Zwar hat sich ein Verein gefunden, der das Frauenhaus weiterführt. Wie es langfristig weitergeht, ist aber unklar. Foto: Schauer

Insolvenz: Subvention für Träger gestrichen / Verein für Opfer häuslicher Gewalt "Regain" aufgelöst

Im Straßburger "Frauenhaus für Opfer häuslicher Gewalt" geht die Angst um. Dessen Träger, der Verein "Regain" (Wiedergewinnung), stand am 18. Oktober vor dem Insolvenzrichter. "Regain" wurde wegen mangelnder Liquidität aufgelöst.

Straßburg. Der Verein – 1933 gegründet – hatte im April erklärt, zahlungsunfähig zu sein. Zuvor hatte der Generalrat des Départements Bas-Rhin "Regain" die jährliche Subvention von 170 000 Euro gestrichen. Das übliche Jahresbudget liegt bei rund 700 000 Euro. Denn das Frauenhaus des Vereins ist im Jahr für mehr als 160 Frauen (oft mit Kindern), die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, eine Herberge.

Zwar hat der Verein "Home Protestant" – seit Jahrzehnten in den gleichen sozialen Bereichen wie "Regain" aktiv – angeboten, das Frauenhaus weiterzuführen. Und der Richter hat der Übernahme zugestimmt, sodass es ab November eine neue Direktion im Frauenhaus in Neudorf gibt. Dennoch wird befürchtet, dass es nicht wie gewohnt weitergeht.

Von 13 Mitarbeitern können nur acht bleiben

Derzeit sind dort 50 Frauen – 28 im Haus und 22 in Wohnungen – mit einigen Kindern untergebracht. Von den 13 Mitarbeitern sollen ab November aber nur acht bleiben. Auch wenn Geneviève Daune-Anglard, Präsidentin von "Regain", am Tag vor der Vereinsauflösung also noch sagte: "Zwischen wenig und gar nichts ist wenig noch immer die bessere Lösung." Wie es in dem ehemaligen Haus der Schwestern vom Heiligen Kreuz aus dem Jahr 1900 auf lange Sicht weitergeht, scheint ungewiss. Ende 2007 war das Gebäude vom neuen Eigentümer, der Wohnungsgesellschaft "Habitation moderne", für den Einzug von "Regain" für rund 800 000 Euro renoviert worden.

Dass der Generalrat die Subvention gestrichen hat, ist für viele unverständlich und verärgert sie. "Ein Danke an den Staat. Was also meinem Mann nicht gelungen ist, Frankreich kann es", ärgert sich Suzanne. "Sie hat sich zu uns geflüchtete, weil ihr Mann Hand an sie legte, um sie umzubringen", erklärt Daune-Anglard von "Regain" die Bitterkeit von Suzanne und den anderen. "Bei uns sind die Frauen sicher und können wieder Frieden gewinnen. Das ist – nein, das war ›Regain‹", stellt Daune-Anglard enttäuscht fest.

"Als ich vor dem Insolvenzrichter stand, verhandelte quasi nebenan das Schwurgericht gegen einen Mann wegen eines Mordversuchs an seiner Frau und Gewalt am 15 Jahre alten Kind", schildert Daune-Anglard den Tag der Verhandlung.

1100 Übernachtungen allein als Notfälle

"Regain" sei nicht nur für die mehr als 160 Frauen mit Kindern im Jahr da, die zwischen drei Monaten und drei Jahren als Opfer häuslicher Gewalt betreut würden. Letztes Jahr seien auch 1100 Übernachtungen als akute Notfälle zusammengekommen.

"Im Januar hat uns der Generalrat wissen lassen, dass es keine Subventionen mehr gibt. Der Generalrat wollte vor den und um die Regionalwahlen im Dezember wohl politischen Ärger vermeiden. Also rückte er erst im Januar damit raus", vermutet Daune-Anglard.

Dem Verein sei so keine Zeit geblieben, um den laufenden Haushalt mit fast einem Viertel weniger zu arrangieren. Niemand sei eingesprungen. "Das war für ›Regain‹ der Todesstoß. Frauen als Opfer häuslicher Gewalt haben für Politiker keine Priorität", konstatiert Daune-Anglard mit Enttäuschung und Unverständnis für diese "soziale Unvernunft".