvorsteher Kehrberger betonte, dass er verstehen könne, dass nicht jeder über alles erfreut sei. Dennoch sei Wittenweier ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, in dem man die Weiterentwicklung nicht verwehren könne.

Der Sitzung fern geblieben war Bernard Parisot. "Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen", sagt der Anwohner. Er wollte nicht an einem emotionalen Wortgefecht teilnehmen. Als Gegner des Bullenmastbetriebs hat er sich jedoch eine kreative Lösung einfallen lassen, seinen Unmut kund zu tun: "Ich habe ein Schild beschrieben und es passend zur Landwirtschaft an einem Traktor vor der Tür befestigt." Nach den Prozessen hat er die Hoffnung aufgegeben die Erweiterung in unmittelbarer Nachbarschaft noch verhindern zu können, "aber ich kann trotzdem zeigen, was ich davon halte".

Er wolle "kein böses Blut" und gibt nur zu bedenken, dass seine Nachbarn und er rund um die Uhr von dem Gestank und dem Lärm belästigt sein werden: "Wäre ich jünger, würde ich vielleicht wegziehen und noch mal neuanfangen."